(Neu: mit Äußerungen Audretsch 2. Absatz)
BERLIN (dpa-AFX) – In der Debatte über den Umgang mit Flüchtlingen gibt es Forderungen aus Wirtschaft und Politik, die Arbeitsaufnahme zu beschleunigen. So spricht sich Handwerkspräsident Jörg Dittrich für eine unbürokratische Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt aus. „Wir müssen da viel pragmatischer werden. Ein Unternehmer sollte selbst entscheiden, wen er in seinem Betrieb beschäftigen kann. Das sollte ohne Sprachtests und Integrationskurse möglich sein“, sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Wenn jemand arbeite, lerne er die Sprache möglicherweise schneller und integriere sich leichter.
Unterstützung kam von der Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Katharina Dröge. „Wir brauchen endlich eine vollständige Abschaffung der vielfach noch bestehenden Arbeitsverbote für Geflüchtete. Das ist sinnvoll und kurzfristig umsetzbar“, sagte Dröge den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Ihr Vize Andreas Audretsch fügte hinzu, CDU und CSU hätten über Jahrzehnte absurde Arbeitsverbote durchgesetzt. Das verschenke Potenziale, verhindere Integration und schade der Wirtschaft. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz habe die Ampel wichtige Schritte in die richtige Richtung gemacht. Aus einer Duldung zur Ausbildung könne nun etwa eine Aufenthaltsgenehmigung werden.
Die Grünen reagierten damit auch auf einen Vorstoß des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg hatte sich dafür ausgesprochen, Flüchtlingen mit Bleibeperspektive von Anfang an die Arbeitsaufnahme zu gestatten. Der Bedarf am Arbeitsmarkt sei da.
Dröge betonte aber auch: „Wir sollten die Kommunen jetzt nicht mit Scheinlösungen und Symbolpolitik belasten. Verpflichtende gemeinnützige Arbeit für Geflüchtete wäre eine große bürokratische Belastung für die Kommunen.“ Dies gelte auch für die Forderung nach Sachleistungen. „Weniger statt mehr Bürokratie – und vor allem die Möglichkeit für Geflüchtete, ab dem ersten Tag in Deutschland zu arbeiten. Das wäre eine tatsächliche Entlastung für die Kommunen.“
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach sich dafür aus, dass mehr Asylbewerber arbeiten können. „Ich teile das Verständnis vieler Menschen, die sagen: Wenn da Arbeit ist, die getan werden muss, und da ist jemand, der sie tun könnte, dann soll er das auch machen“, sagte Scholz dem SWR. Man dürfe allerdings die Themen Flucht und Verfolgung nicht mit Arbeitskräfteeinwanderung verwechseln.
„Ich erwarte von den Bundesländern spätestens zum nächsten Migrationsgipfel ein Konzept, wie die Ausländerbehörden künftig Arbeitserlaubnisse digital und unbürokratisch erteilen“, sagte der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Zudem sei die Anerkennung von Berufsabschlüssen ein wichtiges Thema.
Auch der Logistikkonzern DHL, der viele Flüchtlinge beschäftigt, regte Erleichterungen an. „Für eine frühzeitige Integration in den Arbeitsmarkt wäre es aus unserer Sicht förderlich, die Arbeitsverbotsdauer zu minimieren“, sagte eine Sprecherin der „FAS“. Es sei wichtig, „eine frühe Kontaktaufnahme zwischen Unternehmen und Erwerbswilligen zu ermöglichen“.
Geflüchtete können in Deutschland prinzipiell nach drei Monaten eine Beschäftigung aufnehmen. Das sei aber mit zu vielen Ausnahmen versehen, kritisierte Handwerkspräsident Dittrich – und sollte dringend überarbeitet werden. „Die zuständigen Behörden sind mehr denn je aufgefordert, hier ihren Ermessensspielraum ausbildungs- und beschäftigungsfreundlich auszulegen.“
SPD-Chefin Saskia Esken sagte den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: „Viele, die arbeiten wollen, dürfen nicht. Das müssen wir überwinden, indem wir Beschäftigungsverbote abbauen. Wenn sich ein Betrieb findet, der jemanden einsetzen will, dann darf kein Beschäftigungsverbot das verhindern.“ Ausländische Abschlüsse müssten zudem schneller anerkannt werden. „Das dauert alles viel zu lange.“ /hgo/DP/zb
The translation provided is as follows:
(New: with statements by Audretsch 2nd paragraph)
BERLIN (dpa-AFX) – In the debate about how to deal with refugees, there are demands from business and politics to speed up their integration into the labor market. Jörg Dittrich, President of the German Confederation of Skilled Crafts, advocates for an uncomplicated integration of refugees into the labor market. „We need to become much more pragmatic about this. An entrepreneur should be able to decide for themselves whom they can employ in their company. This should be possible without language tests and integration courses,“ said Dittrich in an interview with the „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Saturday). If someone works, they may learn the language faster and integrate more easily.
Green Party parliamentary group leader Katharina Dröge also expressed her support. „We finally need to completely abolish the still existing bans on employment for refugees. This is a sensible and feasible measure in the short term,“ Dröge said in an interview with the Funke Media Group. Her deputy, Andreas Audretsch, added that the Christian Democratic Union and the Christian Social Union had enforced absurd employment bans for decades. This wastes potential, prevents integration, and harms the economy. The Amber coalition has taken important steps in the right direction with the Skilled Immigration Act. A temporary permit for education and training can now become a residence permit.
The Greens were also responding to a proposal from the German Association of Cities and Municipalities. CEO Gerd Landsberg had advocated allowing refugees with long-term prospects of staying in the country to start working from the beginning. The demand in the labor market is there.
However, Dröge also emphasized: „We should not burden the municipalities now with pseudo solutions and symbolic politics. Mandatory community service for refugees would be a major bureaucratic burden for the municipalities.“ This also applies to the demand for in-kind services. „Less bureaucracy instead of more – and above all, the possibility for refugees to start working in Germany from day one. That would be a real relief for the municipalities.“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) also spoke out in favor of allowing more asylum seekers to work. „I understand the perspective of many people who say: If there is work that needs to be done and someone is available to do it, then they should be allowed to,“ Scholz told SWR. However, he stressed that the issues of migration and persecution should not be confused with labor immigration.
„I expect the federal states to present a concept at the next migration summit on how the immigration authorities can issue work permits digitally and without bureaucracy,“ said Christian Dürr, chairman of the FDP parliamentary group, in an interview with the „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS). The recognition of professional qualifications is also an important issue.
DHL, a logistics company that employs many refugees, also proposed easing restrictions. „For early integration into the labor market, it would be beneficial, from our perspective, to minimize the duration of employment bans,“ said a spokesperson for the FAS. It is important to „facilitate early contact between companies and those willing to work.“
In Germany, refugees can generally take up employment after three months. However, there are too many exceptions, according to Handwerkspräsident Dittrich, and this should be urgently revised. „The responsible authorities are more than ever called upon to interpret their discretionary powers in a manner that is friendly to education and employment.“
SPD leader Saskia Esken told the newspapers of the Mediengruppe Bayern: „Many people who want to work are not allowed to. We have to overcome this by dismantling employment bans. If a company finds someone they want to hire, no employment ban should prevent that.“ Foreign qualifications must also be recognized more quickly. „All of this takes far too long.“ /hgo/DP/zb