Krankheiten in Krisengebieten verhindern – DW – 11.09.2023

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Krankheiten in Krisengebieten verhindern – DW – 11.09.2023


Nach schweren Erdbeben wie Anfang September 2023 in Marokko oder Flutkatastrophen wie in Südosteuropa können sich Infektionskrankheiten oftmals sehr schnell verbreiten, es kann zu medizinischen Notfällen bis hin zu Epidemien kommen.

Aber nicht nur bei Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Überflutungen, sondern auch bei Kriegen und Flucht können Infektionskrankheiten die Krisensituation zusätzlich verschärfen. In den Erdbeben-Gebieten in der Türkei und in Syrien warnten Experten im Februar 2023 vor Ansteckungen.

Nach den Überflutungen in Pakistan im Sommer 2022 breiteten sich sowohl Cholera als auch Typhus aus. In den Krisengebieten im Libanon und in Syrien gab es ebenfalls Cholera-Ausbrüche. Auch in der Ukraine wurden Cholera-Fälle gemeldet.

Cholera und Typhus treten häufig auf 

Diese Krankheiten können sich in Krisengebieten ausbreiten:

  • Durchfallerkrankungen wie Cholera und Typhus werden oft durch verschmutztes Wasser übertragen, was in vielen Krisengebieten ein Problem ist. 
  • Hepatitis kann sich durch Fäkalien bei schlechten hygienischen Bedingungen ausbreiten.
  • COVID-19, Influenza und andere Erkrankungen, die über die Atemluft übertragen werden, sind vor allem bei Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften wie Turnhallen oder Zelten ein Problem.
  • Malaria und Dengue-Fieber werden durch Mücken übertragen und sind vor allem in überfluteten Gebieten eine Gefahr.

Ob und wie schwer Krankheiten in Krisengebieten ausbrechen, ist schwer zu prognostizieren. „Es kommt sehr auf den Kontext an“, sagt Parnian Parvanta, Ärztin und stellvertretende Vorsitzende der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen Deutschland. „Im Nordwesten Syriens etwa waren die medizinische Versorgung und die hygienischen Bedingungen schon vor dem Erdbeben sehr schlecht. Umso härter wurden die Menschen (…) durch das Erbeben getroffen.“ 

Es kommt also sehr auf die individuelle Situation: zum Beispiel, wie viel Infrastruktur noch vorhanden ist, wie viele Menschen betroffen sind – und vor allem darauf, wie schnell Unterstützung vor Ort ist.

Ein Kind liegt auf einer Trage und wird verarztet.
Cholera breitet sich häufig in Krisengebieten aus – wie hier in einem Flüchtlingslager im LibanonBild: Marwan Naamani/picture alliance/dpa

Menschen benötigen vor allem sauberes Trinkwasser

Hilfsorganisationen versuchen vor Ort, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern oder zu stoppen. Die wichtigste Maßnahme ist laut Expertin Parvanta, für sauberes Trinkwasser zu sorgen. „Das ist essenziell.“

Neben sauberem Trinkwasser gehören diese Punkte zu den wichtigsten Maßnahmen: 

  • Zugang zu Sanitäranlagen wie Toiletten sicherstellen
  • Abwasser sicher ableiten
  • Hygieneprodukte wie Seife und Desinfektionsmittel verteilen
  • Notwendige Medikamente und Arzneimittel organisieren
  • Mobile Kliniken einrichten, um Menschen schnell zu versorgen
Drei Kinder spielen in einem Kanal im Libanon.
In Krisengebieten fehlt es oft an sauberem TrinkwasserBild: Mohamed Azakir /REUTERS

Nicht nur an Infektionskrankheiten denken 

Außerdem können Krisen wie Kriege und Naturkatastrophen dazu führen, dass Grunderkrankungen wie Diabetes oder chronische Lungenerkrankungen nicht ausreichend versorgt werden. Auch die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen ist oft ein Problem.

Zudem werden Impfkampagnen, etwa gegen Masern oder Polio, in Krieg- und Krisensituationen oft verlangsamt oder müssen ausgesetzt werden. Das führt dazu, dass weniger Menschen gegen diese Krankheiten geschützt sind und sich Infektionen häufen. „An Orten, an denen viele Geflüchtete sind, gibt es oft ein erhöhtes Risiko für die Ausbreitung von Masern“, sagt Ärztin Parvanta.

Mindestens genauso wichtig wie die rasche Unterstützung vor Ort ist daher auch der Wiederaufbau der kritischen Infrastruktur wie Krankenhäuser und Arztpraxen.



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