Zehn Berufe und die ungleiche Gehaltsverteilung in Deutschland
Einblick in die Gehaltsstrukturen in Deutschland
In Deutschland spielen verschiedene Faktoren eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung der Gehälter. Die jüngste Analyse von Kununu, durchgeführt für FOCUS online, zeigt, dass der Lohn nicht nur vom Beruf abhängt, sondern auch stark von der Branche, der Berufserfahrung, dem Wohnort und dem Geschlecht beeinflusst wird. Die Datengrundlage umfasst mehrere hunderttausend Gehaltsangaben, die zwischen dem 1. Januar 2023 und dem 5. Dezember 2025 erfasst wurden. Untersucht wurden zehn verbreitete Berufe, die von Softwareentwicklern über Projektmanager bis hin zu kaufmännischen Angestellten reichen. Die Resultate dieser Analyse werfen ein Licht auf die Komplexität des deutschen Arbeitsmarktes und die damit verbundenen Gehaltsunterschiede.
Die Analyse verdeutlicht, dass der Arbeitsmarkt zwar leistungsorientiert ist, jedoch keine homogene Gleichheit in der Vergütung herrscht. Erfahrung und Verantwortung sind klare Einflussfaktoren auf das Einkommen, während der Wohnort signifikante Unterschiede in der Gehaltshöhe hervorrufen kann. Zudem bleibt der Gender Pay Gap ein aktuelles Thema und zeigt, dass geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede nach wie vor bestehen.
Gehalt im Beruf: Marktanalysen und Rankings
Die Gehaltsunterschiede zwischen den verschiedenen Berufen sind groß. Ingenieure führen die Liste der bestbezahlten Berufsgruppen an und verdienen im Schnitt 69.140 Euro pro Jahr. Produktmanager folgen mit einem Jahresgehalt von etwa 66.320 Euro, während Projektmanager, die oft für die Koordination von Projekten verantwortlich sind, durchschnittlich 63.131 Euro erhalten. Softwareentwickler, die in der Vergangenheit oftmals als die neue Elite angesehen wurden, finden sich mit einem Gehalt von 61.663 Euro im oberen Mittelfeld wieder. Am unteren Ende der Gehaltsskala stehen kaufmännische Angestellte mit 42.378 Euro und Sachbearbeiter, die mit 42.494 Euro vergütet werden. Diese Unterschiede verdeutlichen den Wert, der den verschiedenen Berufen von der Wirtschaft beigemessen wird.
Die Verantwortung in einem Beruf garantiert nicht automatisch ein hohes Einkommen. So wird beispielsweise ein Projektmanager, der hohe Komplexität und Schnittstellen koordinieren muss, durchschnittlich weniger verdienen als ein Ingenieur, der mit technischen Lösungen betraut ist. Diese Diskrepanz weist auf die unterschiedlichen Marktmechanismen und Logiken hin, die die Gehälter in verschiedenen Berufsfeldern beeinflussen.
Gender-Pay-Gap: Eine Realität, die besteht
Ein auffälliges Muster, das sich durch die Analyse der Gehälter zieht, ist die Tatsache, dass Männer in nahezu allen untersucht Berufsgruppen im Durchschnitt mehr verdienen als Frauen. Dies ist ein strukturelles Problem und betrifft jedes der zehn Berufe, die analysiert wurden. Die größten Gehaltsunterschiede finden sich bei Produktmanagern, bei denen Männer rund 11.000 Euro mehr verdienen. Bei Projektmanagern liegt die Differenz bei etwa 10.000 Euro, während Controller mit einem Abstand von knapp 9.000 Euro konfrontiert sind.
Selbst in Bereichen, die traditionell von Frauen dominiert sind, wie im HR-Management, bleibt der Gehaltsunterschied bestehen. Männer verdienen dort im Durchschnitt 59.123 Euro, während Frauen 56.258 Euro erhalten. Diese persistente Lücke zeigt, dass der Gender Pay Gap kein temporäres Phänomen ist, sondern eine tief verwurzelte Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt darstellt.
Einfluss von Führung und Erfahrung auf die Gehälter
Führungskompetenz hat einen erheblichen Einfluss auf das Einkommen. Für Mitarbeiter, die in Führungspositionen arbeiten, kann sich dies finanziell stark auswirken, auch wenn die Ergebnisse je nach Beruf variieren. Bei Ingenieuren führt die Übernahme von Personalverantwortung zu einem durchschnittlichen Gehaltszuwachs von etwa 10.000 Euro, während Produktmanager mit einem Aufschlag von 12.000 Euro rechnen können. Controller profitieren ebenfalls von einem Zusatzverdienst von fast 9.000 Euro.
Ein weiterer entscheidender Faktor, der die Gehälter beeinflusst, ist die Berufserfahrung. Über alle untersuchten Berufe hinweg variiert das Einkommen beträchtlich mit zunehmender Erfahrung. Mitarbeiter mit 0 bis 3 Jahren Berufserfahrung verdienen häufig zwischen 45.000 und 55.000 Euro, während Fachkräfte mit über 10 Jahren Erfahrung oftmals 70.000 Euro und mehr erhalten können. Ingenieure verzeichnen hier einen besonders starken Anstieg, der von 57.080 Euro auf 79.063 Euro pro Jahr reicht.
Regionalität und Branchenunterschiede in der Gehältern
Der Wohnort hat einen erheblichen Einfluss auf die Gehaltshöhen. Großstädte wie München, Frankfurt und Stuttgart führen in zahlreichen Berufen das Gehaltsranking an. So verdienen Controller in München im Durchschnitt 68.006 Euro und Softwareentwickler dort 67.450 Euro. Im Gegensatz dazu finden sich Städte wie Leipzig oder Dresden am Ende der Gehaltsskala, bei denen die Unterschiede teilweise im hohen vierstelligen bis niedrigen fünfstelligen Bereich liegen.
Das gleiche Ungleichgewicht zeigt sich auch zwischen den einzelnen Bundesländern. Baden-Württemberg, Bayern und Hessen gelten als die wohlhabendsten, während Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen am unteren Ende der Gehaltsskala angesiedelt sind. Diese regionalen Unterschiede spiegeln die wirtschaftliche Lage und die Lebenshaltungskosten wider und verdeutlichen, dass der Wohnort einen entscheidenden Einfluss auf das Einkommen hat.
Zudem ist die Branche ein wesentlicher Faktor. Im Vergleich zu ähnlichen Berufen können die Gehälter je nach Branche teils um mehr als 20.000 Euro variieren. Controller erzielen beispielsweise in der Chemie im Schnitt 71.160 Euro, während sie in der Gesundheitsbranche nur 46.834 Euro verdienen. Branchen, die kapitalintensiv und margenstark sind, zahlen entsprechend besser, während niedriger bezahlte Sektoren wie die klassische Dienstleistung niedrigere Gehälter bieten.
Fazit: Ein differenzierter Arbeitsmarkt
Die Analyse des deutschen Arbeitsmarktes zeigt, dass es zahlreiche Faktoren gibt, die die Gehälter bestimmen. Während Erfahrung und Verantwortung Schlüsselrollen spielen, haben auch Geschlecht und Wohnort erheblichen Einfluss. Die bestehenden Unterschiede sind beispielhaft für die Notwendigkeit, mehr Transparenz im Gehaltsgefüge zu schaffen und zu gewährleisten, dass gleiche Chancen nicht nur eine theoretische Perspektive bleiben, sondern tatsächlich in Gleichheit der Einkommen münden.

