Einführung: Die Messung von Eliten in Deutschland

Tomas Casas Klett hat sich zum Ziel gesetzt, die Qualität von „Eliten“ in verschiedenen Bereichen, insbesondere in Politik und Wirtschaft, messbar zu machen. Der Elite Quality Index (EQx), der seit 2020 jährlich von einem wissenschaftlichen Team der Universität St. Gallen veröffentlicht wird, zielt darauf ab, den Einfluss von Entscheidungen und Handlungen dieser Eliten auf das Gemeinwohl zu bewerten. Der Index arbeitet mit einer Vielzahl von Indikatoren, um herauszufinden, wo Eliten durch ihr Handeln Mehrwert für die Gesellschaft schaffen oder wo sie lediglich bestehende Werte abschöpfen.

In diesem Kontext hat Deutschland eine bemerkenswerte Stellung eingenommen. Der EQx bewertet die Leistung anhand von 149 verschiedenen Indikatoren aus länderübergreifenden Datensätzen. Casas Klett macht deutlich, dass die Analyse nicht individueller Akteure, sondern der zugrunde liegenden „Geschäftsmodelle“ von Eliten geschieht. Er betont, dass die öffentliche Diskussion oftmals auf Persönlichkeiten fokussiert, während die entscheidenden Aspekte der Wertschöpfung und der entsprechenden Modelle oft ausgeblendet bleiben.

Die Rolle Deutschlands im Elite Quality Index

Im EQx 2025 zeigt sich Deutschland in einem gemischten Licht, das je nach betrachteten Aspekten von gut bis durchwachsen reicht. Der Index offenbart die Stärken des Landes im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen, die global zu den besten gehören. Dennoch existieren erhebliche Herausforderungen, insbesondere bei den großen Unternehmen, die oft durch Bürokratie und mangelnde Innovation gekennzeichnet sind. Dies hat zur Folge, dass Deutschland Schwierigkeiten hat, mit dem dynamischen Wandel in der globalen Wirtschaft Schritt zu halten.

Ein zentrales Problem stellt die mangelnde Zirkulation der Eliten dar. Während andere Länder, wie die USA und China, in der Lage sind, sich ständig neu zu erfinden und innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, läuft Deutschland Gefahr, in antiquierten Modellen steckenzubleiben. Dies betrifft insbesondere traditionelle Industrien, die nicht immer in der Lage sind, sich dem technologischen und wirtschaftlichen Wandel anzupassen.

Die Analyse des EQx verdeutlicht ebenfalls, dass Demokratie in der Beurteilung der Qualität von Eliten nicht das zentrale Kriterium darstellt. Vielmehr sind die Fähigkeit zur Werte­schöpfung und die Frage, ob Unternehmen nachhaltig im Interesse der Allgemeinheit handeln, entscheidend. In diesem Kontext zeigt sich, dass auch autoritäre Systeme in der Lage sind, wirtschaftlichen Wert zu erzeugen, wenn die entsprechenden Geschäftsmodelle vorhanden sind.

Chancen und Herausforderungen der deutschen Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft zeichnet sich durch eine Vielzahl von hochqualifizierten Arbeitskräften aus, vor allem in den Bereichen Ingenieurwesen und Gesundheitswesen. Diese Stärken sind im EQx deutlich sichtbar, und Deutschland erzielt hier gute Bewertungen. Trotz dieser positiven Aspekte fehlt es jedoch an der notwendigen Risikobereitschaft und dem Unternehmergeist, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Der Vergleich mit den USA zeigt, dass das dortige Risikokapital eine entscheidende Rolle spielt und Innovationen vorantreibt, die in Deutschland oft im Keim erstickt werden.

Ein wesentliches Hindernis ist das Pensions- und Rentenkassensystem, das nicht ausreichend Anreize bietet, in risikobehaftete, aber potenziell lukrative Projekte zu investieren. Der Mangel an Risikokapital wirkt sich negativ auf die Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle aus und hindert die deutsche Wirtschaft daran, global wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Analyse von Casas Klett macht deutlich, dass die Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Generationen im Gleichgewicht stehen müssen. Um die Stärken des Bildungssystems und des Gesundheitswesens einzubeziehen, ist es nötig, eine Kultur des unternehmerischen Denkens zu fördern, die sowohl Innovationsgeist als auch Risikobereitschaft umfasst.

Die internationale Perspektive auf Eliten und deren Einfluss

Der EQx verdeutlicht, dass verschiedene Länder unterschiedliche Wege beschreiten, um wirtschaftlichen Wert zu schaffen. Während Singapur mit einer stabilen Regierung und einer starken Wertschöpfung überzeugt, beweisen Länder wie China, dass sie in der Lage sind, sich kontinuierlich neu zu erfinden und neue Geschäftsmodelle erfolgreich zu implementieren. Dies wird oft durch massive staatliche Unterstützung und Investitionen in innovative Bereiche erreicht.

Casas Klett hebt hervor, dass die Wandlungsfähigkeit, die in den letzten Jahrzehnten zu beobachten war, ein entscheidender Vorteil für Länder wie die USA und China ist. Beide Nationen schaffen es, neue Branchen zu etablieren und bestehende Geschäftsmodelle kontinuierlich zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Dies ist in Deutschland nur bedingt der Fall, was die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gefährdet. Insbesondere die stagnierenden großen Unternehmen, die oft durch bürokratische Hürden eingeschränkt sind, müssen lernen, flexibler und anpassungsfähiger zu agieren.

Die Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, sind vielschichtig. Ein zentraler Aspekt ist die Notwendigkeit, die bestehenden Strukturen zu hinterfragen und innovative Denkansätze zu fördern. Nur durch die Kombination von traditionellem Wissen und modernen Ansätzen kann Deutschland im globalen Kontext bestehen bleiben.

Fazit: Herausforderungen und Potenziale der Eliten in Deutschland

Insgesamt zeigt der Elite Quality Index, dass Deutschland in einigen Schlüsselbereichen gut aufgestellt ist, jedoch erhebliche Herausforderungen bewältigen muss, um in der globalen Wirtschaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Zirkulation von Eliten, die Förderung von innovativen Geschäftsmodellen und eine stärkere Risikobereitschaft sind entscheidend, um die künftige Entwicklung zu sichern. Während kleine und mittlere Unternehmen auf einem hohen Niveau agieren, stehen große Unternehmen vor der Notwendigkeit, sich anzupassen, um nicht in der Vergangenheit steckenzubleiben. Der EQx bietet wertvolle Einsichten und Hinweise, wie Lösungen für diese Herausforderungen gefunden werden können.