WHO-Leitlinien zum Schutz von Kindern vor ungesunder Werbung
Einführung eines neuen Ernährungskatalogs der WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen neuen Ernährungskatalog veröffentlicht, der darauf abzielt, Kinder vor der Werbung für ungesunde Lebensmittel und Getränke zu schützen. Dieses Modell für Nährstoffprofile (NPM) von WHO/Europa ermöglicht eine klare Klassifizierung von Lebensmitteln, um zu bestimmen, welche Produkte als gesund genug gelten, um sie an Kinder zu vermarkten. Politische Entscheidungsträger können mithilfe dieses Modells Maßnahmen entwickeln, die zur Verbesserung des Nährwerts von Ernährungsweisen beitragen und entsprechende Überwachungsinitiativen unterstützen. Ziel ist es, den Druck auf Kinder zu verringern und die Vermarktung gesünderer Essgewohnheiten zu fördern, um so das Risiko nichtübertragbarer Krankheiten zu minimieren.
Das aktualisierte Modell wurde in Zusammenarbeit mit 13 Mitgliedstaaten der WHO entwickelt und angepasst. Dabei wurden wissenschaftliche Entwicklungen sowie Veränderungen in politischen und kulinarischen Umfeldern berücksichtigt, die seit der ursprünglichen Formulierung des Modells im Jahr 2015 vorgenommen wurden.
Hintergründe zur ungesunden Ernährung
Ein unzureichendes Ernährungsverhalten ist eine der Hauptursachen für Krankheiten und Sterbefälle in der Europäischen Region der WHO. Rund 50 % der Bevölkerung in 46 von 53 Ländern leiden unter Übergewicht oder Adipositas, und ein Drittel der Kinder ist betroffen. Übergewicht im Kindesalter birgt das Risiko, dass diese Problematik ins Erwachsenenalter übergeht und Kinder somit anfälliger für schwere Krankheiten wie Diabetes und Krebs werden. Aufgrund ungesunder Ernährungsgewohnheiten sterben in der Europäischen Region jährlich über eine Million Menschen.
Dr. Kremlin Wickramasinghe, kommissarischer Leiter des Europäischen Büros der WHO, führt an, dass viele Marken ungesunde Produkte gezielt an Kinder vermarkten. Die in zahlreichen Ländern bislang praktizierten Selbstregulierungsansätze haben sich als ineffizient erwiesen, um Kinder vor dieser Werbeexposition zu schützen. Der neu entwickelte Katalog soll als Leitfaden fungieren, um festzulegen, welche Lebensmittel für die Vermarktung an Kinder geeignet sind, und gleichzeitig Entscheidungsträger bei der Schaffung gesunder Lebensmittelumfelder unterstützen.
Schutz der Kinderernährung
Die zweite aktualisierte Ausgabe des NPM ist eines der Instrumente der WHO zur Bekämpfung der hohen Krankheitslast, die durch ungesunde Ernährung und die damit verbundenen nichtübertragbaren Krankheiten entstehen. Dieses Tool wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Mike Rayner von der Universität Oxford entwickelt und durch die Best-ReMaP Joint Action der Europäischen Union unterstützt. Zu den Krankheiten, die im Zusammenhang mit einer ungesunden Ernährung stehen, gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und verschiedene Krebsarten. Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet durch die unethische Vermarktung von Lebensmitteln über diverse Kanäle wie Fernsehen, Online-Spiele und soziale Medien.
Die Werbung kann gezielt auf Kinder ab einem Alter von drei Jahren ausgerichtet sein, was verdeutlicht, wie wichtig es ist, klare Richtlinien bezüglich der Vermarktung von Lebensmitteln für Kinder bereitzustellen. Durch die Erstellung von Nährwertprofilen wird es möglich, eine effektive Klassifizierung von Lebensmitteln vorzunehmen, sodass nicht angemessene Werbetechniken, die sich an Kinder richten, eingeschränkt werden können.
Entwicklung eines neuen Modells für Säuglingsnahrung
Zusätzlich hat das Fachzentrum für nichtübertragbare Krankheiten in Zusammenarbeit mit dem WHO Kooperationszentrum für ernährungsbezogene Epidemiologie an der Universität Leeds ein neues Modell für Nährwert- und Verkaufsförderungsprofile (NPPM) entwickelt. Dieses Modell nutzt Informationen, die auf Produktverpackungen zu finden sind, um die Qualität kommerzieller Säuglingsnahrung für Kleinkinder bis zu drei Jahren zu bewerten.
Dieses neue Nährwertprofil-Modell ist ein Meilenstein, da es sich speziell auf Säuglingsnahrung konzentriert. Dr. Wickramasinghe hebt hervor, dass es nicht nur die Nährstoffe bewertet, sondern auch die vom Angebotener angewandten Verkaufsförderungstechniken analysiert. Das Tool ist online für alle relevanten Akteure zugänglich und ermöglicht eine umfassende Bewertung des Marktes für Säuglingsnahrung im nationalen Kontext. Solche Daten spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung evidenzbasierter Handlungskonzepte.
Fazit: Stärkung der Kindergesundheit durch regulierte Ernährung
Der neue Ernährungskatalog der WHO markiert einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit und zum Schutz der ab diesem frühen Alter gefährdeten Kinder. Die Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Ernährungsprofile sowie die Bereitstellung von klaren Richtlinien für die Vermarktung von Lebensmitteln an Kinder ist entscheidend, um die Gesundheitsrisiken in der Zukunft zu senken. Der Schutz der Ernährung von Kindern und die Verbesserung ihrer Essgewohnheiten sind essentielle Bausteine, um gesundheitlichen Gefahren in der Europäischen Region entgegenzuwirken.