Einführung zur EU-KI-Verordnung

Die EU-KI-Verordnung, die ab Februar 2025 in Kraft tritt, setzt neue Maßstäbe für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Europa. Dies stellt insbesondere den Mittelstand vor bedeutende Herausforderungen in Bezug auf Compliance. Der Rechtsrahmen, der im AI Act festgelegt ist, verfolgt das Ziel, Innovationen zu fördern und gleichzeitig Grundrechte und Sicherheitsaspekte zu wahren. Das grundlegende Prinzip besteht darin, dass KI-Anwendungen mit höherem Risiko strengen regulativen Anforderungen unterliegen. Die Unternehmen sind aufgefordert, sich schnell vorzubereiten, um rechtliche Vorteile zu sichern und mögliche Strafen zu vermeiden.

Die ersten Verbote ab Februar 2025

Ab dem 2. Februar 2025 dürfen KI-Systeme, die als „inakzeptabel“ eingestuft werden, nicht mehr verwendet werden. Dies umfasst beispielsweise staatliche Social-Scoring-Systeme und Technologien, die menschliches Verhalten manipulieren können. Die Einhaltung der neuen Vorschriften ist entscheidend, da Unternehmen, die ihre Verpflichtungen nicht erfüllen, teils mit hohen Bußgeldern rechnen müssen. Ein kostenloser Leitfaden zur Umsetzung der Verordnung bietet den betroffenen Unternehmen notwendige Informationen zu Dokumentationspflichten, Risikoklassifikationen und Fristen an. Insbesondere die Emotionserkennung am Arbeitsplatz wird eingeschränkt, mit der Ausnahme medizinischer oder sicherheitsrelevanter Zwecke. Daher müssen Arbeitgeber ihre Strategien zur Beobachtung der Mitarbeiterstimmung überdenken. Gleichzeitig wird von Unternehmen verlangt, dass sie ihre Mitarbeiter in der Nutzung von KI-Tools schulen, um einer möglichen Strafe zuvorzukommen.

Regulierungen ab August 2025

Ein Jahr nach dem Inkrafttreten der Verordnung treten strengere Richtlinien in Kraft, die insbesondere Allzweck-KI-Modelle wie ChatGPT betreffen. Anbieter dieser Technologien sind verpflichtet, umfassende Dokumentationen vorzulegen, die weitreichende Informationen über die verwendeten Trainingsdaten und deren Quellen beinhalten. Diese Transparenz ist notwendig, um sicherzustellen, dass Urheberrechtsinhaber die Nutzung ihrer Werke nachvollziehen können. Ab diesem Zeitpunkt werden auch Sanktionen für Verstöße wirksam, die bis zu 15 Millionen Euro betragen oder drei Prozent des weltweiten Jahresumsatzes kosten können. Die Unternehmen sollten sich daher bereits jetzt auf die geforderten Dokumentationen vorbereiten.

Transparenzpflichten ab August 2026

Mit Beginn des Jahres 2026 wird eine klare Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte wirksam. Hierunter fallen Deepfakes, manipulierte Videos und andere künstlich erstellte Medien. Diese Regelung soll helfen, Desinformation zu reduzieren und die Nutzer darüber aufklären, ob sie mit einer Maschine oder einem Menschen interagieren. Besonders für Betreiber von Hochrisiko-KI-Systemen – etwa im Gesundheitssektor oder bei Kreditentscheidungen – gelten umfangreiche Anforderungen an Risikomanagement und Dokumentation. Die Regulierungen sind umfassend, und alle betrifft es, die eigenen Systeme anzupassen und aufzurüsten.

Endgültige Fristen ab August 2027

Die letzte Frist für den Übergang zu den neuen Anforderungen läuft bis zum 2. August 2027. Für Unternehmen, die bereits vor August 2025 ein Hochrisiko-KI-System implementiert haben, gibt es eine Gnadenfrist. Nach diesem Datum werden sämtliche KI-Systeme strengen Regelungen unterliegen, die sich aus der Verordnung ergeben. Damit endet die Schonfrist, und die Einhaltung wird für alle Unternehmen zur Pflicht.

Herausforderungen für den Mittelstand

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen unter Druck, da viele von ihnen derzeit nicht ausreichend auf die neuen Anforderungen vorbereitet sind. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt, dass über 160.000 dieser Unternehmen in Deutschland betroffen sind. Während große Unternehmen wie SAP oder die Deutsche Telekom bereits Compliance-Teams aufgebaut haben, sind viele kleine Firmen mit den neuen Regelungen überfordert und reagieren oft passiv. Die EU-Kommission hat die Problematik erkannt und bietet mit sogenannten Regulatory Sandboxes Möglichkeiten für KMU, neue KI-Systeme unter kontrollierten Bedingungen zu testen. Die Eigenverantwortung der Unternehmen bleibt jedoch essentiell, um nicht abgehängt zu werden.

Fazit: Die Verordnung als Chance nutzen

Anstatt die Anforderungen der EU-KI-Verordnung lediglich als bürokratische Hürde zu sehen, können Unternehmen die neuen Regelungen als Chance zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen nutzen. Durch die Entwicklung transparenter und sicherer KI-Systeme können sie Vertrauen bei Kunden und Partnern aufbauen und sich als Vorreiter in einem schnell wachsenden Markt positionieren. Es ist entscheidend, interne Audits durchzuführen, KI-Systeme systematisch zu klassifizieren und einen klaren Fahrplan für die Umsetzung der Anforderungen zu erstellen. Der Countdown zur compliance-gerechten Anpassung läuft, und nur aktive Unternehmen werden in der Lage sein, von diesen Veränderungen zu profitieren.