Überarbeitung der DGE-Ernährungsregeln: Ein Blick auf die Änderungen

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat kürzlich ihre zehn Ernährungsregeln umfangreich überarbeitet. Diese Anpassungen wurden Ende August bekannt gegeben und reflektieren eine Verschiebung der Empfehlungen, die über Jahre stabil waren. Besonders auffällig ist, dass die Empfehlung für einen reichlichen Konsum von Kohlenhydraten nahezu komplett aus der Liste gestrichen wurde. Die aktualisierte Liste führt neue Empfehlungen an und hat einige alte, als überholt erachtete, Optionen fallen lassen. Die DGE betont, dass die bisher gültigen Referenzwerte für Fette und Kohlenhydrate, die seit dem Jahr 2000 auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft basieren, unverändert bleiben. Trotz der Streichungen zielten die neuen Regeln darauf ab, mehr Fokus auf die Qualität der Lebensmittel zu legen, als auf rein quantitative Vorgaben.

Neuigkeiten wie die Betonung auf gesunde Fette und ein flexibler Umgang mit dem Eierkonsum zeigen die Richtung, die die DGE hier einschlägt. Dies könnte darauf hindeuten, dass ein Umdenken in der Ernährungswissenschaft stattgefunden hat, bei dem die Qualität des Nahrungsmittels weitaus entscheidender ist, als die einfache Zählung von Kalorien oder Nährstoffen. Diese Veränderungen wurden jedoch von Fachleuten unterschiedlich aufgenommen, sodass der Diskurs um die Ernährung weiterhin von vielen Meinungen geprägt wird.

Die signifikanten Veränderungen im Detail

Im Gegensatz zu den vorherigen Empfehlungen hat die DGE die Regel zur Ernährung mit Getreideprodukten und Kartoffeln komplett gestrichen. Diese Entscheidung ist nicht nur symbolisch, sondern signalisiert eine grundlegende Wende in den ernährungswissenschaftlichen Ansätzen. Zudem wurde die Warnung vor Übergewicht im Kontext des Fettekonsums abgeschafft, ebenso wie der Hinweis auf die möglichen gesundheitlichen Risiken von gesättigten Fettsäuren. Stattdessen wird nun empfohlen, gesunde Fette zu konsumieren, selbst wenn diese kalorienreich sind. Die DGE hat auch beschlossen, die ehemals zuvor etablierte Obergrenze für den Eierverbrauch aufzuheben, was neue Möglichkeiten für den konsumierenden Alltag schafft.

Die stärkere Warnung vor Zucker und die Wiederbelebung der Empfehlungen für vollfette Milchprodukte zeigen, dass der Gesundheitsaspekt bei der Ernährung wieder mehr in den Vordergrund gerückt wird. Viele der für die Überarbeitung in Betracht gezogenen Empfehlungen stehen im Einklang mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und werden von Experten sowohl befürwortet als auch teils kritisch betrachtet.

Kritik und Dialog in der Ernährungswissenschaft

Die DGE hat durch die aktualisierten Richtlinien auf Kritik reagiert, die im Laufe der letzten Jahre aufgekommen ist. Fachleute wie Dr. med. Johannes Scholl sehen in der Überarbeitung einen wertvollen Schritt hin zu veralteten Empfehlungen. Dr. Scholl hatte bereits selbst im Frühjahr eine Anpassung gefordert und ist der Meinung, dass die neuen Regeln eine modernisierte Basis schaffen, die die Genehmigung moderner Ernährungsprogramme in den Fokus stellt. Diese Programme orientieren sich zunehmend an mediterranen Ansätzen und berücksichtigen die Anforderungen der modernen Gesellschaft.

Der bestehende wissenschaftliche Diskurs zeigt sich auch an den Studien, die zur Überarbeitung beigetragen haben. Eine kürzlich veröffentlichte Beobachtungsstudie zufolge klingt das Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten in der Ernährung deutlich in den neuen Richtlinien mit. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen, die einen kausalen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ernährungsweisen und gesundheitlichen Risiken als unzureichend belegen betrachten. Die DGE hingegen vertritt die Ansicht, dass eine differenzierte Betrachtungsweise notwendig ist, um die Forschungsergebnisse adäquat zu werten.

Position der DGE zu Alkohol und Fetten

Ein weiteres zentrales Thema sind die veränderten Positionen der DGE in Bezug auf den Konsum von Alkohol. Die frühere Empfehlung, Alkohol nur gelegentlich und in geringen Mengen zu konsumieren, wurde durch eine klare Aussage ersetzt: Alkohol sei „nicht empfehlenswert“. Diese neue, undifferenzierte Haltung wird von Experten als nicht der wissenschaftlichen Datenlage gerecht werdend kritisiert. Insbesondere moderate Alkoholgenüsse werden in vielen Studien als gesundheitsfördernd erachtet.

Zudem zeigt die DGE eine Präferenz für bestimmte Öle und Fette, indem sie hervorhebt, dass vor allem Rapsöl und daraus hergestellte Produkte ins Zentrum gerückt werden. Diese Auswahl wird von einigen Ernährungswissenschaftlern kritisch gesehen, da es stärkere Nachweise für die gesundheitlichen Vorteile von Olivenöl gibt. Darüber hinaus wird auch die Streichung der Obergrenze für den Eierkonsum als entscheidender Fortschritt angesehen, der zeigt, dass die DGE bereit ist, ihre Empfehlungen im Lichte neuer Wissenschaft zu hinterfragen.

Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung

Die überarbeiteten Ernährungsempfehlungen der DGE stellen einen signifikanten Wandel in der Herangehensweise an die Ernährung dar. Die stärkere Betonung von Lebensmittelauswahl und -qualität statt reiner Quantität könnte langfristig gesündere Ernährungsgewohnheiten fördern. Die DGE trägt durch die Anpassungen den fortlaufenden Änderungen in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung Rechnung und öffnet sich für neue Erkenntnisse. Dennoch bleibt abzuwarten, wie diese Empfehlungen in der Praxis ankommen und welche weiteren Diskussionen sie auslösen werden.