Textil+Mode stärkt Potenziale der Kreislaufwirtschaft
Stakeholder-Dialog zur Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie
Am 15. Dezember 2025 fand in Berlin der zweite Stakeholder-Dialog unter dem Titel „Erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien – Nationale Umsetzung und Umweltziele“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Gesamtverband Textil+Mode, GRS PRO Textil und der Stiftung Deutsche Umwelthilfe (DUH). Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Bereichen wie Industrie, Handel, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und NGOs versammelten sich, um entscheidende Anforderungen an ein funktionierendes System der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien zu diskutieren. Der Fokus lag darauf, die Potenziale der Kreislaufwirtschaft zu heben und praktikable Lösungen zu erarbeiten, die sowohl biologische als auch technische Kreisläufe berücksichtigen.
Notwendigkeit eines klaren rechtlichen Rahmens
Ein zentraler Aspekt der Diskussion war die Notwendigkeit eines verlässlichen regulatorischen Rahmens, um innovative Ansätze zu fördern und gleichzeitig wirtschaftlichen Erfordernissen Rechnung zu tragen. Die Teilnehmer betonten, dass Rücknahme-, Sortier- und Verwertungssysteme praxisnah gestaltet werden müssen, um die Ressourcen der Kreislaufwirtschaft effektiv zu nutzen. Es bestand Einigkeit darüber, dass zusätzliche Bürokratie und ineffiziente Strukturen vermieden werden sollten, da diese die Wettbewerbsfähigkeit der Textil- und Modeindustrie gefährden könnten.
Die Industrie ist sich ihrer Verantwortung bewusst und bereit, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um textile Kreisläufe zu etablieren. Allerdings befindet sich die Branche in einer angespannten wirtschaftlichen Lage, was sie vor zusätzliche Herausforderungen stellt. Besonders unter dem Druck von Kostensteigerungen und Wettbewerbsbedingungen ist es entscheidend, dass die neuen Vorschriften umsetzbar sind und keine zusätzlichen finanziellen Belastungen generieren.
Die EU-Vorgaben und ihre Herausforderungen
Die EU hat die Einführung eines EPR-Systems für Textilien gefordert, jedoch fehlen bislang konkrete Umweltziele und geeignete Zielindikatoren. Dies führt zur Unsicherheit innerhalb der Branche und birgt die Gefahr, dass nationale Regelungen weitgehend ineffektiv bleiben oder lediglich zu höheren Kosten führen. Entscheidend ist, wie die deutschen Regelungen auf die Bedürfnisse und das Fachwissen der Hersteller abgestimmt werden können, um für die Unternehmen tragfähig zu sein.
Jonas Stracke, Kreislaufexperte beim Gesamtverband Textil+Mode, wies darauf hin, dass es nicht ausreicht, einfach nur Sammelquoten aus anderen Abfallströmen zu übernehmen. Wichtig sei, wie die gesammelten Textilien weiterverarbeitet werden. Die Sortierung und Verwertung der Materialien sowie die Qualität der Stoffströme sind entscheidend, um tatsächlich eine ökologische Wirkung zu erzielen und nicht nur zusätzliche Bürokratie zu schaffen.
Aktive Begleitung des EPR-Umsetzungsprozesses
Der Gesamtverband Textil+Mode plant, den Prozess zur Umsetzung des EPR-Systems für Textilien bis spätestens April 2028 aktiv zu begleiten. Eine enge Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren ist dabei von entscheidender Bedeutung. Der Dialog zwischen den Stakeholdern soll auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden, um eine effektive und nachhaltige Umsetzung der erweiterten Herstellerverantwortung zu gewährleisten. Der Fokus liegt darauf, praktikable und innovative Ansätze zu entwickeln, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch tragfähig sind und die Basis für eine zukunftsfähige Textilwirtschaft bilden.
Fazit: Perspektiven für die Textilwirtschaft
Der Stakeholder-Dialog verdeutlicht die Herausforderungen und Chancen, die mit der Umsetzung eines EPR-Systems für Textilien verbunden sind. Ein klarer rechtlicher Rahmen und konstruktive Kooperationen zwischen den verschiedenen Akteuren sind essenziell, um erfolgreich durch die Transformationsprozesse der Kreislaufwirtschaft zu navigieren. Mit der aktiven Begleitung dieses Prozesses kann die Textilindustrie einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigen Wirtschaftsansatz leisten.

