Strenesse kehrt zurück: Die Herausforderungen bestehen weiter
Strenesse: Ein Neuanfang in der deutschen Mode
Das Modehaus Strenesse plant ein Comeback und setzt auf eine Rückkehr zu alten Erfolgen. In den 1990er Jahren repräsentierte die Marke den Optimismus einer deutschen Mode, die international Fuß fassen konnte. Der Plan für die Zukunft zielt darauf ab, die ehrgeizige Ästhetik der Vergangenheit neu zu interpretieren und damit an frühere Erfolge anzuknüpfen. Die Herausforderung besteht darin, in einem Markt zu bestehen, der Mode bislang nicht als kulturellen Wert anerkennt.
Die deutsche Mode hat in den letzten Jahrzehnten viel von ihrer Strahlkraft verloren. Strenesse, einst ein bedeutender Akteur in der Branche, möchte wieder bedeutend werden. Im September dieses Jahres wird die Marke nach einer fünfjährigen Abwesenheit in den Stores zurückkehren, mit dem erkennbaren Ziel, alte Werte und Designs zu revitalisieren. Dies geschieht in einem Umfeld, in dem die Modeindustrie in Deutschland stark marginalisiert ist.
Die Wurzeln von Strenesse
Strenesse hat eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1949 zurückreicht, als die Marke in Nördlingen gegründet wurde. Ursprünglich entstand die Idee, Mäntel aus alten Militärdecken zu schneidern. Der entscheidende Wandel begann in den 1970er Jahren mit dem Einstieg von Gerd Strehle, der die jüngere Linie „Strenesse“ ins Leben rief. Der Name setzt sich aus „Strehle“ und dem französischen „jeunesse“ zusammen und unterstreicht den aufkommenden Trend zu einer eleganteren Mode.
1973 stieß Designerin Gabriele Hecke hinzu, deren unkonventioneller Stil die Marke prägte. Sie entblätterte einen nüchternen und zugleich eleganten Look, der der damaligen Norm widersprach. Hecke und Strehle etablierten Strenesse zu einem international bekannten Namen, der Mailand eroberte und mit der Einführung von Accessoire-Kollektionen sowie Flagship-Stores in München den Expansionskurs festigte.
Trotz dieser Erfolge war die Marke den finanziellen Herausforderungen nicht gewachsen, insbesondere nach den wirtschaftlichen Einbrüchen nach den Terroranschlägen vom 11. September. Die ständigen Lizenzvergaben, die dazu gedacht waren, zusätzliche Einnahmen zu generieren, verwässerten letztlich das Markenkonzept und führten zu einem Abbruch der ursprünglichen Vision.
Der Wandel der deutschen Mode
Die deutsche Mode hat in den letzten zwei Jahrzehnten an wirtschaftlicher Relevanz verloren. Von einem Anteil von 2,5 Prozent am gesamten Markt ist dieser auf 1,1 Prozent geschrumpft. Dieses Verschwinden des modischen Selbstbewusstseins ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter das Fehlen eines kulturellen Rückhalts, wie er in anderen Ländern wie Frankreich oder Italien besteht. Dort wird Mode als Teil des kulturellen Erbes betrachtet, während sie in Deutschland oft keinen hohen Stellenwert hat.
Historisch betrachtet war Deutschland in den 1920er Jahren eine Modemetropole, die jedoch durch den Verlust vieler jüdischer Unternehmer und die negativen Einflüsse des Nationalsozialismus erheblich geschädigt wurde. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar, und der einstige Glanz der deutschen Mode ist nicht zurückgekehrt. Die jüngsten Entwicklungen in der Berliner Modeszene zeigen ein Bild, das durch Mangel an Inspiration und kreativer Klarheit geprägt ist.
Die Rückkehr zu den Wurzeln
Das Comeback von Strenesse stellt einen Versuch dar, die wertvolle Schönheit in der Mode zurückzuerobern. Die Designs, die von einem erfahrenen Team, das teilweise aus der Zeit von Gabriele Hecke stammt, kreiert werden, spiegeln diese Rückkehr wider. Puristische Eleganz und preußische Präzision sollen die Marke charakterisieren, während zeitgemäße Elemente dem Look eine moderne Note verleihen.
Die neue Kollektion umfasst klassisch geschnittene Kleidungsstücke wie Bundfaltenhosen und Etuikleider, die bürgerliche Eleganz verkörpern. Die Kampagne zur Markeneinführung wird symbolisch an den Hamburger Landungsbrücken gestartet, was einen Neuanfang und die Hoffnung auf eine Rückkehr zu globaler Anerkennung signalisiert. Dennoch zeigt sich der gegenwärtige Trend auch in einer wachsenden Nachfrage nach Secondhand-Mode, was einen Paradigmenwechsel in der Branche andeutet, der die Wertschätzung für Mode neu definiert.
Fazit: Ein vorsichtiger Schritt in die Zukunft
Das Comeback von Strenesse könnte der Auftakt zu einer wünschenswerten Rückkehr der deutschen Mode auf die internationalen Bühnen sein. Mit einem klaren Fokus auf Qualität und Ästhetik versucht die Marke, nicht nur ihre eigene Geschichte neu zu erzählen, sondern vielleicht auch die gesamte Landschaft der deutschen Mode zu revitalisieren. Dennoch bleibt abzuwarten, ob dieser Neuanfang im 21. Jahrhundert von anhaltendem Erfolg gekrönt sein wird.