Zunehmende Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland
Jobverlagerung in deutschen Unternehmen
In den letzten zwei Jahren haben zahlreiche deutsche Unternehmen bedeutende Stellen ins Ausland verlagert. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts wurden von 2021 bis 2023 insgesamt 71.100 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut, während lediglich 20.300 neue Stellen geschaffen wurden. Analysen zeigen, dass insbesondere große Unternehmen, die mindestens 50 Angestellte beschäftigen, betroffen sind. Von diesen Unternehmen haben etwa 1.300 ihre Unternehmensfunktionen ganz oder teilweise ins Ausland verlagert, was etwa 2,2 Prozent aller in Deutschland ansässigen Firmen dieser Größenordnung entspricht.
Die Ursachen für diese Abwanderung sind vielfältig. Insbesondere die Produktion von Waren zeigt einen signifikanten Rückgang an Arbeitsplätzen. Unter den Unternehmen, die Stellen ins Ausland verlagern, haben 900 Ziele innerhalb der Europäischen Union gewählt, während 700 Firmen Arbeitsplätze außerhalb der EU umschichteten. Die Hauptmotive sind die Senkung der Lohnkosten, strategische Entscheidungen und die Notwendigkeit von Kosteneinsparungen. Viele Firmen sehen sich zudem mit einem Fachkräftemangel im Inland konfrontiert, was die Situation weiter erschwert. Diese Entwicklungen haben letztlich zu einem Nettoverlust von rund 50.800 Stellen in Deutschland geführt.
Rechtliche Hürden bei der Verlagerung
Bei der Analyse der Ursachen für die Verlagerungen wurden auch rechtliche und administrative Hürden festgestellt. Firmen gaben an, dass steuerliche Probleme sowie Bedenken, dass die Verlagerungskosten den erhofften Nutzen übersteigen könnten, bedeutende Hindernisse darstellen. Diese Erkenntnisse stammen aus einer neuen Statistik zu globalen Wertschöpfungsketten, die erstmals umfassende Ergebnisse liefert. Ein erheblicher Teil der Unternehmen (59 Prozent) mit mehr als 50 Beschäftigten ist inzwischen in globale Wertschöpfungsketten eingebunden, was bedeutet, dass sie Produkte oder Dienstleistungen aus dem Ausland beziehen oder dorthin liefern.
Pläne von MAN zur Produktionsverlagerung
Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass der Münchner Lkw- und Bushersteller MAN plant, die Produktion nach Krakau in Polen zu verlagern. Diese Informationen stammen aus einem Gutachten, das von der Anwaltskanzlei Linklaters für die Aufsichtsräte von MAN und dem Mutterkonzern Traton erstellt wurde. Die Entscheidung zur Verlagerung wird durch den Vorstand getroffen, welcher die Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung bis 2028 fortschreiben möchte. Diese Maßnahmen sollen die Unternehmensgewinne um etwa 935 Millionen Euro steigern, wozu auch die Streichung bestimmter Gehaltsbestandteile in Höhe von 160 Millionen Euro gehört.
Im Rahmen dieses Plans sichert der Vorstand Investitionen von 700 Millionen Euro in München und 25 Millionen Euro in Salzgitter zu, während betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden sollen. Ein Sprecher von MAN betont, dass der Dialog zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite frühzeitig aufgenommen wurde, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. MAN sieht sich aufgrund steigender Faktor- und Stromkosten in Deutschland zunehmendem Wettbewerbsdruck ausgesetzt.
Marktentwicklung und Herausforderungen für MAN
Die derzeitige Marktsituation für MAN wird als angespannt eingestuft. Die schwache Konjunktur, der zunehmende Wettbewerb aus China im Segment der Elektro-Lastwagen sowie die verschärften CO2-Vorgaben in der EU stellen zusätzliche Herausforderungen dar. Inka Koljonen, die Finanzvorständin von MAN, hat bei der letzten Vorstellung der Quartalszahlen klargestellt, dass das Unternehmen mittelfristig keine wesentliche Erholung des Marktes erwartet. Diese Perspektive führt dazu, dass MAN kontinuierlich an der Stärkung seiner Resilienz arbeitet.
Andere Unternehmen, wie Daimler Truck, haben ähnliche Herausforderungen festgestellt und angekündigt, 5.000 Arbeitsplätze, überwiegend in Deutschland, abzubauen. Diese Entwicklungen verdeutlichen die kritische Lage in der Automobil- und Nutzfahrzeugbranche und stellen die Unternehmen vor erhebliche strategische Entscheidungen über ihre zukünftige Ausrichtung und Struktur.
Fazit: Die Herausforderung der Jobverlagerung
Die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland und die damit verbundenen Herausforderungen sind ein komplexes Thema, das zahlreiche Unternehmen in Deutschland betrifft. Der Bedeutungswandel in der globalen Wirtschaftslandschaft, gepaart mit steigenden Kosten und rechtlichen Hürden, beeinflusst nicht nur die Struktur der Unternehmen, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Unternehmen wie MAN stehen vor der Herausforderung, ihre Strategien anzupassen und flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.

