Künstliche Intelligenz im Unternehmen
Human-in-the-Loop: Vertrauen ist die Währung produktiver KI





Ein Gastbeitrag von Jens Löhmar*


4 min Lesedauer

Die Erwartungen an Künstliche Intelligenz (KI) sind hoch, doch eine fehlende Akzeptanz führt dazu, dass selbst die besten Projekte scheitern. Um die vollständige Produktivität von KI zu entfalten, müssen Human-in-the-Loop-Prinzipien zusammen mit transparenter Governance und einer soliden Datenbasis direkt in die betrieblichen Abläufe integriert werden.

Die Vertrauenslücke in der KI-Anwendung

Zahlreiche Unternehmen erhoffen sich von Künstlicher Intelligenz nicht nur schnellere Prozesse, sondern auch verbesserte Entscheidungsfindung. Eine Umfrage von Workday zeigt jedoch, dass eine Vertrauenslücke zwischen Mensch und Maschine besteht. Während 62 Prozent der Führungskräfte und 52 Prozent der Mitarbeitenden die Entwicklungen der KI grundsätzlich positiv bewerten, haben 42 Prozent Schwierigkeiten damit, zu entscheiden, welche Prozesse automatisiert werden können und wo menschliche Kontrolle unverzichtbar ist. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die bloße Einführung neuer Technologien nicht ausreicht. Vielmehr ist entscheidend, wie KI und Menschen sinnvoll kooperieren können.

Warum Vollautomatisierung nicht funktioniert

Im unternehmenskritischen Bereich stößt die Vollautomatisierung rasch an ihre Grenzen. Insbesondere in Bereichen wie Einsatzplanung, Personalbeurteilung und Vergütung ist ein rein autonomer Ansatz heikel. Obwohl KI-Modelle in der Lage sind, Muster in großen Datenmengen zu erkennen, fehlt es ihnen an einem Verständnis für den Kontext, Empathie und individuelle Lebensumstände. Entscheidungen, die von KI-Systemen ohne nachvollziehbare Begründungen getroffen werden, können rechtliche Probleme mit sich bringen, vor allem, da der EU AI Act und die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) klare Begründungen für automatisierte Entscheidungen verlangen.

Human-in-the-Loop als effektives Lösungskonzept

Das Human-in-the-Loop-Prinzip bietet eine systematische Lösung für die beschriebenen Herausforderungen. Hierbei analysiert die KI Daten und unterbreitet fundierte Empfehlungen, während menschliche Fachkräfte diese überprüfen, einordnen und die endgültige Entscheidungsfindung sowie die damit verbundene Verantwortung übernehmen. Jeder Schritt in diesem Prozess wird automatisch protokolliert, was Transparenz gewährleistet. In Cloud-Umgebungen wird dieser Ansatz zum natürlichen Bestandteil der Workflows. Hierbei sind Freigaben gemäß dem Vier-Augen-Prinzip, definierte Eingriffspunkte und strukturierte Eskalationswege bereits integriert, um zusätzliche Sicherheitsebenen zu schaffen.

Vernetzte Datenökosysteme zur Überwindung von Silos

Ein zentrales Problem vieler KI-Implementierungen ist das Vorhandensein von verstreuten Datensätzen. Moderne Cloud-Architekturen helfen, diese Silos zu durchbrechen, indem sie Zero-Copy-Ansätze verwenden. Diese Ansätze eliminieren teure Datenexporte und doppelte Daten. Stattdessen werden sichere, direkte Verbindungen zwischen ehemals getrennten Datenplattformen etabliert. Zum Beispiel können Einzelhändler ihre Daten von Mitarbeiterbefragungen direkt mit Umsatzergebnissen kombinieren, um potenzielle Zusammenhänge zu erfassen. Auch Finanzteams können Buchhaltungsdaten in Echtzeit mit Marktinformationen verknüpfen, um präzise Prognosen zu erstellen und schnell auf aktuelle Geschehnisse zu reagieren.

Datenqualität und Governance: Grundlagen für den Erfolg

Die Schaffung vernetzter Datenökosysteme erfordert eine konsequente Qualität der Daten. Vor jedem Training von KI-Modellen sind umfassende Datenqualitätsprüfungen notwendig. Hierbei ist die Vollständigkeit der Daten ebenso wichtig wie die Konsistenz und die Identifikation von Ausreißern. Zudem muss ein kontinuierliches Monitoring sicherstellen, dass Datenabweichungen frühzeitig erkannt werden. Die Governance spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, da einheitliche Sicherheits- und Compliance-Standards für alle Datenflüsse eingehalten werden müssen, unabhängig davon, ob die Daten innerhalb interner Systeme oder zwischen externen Partnern fließen.

Fazit: Vertrauen und Verantwortung als Schlüssel

Die Produktivität von KI wird maßgeblich durch die gemeinsame Nutzung von Cloud-Plattformen, Human-in-the-Loop-Prinzipien und transparenter Governance in vernetzten Datenökosystemen gefördert. Der Erfolg dieser Technologien liegt in der Balance: Während KI schnelle, datengestützte Empfehlungen gibt, bleibt es den Menschen vorbehalten, die endgültigen Entscheidungen zu treffen und dafür Verantwortung zu tragen. Offene und verbundene Datenplattformen bilden die Grundlage für innovative KI-Lösungen und ermöglichen es den Unternehmen, nachhaltiges Wachstum zu erzielen, ohne die Mitarbeitenden zu verunsichern.

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