Zweite-Hand-Mode: Der Aufstieg gebrauchter Kleidung
Der Aufstieg von „Other People’s Clothes“ in New York
Pat Noecker, Mitgründer der Secondhand-Kette „Other People’s Clothes“ (OPC), verzeichnet bemerkenswerte Erfolge in der New Yorker Secondhand-Szene. Die Geschäfte wurden nicht nur durch eine prominente Stammkundin, Rama Duwaji, die Frau des neuen Bürgermeisters von New York, Zohran Mamdani, bekannt, sondern auch durch ihr rasantes Wachstum. Das erste Geschäft wurde 2020 eröffnet und hat sich seither als beliebte Anlaufstelle für modebewusste Kunden etabliert. Im Jahr 2022 erzielte OPC mit vier Standorten einen Umsatz, der sich im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelte.
Im Oktober 2023 plant das Unternehmen die Eröffnung eines neuen Standorts und zeigt damit, dass die Kette weiterhin an dynamischem Wachstum festhält. Die Nachfrage nach Secondhand-Mode ist nicht nur in den USA stark, sondern entwickelt sich auch international zunehmend zum Trend. Dieser Wandel zeigt sich auch in den Verkaufszahlen, die laut der Unternehmensberatung McKinsey in den nächsten Jahren voraussichtlich um jährlich elf Prozent zunehmen werden. Besonders junge und mittelalte Erwachsene versuchen, in der aktuellen wirtschaftlichen Lage durch den Kauf gebrauchter Kleidung Geld zu sparen und gleichzeitig nachhaltiger zu leben.
Die Rolle des Online-Handels
Der Onlinehandel hat sich als essentielles Standbein im Secondhand-Sektor etabliert. In den USA entfällt fast 90 Prozent des Gebrauchtwarenumsatzes auf den Onlinevertrieb, was die Bedeutung von E-Commerce für die Branche unterstreicht. Das Wachstum im Online-Verkauf betrug im letzten Jahr beachtliche 16 Prozent, was verdeutlicht, dass Verbraucher zunehmend digital einkaufen. Die Erleichterung beim Stöbern und die enormen Auswahlmöglichkeiten führen dazu, dass immer mehr Menschen auf Plattformen für gebrauchte Waren zurückgreifen.
In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: Der Onlinehandel mit Secondhand-Waren wuchs um 7,2 Prozent im vergangenen Jahr, was mehr als sechs Mal über dem Wachstum des gesamten Einzelhandels lag. Besonders nachgefragt sind Kleidung und Accessoires, die heute fast zehn Prozent des gesamten Modeumsatzes ausmachen. Die steigende Akzeptanz von gebrauchten Gütern ist nicht nur eine Modeerscheinung, sondern spiegelt auch einen Wandel in den Kaufgewohnheiten wider.
Einstieg in die Secondhand-Welt
Stella Habus, Betreiberin des Ladens „Wiesen Vintage“ in Frankfurt, zeigt, wie Secondhand auch in Deutschland floriert. Habus hat das Geschäft von ihrer Vorgängerin übernommen und zählt ihre Kunden zu einem immer breiteren Publikum. Die Geschäfte der Secondhand-Szene beleben die Innenstädte und schaffen ein geschäftiges Ambiente, das von Entdeckungen und nachhaltigem Einkauf geprägt ist.
Die Preisgestaltung in Secondhand-Läden ist vielfältig. Im „Wiesen Vintage“ reicht das Angebot von günstigen Stücken bis hin zu Luxusgütern. Preisbewusstsein ist ein wichtiger Faktor; viele Käufer sind bereit, für besondere Stücke zu zahlen, während andere hauptsächlich auf Schnäppchenjagd sind. Umfragen zeigen, dass der Hauptgrund für den Kauf von Secondhand-Mode oft das Einsparen von Geld ist, noch vor dem Umweltbewusstsein. Dennoch sind beide Aspekte miteinander verflochten, da viele Käufer auch nach nachhaltigen Alternativen suchen.
Die Herausforderungen und Chancen in unsicheren Zeiten
Wirtschaftliche Unsicherheiten, wie während der Corona-Pandemie oder durch geopolitische Faktoren, können den Durst nach gebrauchten Gütern steigern. Adele Meyer, Geschäftsführerin des nordamerikanischen Branchenverbands, betont, dass in Krisenzeiten viele Menschen auf Secondhand-Angebote zurückgreifen, um Geld zu sparen. Die COVID-19-Pandemie half vielen Geschäften, sich neu zu positionieren, da Kunden mehr Zeit zu Hause verbrachten und ihre Schränke aufräumten.
Noecker nutzt den Aufschwung des Secondhand-Handels in New York, um dabei auch humorvolle Maßnahmen zu ergreifen, wie das Bewerben seiner Waren als „zollfrei“. Solche Strategien demonstrieren, wie wichtig das Preisargument ist und dass konkurrenzfähige Preise Kunden anziehen. In den USA hat die Zahl der Secondhand-Läden zugenommen, nicht nur für Kleidung, sondern auch für Möbel und andere gebrauchte Produkte, was die Vielfalt und Attraktivität des Angebots unterstreicht.
Fazit: Zweite Chance für Mode
„Other People’s Clothes“ zeigt eindrucksvoll, wie die Secondhand-Branche in urbanen Raum floriert und gleichzeitig eine nachhaltige Alternative zu konventioneller Mode bietet. Mit einem klaren Wachstumskonzept und der Berücksichtigung von Trends im Verbraucherverhalten verankert sich das Unternehmen nicht nur in New York, sondern hat auch das Potenzial, international zu expandieren. Ob durch den Online-Verkauf oder lokale Geschäfte – die Secondhand-Kultur ist auf dem Vormarsch und bietet sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile.

