Konsumenten meiden das Weihnachtsgeschäft zunehmend
Sparneigung erreicht Finanzkrisen-Niveau – GfK-Konsumklima verschlechtert sich
ba Frankfurt
In Deutschland zeigt die Sparneigung der Verbraucher derzeit alarmierende Züge, die an die Phase der globalen Finanzkrise erinnern. Insbesondere im Dezember, der traditionell für den Einzelhandel eine entscheidende Zeit darstellt, zeigt eine Umfrage des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen (NIM) in Zusammenarbeit mit der GfK, dass sowohl die Anschaffungsneigung als auch die Erwartungen an die eigene Einkommenssituation sinken. Darüber hinaus stagnieren die Konjunkturerwartungen im Vergleich zum Vormonat, was das Konsumklima auf –26,9 Punkte abfallen lässt. Dieser Rückgang um 3,5 Punkte lässt nichts Gutes für die bevorstehenden Feiertage erwarten.
Verbraucherstimmung: Enttäuschung und Unsicherheit
Die Ursprünge dieser besorgniserregenden Entwicklung liegen in der enttäuschenden Verbraucherstimmung gegen Ende des Jahres. Laut den Nürnberger Konsumforschern ist der Anstieg der Sparneigung, zuletzt im Juni 2008 beobachtet, ein zentraler Faktor für das Niveaus des Konsumklimas. Rolf Bürkl, Head of Consumer Climate beim NIM, erklärt, dass die Sorgen über steigende Inflation und die unklare Zukunft der Rentenversicherung entscheidend zu diesem Anstieg beigetragen haben. Diese Unsicherheiten sind insbesondere für die Einzelhandelsbranche besorgniserregend, da sie im wichtigen Weihnachtsgeschäft weniger Umsatz erwarten. Das allgemeine Empfinden der Verbraucher ist von Skepsis geprägt, was die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zusätzlich belastet und in der Folge die Konsumlaune der Verbraucher weiter dämpft.
Einzelhandel und Umsatzentwicklung
Für den Einzelhandel gestaltet sich die Verkaufssaison bislang weniger erfreulich. Der Branchenverband HDE stellte fest, dass die Umsätze in der Woche vor dem dritten Advent etwa auf dem gleichen Niveau wie in den schwächeren Vorwochen blieben. Lediglich einige Bereiche, wie Spielwaren, Uhren, Schmuck und Bücher, erlebten eine bessere Umsatzentwicklung. Trotz dieser Herausforderungen äußeren sich 20 % der befragten Einzelhändler optimistisch bezüglich der verbleibenden Verkaufszeit bis zum Fest. Der HDE prognostiziert für die kommende Woche einen Einzelhandelsumsatz von rund 17 Milliarden Euro und Gesamterlöse für November und Dezember von etwa 126,2 Milliarden Euro, was einen Anstieg von 1,5 % im Vergleich zum Vorjahr bedeuten würde.
Blick auf die Beschäftigung und Einkommensentwicklung
Ein zentraler Aspekt in diesem Zusammenhang sind die aktuellen Einkommenserwartungen, die im Dezember einen weiteren Rückgang auf –6,9 Punkte erlitten. Dies ist der tiefste Stand seit Januar 2024. Die Unsicherheit über den Arbeitsplatz und die unklare politische Lage tragen zu einem pessimistischeren Wirtschaftsgefühl bei. Dies spiegelt sich auch im Ifo-Beschäftigungsbarometer wider, das im Dezember auf 91,9 Punkte gefallen ist, den niedrigsten Wert seit Mai 2020. Unternehmen zeigen sich bei Neueinstellungen zurückhaltend und beobachten einen tendenziellen Stellenabbau. Wie Klaus Wohlrabe von Ifo anmerkt, haben diese Entwicklungen in der Industrie und bei anderen Sektoren bereits im Jahr 2025 zugenommen. Die Verbraucher sind aufgrund stärkeren Inflationsängsten besorgt und schätzen ihre Kaufkraft geringer ein, was wiederum direkt mit ihrem Konsumverhalten zusammenhängt.
Prognosen für das kommende Jahr
Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen sehen die Wirtschaftsexperten für das kommende Jahr nur eine moderate Erholung in der Konjunktur. Der Indikator zur Anschaffungsbereitschaft hat nach zwei Anstiegen in Folge auf –7,5 Punkte nachgegeben. Die Winterprognosen deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen mit einem Wachstum zwischen 0,8 % und 1,0 % für das Jahr 2026. In den darauffolgenden Jahren wird ein weiteres Anziehen der Wirtschaft auf Werte zwischen 1,0 % und 1,4 % erwartet. Dieses Auf und Ab der wirtschaftlichen Lage führt zu einer gespannter Atmosphäre, in der Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen abwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt.
Fazit: Konsumstimmung geht in besorgniserregenden Trend über
Insgesamt spiegelt die derzeitige Entwicklung der Sparneigung und der Verbraucherstimmung ein besorgniserregendes Bild wider. Die Unsicherheit über das eigene Einkommen sowie steigende Inflationsängste beeinflussen sowohl das Konsumverhalten als auch die Prognosen für das kommende Jahr erheblich. Damit stehen Verbraucher und Einzelhandel vor einer schwierigen Phase, in der eine Zurückhaltung bei großen Anschaffungen deutlich spürbar wird.

