Ryanair-Chef kritisiert deutsche Politik und plant Flugstreichungen
Ryanair kündigt Flugstreichungen in Deutschland an
Die Ryanair-Luftfahrtgesellschaft sieht sich in Deutschland einer zunehmend herausfordernden Situation gegenüber. Eddie Wilson, der CEO von Ryanair, hat jüngst in einem Gespräch mit einem Nachrichtenportal die deutschen Steuern und Gebühren scharf kritisiert. Er ist der Meinung, dass diese Faktoren die Perspektiven für Investitionen in der deutschen Luftfahrt negativ beeinflussen. Wilson hat angekündigt, dass sein Unternehmen im kommenden Winterflugplan weitere Verbindungen streichen wird. Die Hintergründe dieser Entscheidungen sind vielschichtig, beinhalten aber vor allem die hohe Gebührenstruktur der deutschen Flughäfen.
Kritik an hohen Gebühren und Steuern
Wilson hebt hervor, dass die Kosten für Passagiere, einen deutschen Flughafen zu betreten, bereits bei rund 55 Euro liegen. Diese Summe wird als Vorabgebühr erhoben und umfasst noch keine weiteren Kosten für Gepäck, Kraftstoff oder die Bezahlung von Piloten. Diese Gebührenstruktur sei im europäischen Vergleich exorbitant, was dazu führt, dass die Ticketpreise in Deutschland zu den höchsten in Europa gehörten. Wilson beschreibt die Situation so, dass für Ryanair Deutschland mittlerweile „im Rückspiegel“ liege und schlussfolgert, dass Deutschland sich als das wettbewerbsschwächste Land in Europa erwiesen hat.
In einem Vergleich führt Wilson die Passagierzahlen des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) und des Flughafens Dublin an. So habe der BER im vergangenen Jahr lediglich 25 Millionen Passagiere abgefertigt, während in Dublin 35 Millionen Reisende gezählt wurden. Er argumentiert, dass dies umso bemerkenswerter sei, wenn man bedenkt, dass Irland eine deutlich kleinere Bevölkerung aufweist.
Die Diskrepanz in den Passagierzahlen sieht Wilson vor allem in den unterschiedlichen steuerlichen Rahmenbedingungen begründet. Während andere europäische Länder wie Schweden und Ungarn die Luftverkehrssteuern gesenkt oder gar abgeschafft hätten, um Airlines anzulocken und neue Routen zu gewinnen, beschränkt die deutsche Steuerpolitik die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Luftfahrtunternehmen.
Ryanair fordert politische Intervention
Der Ryanair-Chef hat der deutschen Bundesregierung konkret angeboten, die Anzahl der in Deutschland stationierten Flugzeuge sowie die Zahl der Passagiere bei einer halbierten Gebührenstruktur zu verdoppeln. Diese Anfrage, so Wilson, wurde von der Regierung jedoch offenbar ignoriert. Angesichts der hohen Zugangskosten zu Flughäfen, zu denen neben den Landegebühren auch die Sicherheitskontrollen und die Flugsicherung zählen, sieht er dringenden Handlungsbedarf. Der Berliner Flughafen BER bezeichnet er als „hoffnungslos ineffizient“. Auch kleinere Flughäfen litten unter der hohen Gebührenstruktur, was ihre Attraktivität für Airlines schmälere.
Zusätzlich kritisiert er die deutsche Flugsicherung, die er als eine der schlechtesten in Europa ansieht. Wilson weist auf den akuten Personalmangel hin, der zu zahlreichen Verspätungen geführt habe, von denen Millionen Passagiere in diesem Jahr betroffen waren.
Aktuelle Situation in der deutschen Luftfahrt
Die von der Branche vertretenen Zahlen zeigen, dass die Passagierzahlen in Deutschland derzeit noch immer rund 16 Prozent unter dem Niveau der Vorkrisenzeit liegen. Seit 2019 haben viele Fluggesellschaften einen erheblichen Teil ihrer in Deutschland stationierten Flugzeuge ins Ausland verlagert. Von den ursprünglich 190 Jets seien nur noch 130 verblieben, was die Abwanderung von Kapazitäten unterstreicht.
Wilson sieht in den hohen Zugangskosten zum deutschen Luftverkehrsmarkt die größte Hürde für potenzielle Investoren. Ryanair plant, ihre Gepäckregeln beizubehalten: Während eine kleine Tasche, die unter den Sitz passt, kostenfrei ist, müssen Passagiere für alles größere Gepäck zahlen. Dieses Vorgehen wird als standardisiert betrachtet und ist Teil der Unternehmenspolitik.
Fazit: Anhaltende Herausforderungen für die Luftfahrt in Deutschland
Die Luftfahrtbranche in Deutschland steht vor signifikanten Herausforderungen, die durch hohe Gebühren und eine suboptimale Wettbewerbslandschaft geprägt sind. Die Ankündigung von Ryanair, neue Verbindungen zu streichen, unterstreicht die dringende Notwendigkeit für politische Anreize und strukturelle Veränderungen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und zukünftige Investitionen zu ermöglichen.