Ein Blick auf interne KI-Prompt-Systeme

In einer jüngsten Sitzung mit einem großen Unternehmen, das 19.000 Mitarbeiter beschäftigt und als Marktführer gilt, haben wir eine interne Prompt-Bibliothek vorgestellt bekommen. Diese Bibliothek wurde von Mitarbeitern für Mitarbeiter entwickelt und umfasst hunderte von Prompts, die darauf abzielen, die Produktivität zu steigern und die KI-Kompetenz innerhalb des Unternehmens zu festigen. Auf den ersten Blick erscheint dieses Konzept vielversprechend. Doch bei einer näheren Betrachtung der Qualität dieser Prompts stellte sich heraus, dass nur wenige von ihnen wirklich nützlich waren. Der Großteil der vorhandenen Prompts basierte auf veralteten Techniken, die aus der Ära von GPT-3.5 stammten, und war oft verwirrend formuliert. Dieses Ergebnis war nicht nur ernüchternd, sondern erinnerte uns an ähnliche Erfahrungen aus der eigenen Unternehmenspraxis.

Bereits im Jahr 2023 entwickelten wir ein eigenes Framework für effektives Prompting, das auf dem ACTION®-Prinzip basiert. Dieses strukturierte und studiengestützte Konzept erwies sich als nützlich, um bessere Ergebnisse aus KI-Anwendungen wie ChatGPT zu erzielen. Doch fast drei Jahre nach der Einführung bleibt das grundlegende Problem bestehen: Die Fähigkeit, qualitativ hochwertige Prompts zu erstellen, ist in vielen Organisationen einfach nicht ausreichend verbreitet. Viele Mitarbeiter haben weder das notwendige Wissen noch die Erfahrung, um diese Fähigkeit zu entwickeln, und es ist fraglich, ob sie dies überhaupt müssen.

Die Rolle der KI beim Erstellen von Prompts

Um das Problem anzugehen, haben wir bei Leaders of AI einen innovativen Ansatz entwickelt: Wir setzen auf KI zur automatischen Erstellung von Prompts. Ein Beispiel hierfür ist unsere KI-Recruiterin, Helga. Bei der Suche nach einem neuen KI-Assistenten stellt Helga grundlegende Fragen wie „Welche Aufgaben soll der Assistent übernehmen?“ und „Welche Charaktereigenschaften sind gewünscht?“. Diese Informationen verarbeitet Helga, um hochqualitative Prompts zu generieren, die einen fachkundigen Prompt-Experten sehr nahekommen. Dieser Ansatz spart erheblich Zeit, da wir nicht mehr stundenlang an Formulierungen arbeiten müssen.

Das zugrunde liegende Framework für diesen Prozess ist einfach: Die Prompts werden wie Stellenbeschreibungen strukturiert, und alles, was in einer formalen Funktionsbeschreibung enthalten ist—von der Rolle über die Aufgaben bis hin zum IT-Zugriff und dem Persönlichkeitsprofil—wird in den Prompt integriert. Dieses Vorgehen ermöglicht es, qualitativ hochwertige Anfragen zu formulieren, die die KI besser umsetzen kann, als wir es womöglich tun könnten.

Die neue Definition von Kompetenzen in der KI-Interaktion

Die wiederkehrende Frage ist, ob das Erlernen der Kunst des Prompting überhaupt noch relevant ist. Die Antwort darauf ist komplex. Die entscheidende Fähigkeit besteht nicht darin, perfekte Prompts zu schreiben, sondern vielmehr darin, die Qualität der gelieferten Ergebnisse bewerten zu können. Es gilt zu erkennen, ob die KI die Anforderungen verstanden hat und ob das Ergebnis brauchbar oder von geringer Qualität ist. Diese Fähigkeit lässt sich nicht durch ein einfaches Framework erwerben—sie erfordert Erfahrung und ein tiefes Verständnis von Führung.

Mit fortschreitender Intelligenz der KI-Modelle sind weniger Tricks notwendig, um die gewünschten Informationen zu erhalten. Während GPT-3.5 oft als „begriffs- und verständnisschwacher Praktikant“ charakterisiert wurde, treten die neuesten Modelle zunehmend auf, als wären sie erfahrene Kollegen, die auch komplexere Anfragen verstehen können. Die Herausforderung besteht darin, klar zu formulieren, welche spezifischen Anforderungen wir an die Ergebnisse stellen.

Führung in der Ära der KI

Die Rolle des Leaderships in der Ära der KI verändert sich deutlich. Statt die Mitarbeiter ausschließlich im Prompting auszubilden, sollten Unternehmen ihren Fokus darauf legen, wie Menschen und KI gemeinsam effektiv agieren können. Eine aktuelle Studie der Harvard Kennedy School belegt, dass Führungspersönlichkeiten, die gut darin sind, KI-Agenten zu führen, auch bessere menschliche Teams leiten können. Erfolgreiche Leader—wenngleich sie mit KI oder Menschen arbeiten—stellen oft offene Fragen, fördern echte Dialoge und hinterfragen die Ergebnisse kritischer. Die Fähigkeit, mit KI zu interagieren und zu führen, wird somit zur entscheidenden Kompetenz für die Führung der Zukunft.

Fazit: Die Zukunft liegt in der Führung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das reine Erstellen von Prompts nicht die zentrale Herausforderung in der Zusammenarbeit mit KI darstellt. Vielmehr ist die Kompetenz, die Qualität der Ergebnisse zu bewerten und zu führen, entscheidend für den Erfolg in der digitalisierten Arbeitswelt. Führung bleibt die essentielle Fähigkeit, die es zu kultivieren gilt, um das volle Potenzial von KI in Unternehmen auszuloten und zu nutzen.