Die Gefahren von Polyacrylamid-Hydrogelen in der Schönheitschirurgie

In den letzten Jahren hat die Verwendung von Polyacrylamid-basierten Hydrogelen in der Schönheitschirurgie stark zugenommen. Diese Produkte, insbesondere bekannt unter dem Namen Los Deline, wurden als sichere Alternativen zu herkömmlichen Fillern wie Hyaluronsäure beworben. Die Anwendung sollte relativ unkompliziert sein, da die Gel-Substanz ohne Narkose injiziert werden konnte und sich innerhalb weniger Jahre vollständig im Körper abbaut. Trotz dieser vielversprechenden Eigenschaften hat sich herausgestellt, dass die Gefahren und Komplikationen, die durch solche Eingriffe entstehen können, gravierend und anhaltend sind.

Erste Hinweise auf die Risiken kamen schon früh, als Patienten begannen, nach der Behandlung mit ernsthaften körperlichen Problemen zu kämpfen. Diese traten nicht selten erst Jahre nach der Injektion auf, was das gesamte Ausmaß der Gefährdung lange Zeit unklar ließ. Viele Betroffene berichten von Beschwerden, die von Schmerzen bis hin zu sichtbaren Verformungen reichen. Zudem zeigt sich beispielsweise, dass das ursprünglich weiche Gel im Körper zu harten Klumpen verhärtet, die dann Entzündungen auslösen können. Das einst als klar beworbene Gel verwandelt sich in eine gelb-trübe Substanz, die durch eiternde Wunden aus dem Körper austritt.

Die chemische Struktur von Polyacrylamid

Polyacrylamid selbst ist ein synthetisches Polymer, das überwiegend in Hydrogelen verwendet wird. Diese bestehen in der Regel aus Wasser oder einer Salzlösung, enthalten aber auch bis zu vier Prozent Polyacrylamid. Diese chemische Zusammensetzung gibt dem Gel seine physikalischen Eigenschaften, die zur Bildung eines geschmeidigen Fillers führen. Das Polymer hat die Fähigkeit, Wasser einzuspeichern, was es am Anfang besonders attraktiv für medizinische Anwendungen erscheinen lässt.

Die Herstellung von Polyacrylamid-Hydrogelen erfolgt durch die polymerisation von Acrylamid-Bausteinen. Dies führt zur Bildung einer netzartigen Struktur, die die Wasserbindung ermöglicht. Allerdings bringt die Verwendung von Polyacrylamid auch potentielle Risiken mit sich. Das Material kann im Körper nicht durch körpereigene Enzyme abgebaut werden. Stattdessen zerfällt es unkontrolliert in aggressive Zersetzungsprodukte, die gesundheitliche Risiken darstellen. Diese Produkte können chronische Entzündungen hervorrufen und wirken potenziell krebserregend auf den menschlichen Körper.

Komplikationen und Behandlungsbedarf

Die Erfahrung von Ärzten, die sich auf die Entfernung von Polyacrylamid-Fillern spezialisiert haben, zeigt, dass viele Patienten mit erheblichen Komplikationen zu kämpfen haben. Berichten zufolge sind es nicht nur ästhetische Probleme, die im Vordergrund stehen, sondern auch körperliche Beschwerden, die einen hohen Behandlungsaufwand erfordern. Die Entfernung des Fillers kann sich schwierig gestalten, da dieser häufig nicht einfach vom Gewebe zu trennen ist.

Ein plastischer Chirurg, der auf diese komplikativen Eingriffe spezialisiert ist, berichtete von Patienten, die chronische Schmerzen, absterbendes Gewebe und massive Entzündungen erlitten hatten. Diese Erfahrungen verdeutlichen das enorme Leid, das Betroffene nach der Injektion erleiden müssen. Finanzielle Belastungen durch die Behandlung steigern den Druck auf viele Betroffene zusätzlich und führen in vielen Fällen zu einer Verschuldung.

Die Rücknahme von Los Deline und deren Folgen

Im Jahr 2023 wurde Los Deline schließlich aufgrund der gefundenen gesundheitlichen Risiken vom Markt genommen. Untersuchungen hatten ergeben, dass das Produkt, entgegen der ursprünglichen Behauptungen des Herstellers, schädliche Mengen an Polyacrylamid sowie gefährliche Vernetzer enthielt. Diese Erkenntnisse führten zu einem sofortigen Rückruf des Produkts. Die genauen Zahlen der betroffenen Personen sind unklar, jedoch wird von Tausenden von Behandlungen allein in Deutschland ausgegangen.

Diese Entwicklungen werfen ein Licht auf die Notwendigkeit, striktere Kontrollen und Regularien für Schönheitsoperationen und kosmetische Eingriffe einzuführen. Viele in der Industrie waren sich longstanding über die Gefahren von Polyacrylamid-haltigen Gelen bewusst, jedoch fanden diese Informationen nicht den Weg in die breite Öffentlichkeit. Zukünftige Bestrebungen sollten darauf abzielen, das Bewusstsein zu schärfen und rechtzeitige Maßnahmen zu ergreifen, um weitere gesundheitliche Risiken zu vermeiden.

Fazit: Die Risiken erkennen und regulieren

Die Fälle von Komplikationen aufgrund der Verwendung von Polyacrylamid-Hydrogelen wie Los Deline verdeutlichen die erheblichen gesundheitlichen Risiken, die mit solchen Eingriffen verbunden sind. Da die langfristigen Folgen oft erst Jahre später sichtbar werden, ist es entscheidend, dass sowohl Patienten als auch Fachkräfte über die potenziellen Gefahren umfassend informiert werden. Es bedarf klarer Richtlinien und strengeren Kontrollen, um die Sicherheit in der Schönheitsmedizin zu gewährleisten und zukünftige Komplikationen zu verhindern.