Nvidia setzt seine Strategie zur Stärkung der KI-Infrastruktur fort, indem das Unternehmen den Workload-Manager Slurm übernimmt und die Nemotron-3-KI-Modellfamilie einführt. Diese Schritte sollen die vertikale Integration in wesentlichen Komponenten der KI-Technologie fördern und die Kontrolle über Hardware, Software und Orchestrierung aus einer Hand ermöglichen. So soll Nvidias Marktposition im KI-Zeitalter weiter gefestigt werden.

Übernahme von SchedMD: Erweiterung der Softwarekontrolle

Nvidia hat SchedMD übernommen, das Unternehmen hinter Slurm, einem offenen System für das Management von Workloads. Slurm hat sich als Standard in der Hochleistungsrechen (HPC)- und KI-Umgebung etabliert und ist seit Jahren in über der Hälfte der Top-Supercomputer weltweit im Einsatz. Die finanziellen Details zur Übernahme wurden nicht veröffentlicht, doch die Relevanz von Slurm nimmt mit zunehmenden Anforderungen an Rechenleistungen und komplexen Trainingsumgebungen zu.

Slurm ermöglicht es, Rechenressourcen effizient zu verteilen, Jobs zu planen und Ressourcen zuzuweisen. Dies ist besonders wichtig für die steigende Größe und Komplexität vieler KI-Modelle. Der CEO von SchedMD, Danny Auble, sieht in der Übernahme eine Bestätigung für die Bedeutung von Slurm und hebt hervor, dass die Software unter Nvidia weiterhin offen bleiben soll. Nvidia plant, die Entwicklung von Slurm voranzutreiben und gleichzeitig den Open-Source-Charakter sowie die Hardware-Neutralität zu wahren, was eine wesentliche Grundlage für die breite Akzeptanz der Software darstellt.

Engagement für Open-Source-Lösungen

Nvidia bekräftigt, dass Slurm auch künftig als offene und herstellerneutrale Software angeboten wird. SchedMD, gegründet 2010 von den ursprünglichen Entwicklern von Slurm, betreut zahlreiche Kunden, darunter große Organisationen wie das Barcelona Supercomputing Center. Die langjährige Zusammenarbeit zwischen Nvidia und SchedMD wird durch die Übernahme formalisiert, was die Nutzung von Slurm auf GPU-beschleunigten Systemen ermöglicht und deren Effizienz steigert.

Diese offene Herangehensweise ist entscheidend, um Bedenken auszuräumen, dass Nvidia Slurm exklusiv für sein eigenes Ökosystem nutzen könnte. Die Nutzer können nach der Übernahme von verbesserter Integration und Effizienz profitieren, ohne dass die Flexibilität und die Zugänglichkeit der Software beeinträchtigt wird.

Vorstellung der Nemotron‑3-Modelle

Gleichzeitig mit der SchedMD-Übernahme präsentiert Nvidia die Nemotron‑3-Modellfamilie, die speziell für agentische Systeme konzipiert wurde. Diese Systeme ermöglichen es KI-Agenten, eigenständig Aufgaben zu planen, zu koordinieren und auszuführen. Die Nemotron-3-Reihe ist in drei Varianten erhältlich: Nemotron 3 Nano, ein Modell mit 30 Milliarden Parametern, das für spezifische Aufgaben und Edge-Einsätze geeignet ist; Nemotron 3 Super, das für multi-agentensysteme vorgesehen ist, in denen mehrere Modelle gleichzeitig arbeiten; und Nemotron 3 Ultra, ein 500-Milliarden-Parameter-Modell für anspruchsvolle Anwendungen mit komplexen logischen Anforderungen.

Nvidias CEO Jensen Huang hebt die Begründung für die offenen Innovationen hervor, die eine transparente und effiziente Plattform für Entwickler schaffen sollen. Diese Entwicklung ist insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Konkurrenz aus China wichtig, wo offene KI-Modelle zunehmend populär werden. Mit der Einführung der Nemotron-Modelle möchte Nvidia seine Position im offenen KI-Markt behaupten und gleichzeitig eine enge Integration mit seiner Hardware sicherstellen.

Strategische Marktpositionierung und finanzielle Aussichten

Nvidia unterstreicht seine strategischen Schritte durch beeindruckende Geschäftszahlen. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2026 erreichte das Unternehmen einen Umsatz von 57 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 62 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders das Datacenter-Geschäft, das KI-GPUs bündelt, trug mit 51,2 Milliarden US-Dollar zu diesem Erfolg bei, ein Zuwachs von 66 % im Vergleich zu 2025. Nvidia erwartet für das laufende vierte Quartal einen Umsatz von 65 Milliarden US-Dollar, ebenfalls ein erhebliches Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal.

Mit der Übernahme von SchedMD und der Einführung von Nemotron 3 verfolgt Nvidia einen Full-Stack-Ansatz, der die vollständige Kontrolle über den KI-Entwicklungsprozess umfassen soll. Die Integration dieser Lösungen erleichtert die Entwicklung einheitlicher Plattformen für die Betreiber von KI-Infrastrukturen und erschwert gleichzeitig Wettbewerbern den Einstieg in vergleichbare Angebote. Nvidias Rolle wird zunehmend als zentraler Infrastruktur-Anbieter in der KI-Ära wahrgenommen, der nicht nur Chips liefert, sondern umfassende Lösungen anbieten kann.

Kursentwicklung und Analysteneinschätzungen

Nach einer starken Kursrally der Nvidia-Aktie im vergangenen Jahr konsolidiert sich der Kurs derzeit. In den letzten 30 Tagen verzeichnete die Aktie einen Rückgang von knapp 7 %. Dennoch bleibt die Wall Street optimistisch, mit durchschnittlichen 12-Monats-Kurszielen von etwa 258 US-Dollar. Unternehmen wie Bank of America Securities und Bernstein schätzen den Kurszuwachs auf 275 US-Dollar. Die neue Übernahme von SchedMD und die Einführung von Nemotron 3 werden von Analysten eher als strategische Schritte zur Stärkung der Marktposition gewertet, die langfristig den Wettbewerbsvorteil in der KI-Infrastruktur erhöhen sollen.

Fazit: Nvidias strategische Weichenstellung

Die Übernahme von SchedMD und die Einführung der Nemotron‑3-Modelle sind klare Schritte in Richtung einer umfassenden Kontrolle über die KI-Infrastruktur. Diese Entwicklungen stärken nicht nur die bestehende Marktposition von Nvidia, sondern auch die Integration von Hardware und Software für Nutzer und Entwickler. Nvidias Engagement für Open-Source-Lösungen und die Offenheit des Slurm-Systems gewährleisten gleichzeitig eine breite Akzeptanz und Nutzung der Technologien. Langfristig erhofft sich Nvidia, durch diese Maßnahmen eine führende Rolle im KI-Markt einzunehmen.