Netflix wehrt sich gegen Übernahmeangebote

Aktuell sieht sich Netflix mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere in Bezug auf mögliche Übernahmeangebote und strategische Entscheidungen. Ein unaufgefordertes „Mini-Tender“-Angebot von TRC Capital Investment wurde abgelehnt, während das Unternehmen gleichzeitig eine milliardenschwere Übernahme der Warner Bros. Discovery (WBD) -Sparten vorantreibt. Für Investoren stellt sich dabei die Frage, welche Auswirkungen diese Verteidigungsmaßnahmen und die finanziellen Belastungen auf die Aktie des Unternehmens haben könnten, kurz bevor die nächsten Unternehmenszahlen veröffentlicht werden.

Reaktion auf Mini-Tender-Angebot

Netflix hat seinen Aktionären geraten, das Mini-Tender-Angebot von TRC Capital abzulehnen. Der angebotene Preis betrug 91,00 US-Dollar pro Aktie, was unter dem zuletzt erreichten Schlusskurs von 93,64 US-Dollar liegt. TRC Capital plant, bis zu 1,25 Millionen Aktien zu erwerben, was einer Beteiligung von weniger als 5 % entspricht. Netflix hebt hervor, dass es keine Verbindung zu TRC Capital gibt und dass Angebote dieser Art oft nicht den gängigen Schutzstandards klassischer Übernahmevorschläge entsprechen. Der Schritt, diese Offensive abzuwehren, verdeutlicht, dass das Management in einer strategisch sensiblen Phase keinen zusätzlichen Druck auf die Aktionärsbasis zulassen möchte.

Strategische Übernahme von Warner Bros. Discovery

Parallel zur Ablehnung des Mini-Tender-Angebots intensiviert Netflix seine größte Übernahme, die sich auf die zentralen Geschäftsbereiche von Warner Bros. Discovery fokussiert. Diese Transaktion hat ein Volumen von etwa 82,7 Milliarden US-Dollar und beinhaltet die Streaming- und Studiosparte, einschließlich HBO und Warner Bros. Pictures. Der angebotene Preis beträgt ca. 27,75 US-Dollar je WBD-Aktie. Warner Bros. Discovery hat seine Aktionäre bereits dazu aufgerufen, das Angebot von Netflix zu unterstützen und dies als strategisch überlegene Alternative zu einem rivalisierenden Angebot von Paramount Skydance zu betrachten. Letzteres Angebot umfasst eine vollständige, feindliche Übernahme im Volumen von etwa 108,4 Milliarden US-Dollar und könnte die Smith-Gruppe vor Herausforderungen stellen, die sich auf den Kauf dieser neuen Einheit konzentrieren.

Operative Herausforderungen und die Governance-Debatte

In einem Umfeld, das von anhaltender Unsicherheit geprägt ist, meldete Netflix für das dritte Quartal bestimmte operative Dämpfer. Die erwirtschafteten Gewinne pro Aktie lagen bei 5,87 US-Dollar, was eine Abweichung von rund 15 % im Vergleich zu den Erwartungen der Analysten darstellt. Auch der Umsatz von 11,51 Milliarden US-Dollar fiel leicht hinter den Prognosen zurück. Diese Enttäuschungen führten zu erhöhten Preisschwankungen der Aktie, während der Markt die Auswirkungen der hohen Investitions- und Integrationsanforderungen des WBD-Deals berücksichtigte. Ein weiterer Aspekt, der die Aufmerksamkeit auf sich zog, waren Fragen zur Corporate Governance, insbesondere mit Blick auf die Wiederwahl des langjährigen Aufsichtsratsmitglieds Jay Hoag. Trotz Widerstand von Aktionären wurde seine Wiederwahl in einer kritischen Phase beibehalten, was zeigt, dass das Management hinter den bisherigen Führungskräften steht.

Strategischer Kurswechsel mit hohen finanziellen Risiken

Mit dem geplanten Kauf der WBD-Assets vollzieht Netflix einen dramatischen Kurswechsel und entfernt sich von seiner traditionellen „Build, not buy“-Philosophie. Anstatt ausschließlich in die Eigenproduktion zu investieren, plant das Unternehmen, hochqualitative Kataloge von HBO und Warner Bros. sowie das DC-Universum in sein Portfolio zu integrieren. Dies soll die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber großen Playern wie Disney und Amazon stärken. Allerdings wird für den Deal mit zusätzlichen Schulden von rund 59 Milliarden US-Dollar gerechnet, was die finanzielle Hebelwirkung erhöht und das Risiko für das Unternehmen deutlich steigert. An den Börsen spiegelt sich diese Kombination aus Chancen und Risiken bereits in einem sensiblen Kursbereich wider, wobei der Preis von etwa 93,64 US-Dollar als entscheidende Unterstützung fungiert.

Ausblick und anstehende Zahlen

Ein wichtiger Termin steht am 20. Januar 2026 bevor, wenn Netflix die Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr präsentiert. Zu diesem Zeitpunkt werden insbesondere die Fortschritte bei der Integration der WBD-Transaktion, die regulatorischen Anforderungen und die Erholung des Gewinnmomentums im Fokus stehen. Charttechnisch stellt die Marke um 93 US-Dollar eine Schlüsselposition dar; ein Halten dieses Niveaus könnte die aktuelle Bewertung stützen und den Blick auf mögliche Erholungen in der Aktie lenken. Mit der Unterstützung des WBD-Verwaltungsrats wird das Marktinteresse zunehmend von der Frage des „Ob“ hin zur praktischen Umsetzung und finanziellen Tragfähigkeit der Fusion verschoben.

Fazit: Herausforderungen und Chancen für Netflix

Die aktuelle Situation für Netflix ist geprägt von strategischen Entscheidungen, operativen Herausforderungen und einer komplexen Finanzlage. Die Ablehnung des Mini-Tender-Angebots, die anvisierte Übernahme von Warner Bros. Discovery und die zu beobachtenden Entwicklungen in der Corporate Governance sind allesamt entscheidend für die zukünftige Stabilität und das Wachstum des Unternehmens. Investoren sollten die kommenden Quartalszahlen und den Fortschritt der Integration der WBD-Aktivitäten aufmerksam verfolgen.