MINT-Fachkräfte verwenden oft unerlaubt KI-Tools
Steigende Nutzung von KI-Tools in MINT-Berufen
Die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) wird unter Fachkräften der MINT-Disziplinen – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – zunehmend alltäglich. Laut einer aktuellen Umfrage verwenden etwa 77 Prozent dieser Berufsgruppe in Deutschland KI-Tools wie ChatGPT, Google Gemini oder Perplexity, ohne dass diese offiziellen Genehmigungen von Seiten der Unternehmensleitung oder der IT-Abteilung erhalten haben. Diese Ergebnisse stammen von einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov, die im Auftrag der britischen Personalvermittlung Sthree durchgeführt wurde.
Risiken der Nutzung nicht autorisierter KI-Software
Die Verwendung von nicht genehmigten KI-Anwendungen, oft als „Schatten-IT“ bezeichnet, birgt nach Auffassung von Experten erhebliche Risiken sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Unternehmen, die sie beschäftigen. Gesetzliche Problematiken können sich aus dem Verstoß gegen Vorgaben wie die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder Geheimhaltungsvereinbarungen ergeben. Ein konkretes Beispiel wäre, wenn Mitarbeiter sensible Unternehmensdaten oder Kundendetails unabsichtlich in solche KI-Tools hochladen. In diesem Zusammenhang besteht auch die Möglichkeit, dass Anbieter wie OpenAI oder Google diese Informationen speichern und für ihre Algorithmen verwenden, was gravierende rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Besonders hoch sind die Bußgelder, wenn keine Auftragsverarbeitungsverträge bestehen. Darüber hinaus kann die Verwendung von nicht validierten KI-Tools den Betriebsablauf beeinträchtigen, da Entscheidungen oder Analysen auf unsicheren Datengrundlagen basieren.
MINT-Fachkräfte zeigen erhöhter Risikobereitschaft
Im Rahmen der erwähnten Studie wurden insgesamt 5.391 Fachkräfte aus MINT-Bereichen in verschiedenen Ländern befragt, darunter Deutschland, die USA, Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Japan und die Niederlande. Über alle befragten Länder hinweg gaben 64 Prozent der MINT-Fachkräfte an, KI-Tools auch ohne vorherige Zustimmung ihrer Vorgesetzten zu nutzen. In Deutschland tätigen etwa 23 Prozent der Fachkräfte diese Praxis mindestens einmal täglich, während 29 Prozent einmal wöchentlich auf KI-Tools zurückgreifen und 12 Prozent diese wenigstens einmal im Monat verwenden. Die Hauptmotivation für den Einsatz dieser nicht autorisierten Tools besteht oft in der Effizienzsteigerung, wobei ein Drittel der Befragten angibt, dass sie die Technologien hauptsächlich zur Beschleunigung von Arbeitsabläufen einsetzen. Außerdem sehen drei Viertel der Befragten eine generelle Steigerung der Produktivität. Neben diesen praktischen Vorteilen spielt auch die Neugier eine Rolle, die dazu führt, dass fast 29 Prozent der Befragten die Möglichkeit nutzen, Kenntnisse zu erwerben, die in ihrem Unternehmen nicht vermittelt werden.
Fazit: Wachsende Herausforderungen durch Schatten-IT
Die steigende Nutzung nicht genehmigter KI-Tools stellt Unternehmen vor bedeutende Herausforderungen. Während die Fachkräfte in MINT-Berufen aus der Eigenverantwortung heraus versuchen, ihre Effizienz zu steigern und ihre Kenntnisse zu erweitern, entstehen gleichzeitig Risiken, die sowohl rechtliche als auch betriebliche Dimensionen haben. Die Notwendigkeit, eine Balance zwischen Innovation und Konformität zu finden, wird für Unternehmen und ihre IT-Abteilungen immer drängender. Ein proaktives Management dieser Technologie sowie angemessene Richtlinien zur Nutzung könnten essentielle Schritte sein, um die Risiken zu minimieren und gleichzeitig von den Vorteilen der KI-Entwicklung zu profitieren.

