Lohnraub in Südostasien: Missstände bei Body Fashion
Die dramatische Lage der Mitarbeiterinnen bei Body Fashion
Jaruwan Karak, eine thailändische Textilarbeiterin, berichtet von ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Ihr ehemaliger Arbeitgeber, die Firma Body Fashion, schuldet ihr 21.524 Euro an ausstehenden Löhnen und ihrem Ehemann weitere 17.756 Euro. Um über die Runden zu kommen, haben sie Kredite aufgenommen, die sie nun nicht mehr zurückzahlen können. Als die Bank die Kredite nicht verlängerte, waren sie gezwungen, sich an Kredithaie zu wenden. Infolgedessen haben sie ihr Auto und ihr Haus verloren und sind auf Wohltätigkeit angewiesen, um Lebensmittel zu erhalten. Karaks Situation ist symptomatisch für ein weit verbreitetes Problem in der Textilindustrie, wo Arbeiter oft unter prekären Bedingungen leiden.
Insgesamt schuldet Body Fashion rund 6,4 Millionen Euro an 900 Arbeitern, die während der Coronakrise abrupt entlassen wurden. Diese Arbeiter sind in den Fabriken in Nakhon Sawan und Samut Prakan beschäftigt. Trotz mehrerer Gerichtsurteile, die zu Gunsten der Arbeiter ausfielen, weigert sich der Unternehmer Robert Ng, die ausstehenden Zahlungen zu leisten. Schockierenderweise produziert das Unternehmen weiterhin unter Ng’s Führung, was die Situation der Arbeiter weiter verschärft.
Die Komplexität der Unternehmensstruktur von Robert Ng
Robert Ng, ein malaysischer Unternehmer, ist an der Spitze eines weitverzweigten Unternehmensnetzwerks beteiligt, das nur schwer transparent zu machen ist. Laut Berichten des Workers Rights Consortium sei Ng der vollständige Eigentümer vieler Unternehmen, die in der Textilproduktion tätig sind. In Hongkong registrierte Holdinggesellschaften betreiben Fabriken in Ländern wie Sri Lanka, Portugal und Ungarn. Diese Firmen stehen in Geschäftsbeziehungen mit internationalen Marken und Einzelhändlern, wie etwa Amazon und Nordstrom.
Zusätzlich ist Ng auch Vorsitzender der Huber Holding, einem führenden österreichischen Unternehmen im Bereich Unterwäsche, das Marken wie HOM und Skiny Bodywear vertreibt. Huber hat sich öffentlich von den Vorwürfen in Thailand distanziert, was die Verantwortlichkeit in der historischen Lohnproblematik untergräbt. Solche Aussagen werfen Fragen über die moralische Verantwortung international agierender Unternehmen auf, die in ihrer Lieferkette mit negativen Auswirkungen auf Arbeitnehmer konfrontiert sind.
Die Verantwortung der globalen Marken
Ein zentraler Aspekt dieser Thematik ist die ethische Verantwortung der Einzelhändler, die mit Body Fashion zusammenarbeiten. Scott Nova, Direktor des Workers Rights Consortium, bringt zum Ausdruck, dass Firmen, die ethischen Geschäftspraktiken verpflichtet sind, schockiert sein sollten, wenn sie von Lohndiebstahl erfahren. Er benennt insbesondere Unternehmen wie Otto und Peek & Cloppenburg, die in Österreich und Deutschland operative Geschäftsbeziehungen mit Body Fashion pflegen. Dies wirft schwerwiegende Fragen zur Verantwortung und den moralischen Positionierungen dieser Unternehmen auf.
Gertrude Klaffenböck von der Menschenrechtsorganisation Südwind Österreich verurteilt die Passivität der Huber Holding gegenüber diesen Missständen. Aktivisten fordern eine Umkehr der Verantwortung und darauf, dass große Marken nicht lediglich auf rechtliche Ausreden zurückgreifen dürfen, um ihrer Verantwortung zu entkommen. Auch der Landesdirektor der Arbeiterrechteorganisation Solidarity Center, David Welsh, betont die Wichtigkeit einer Verantwortung für die gesamte globale Bekleidungslieferkette.
Die persönlichen Schicksale der Entlassenen
Die Geschichten der betroffenen Arbeiter spiegeln eine tiefe Verzweiflung wider. Eine ehemalige Mitarbeiterin von Body Fashion, Prasit Koedphithak, berichtet, dass Ng ihr 18.977 Euro schuldet. Nach über zwei Jahrzehnten der Betriebszugehörigkeit sieht sie sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass sie nach ihrer Entlassung keine neue Arbeit finden konnte. Die finanzielle Belastung hat sie in eine ausweglose Situation gebracht und sie sieht keine Perspektiven mehr dafür, ihre Schulden zurückzuzahlen.
Die Schicksale wie das von Karak und Koedphithak sind keineswegs Einzelfälle. Sie stehen für eine weit verbreitete Unsicherheit und Verzweiflung, die viele Arbeitnehmer in der Textilindustrie erleiden müssen. Damit stellt sich die Frage, inwieweit Unternehmen und Regierungen Verantwortung für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Sicherstellung fairer Löhne in der Branche übernehmen müssen.
Fazit: Die Herausforderungen in der Textilindustrie
Die Situation bei Body Fashion verdeutlicht gravierende Missstände in der internationalen Textilindustrie. Arbeitgeber wie Robert Ng müssen zur Verantwortung gezogen werden, um die Rechte der Arbeiter zu schützen. Gleichzeitig sind Konsumenten und Einzelhändler gefordert, sich für das Wohl der Arbeiter und faire Arbeitsbedingungen einzusetzen. Der Druck auf Unternehmen, sozial verantwortungsbewusst zu agieren, wird mit jeder neuen Enthüllung über Missstände in der Branche ansteigen.