Leitfaden zum Umgang mit KI in Vermittlerbetrieben
Einführung in die KI-Governance für Vermittlerunternehmen
Mit dem fortschreitenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Vermittlerunternehmen wird eine sorgfältige Governance erforderlich. In diesem Kontext hat der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung einen Leitfaden veröffentlicht, um unabhängige Vermittler aus den Bereichen Finanzen, Versicherungen und Immobilienkredite bei der Anwendung von KI-Systemen zu unterstützen. Dieser Leitfaden dient als praktisches Werkzeug, das spezifische Empfehlungen bietet und es ermöglicht, den neuen Anforderungen der Europäischen KI-Verordnung gerecht zu werden. Seit dem 2. Februar 2025 gelten Teile dieser Verordnung, die darauf abzielt, einen einheitlichen Rechtsrahmen für den vertrauenswürdigen Einsatz von KI-Tools zu schaffen. Der Leitfaden fokussiert sich auf die Organisationen, ohne dabei die Größe der Unternehmen zu berücksichtigen, sondern legt einen Schwerpunkt auf die Art und das Risiko der verwendeten KI-Systeme. Dies hat zur Folge, dass auch kleinere Vermittlerunternehmen sich intensiv mit den Vorgaben auseinandersetzen müssen.
Risikokategorien der KI-Verordnung
Der AfW-Leitfaden führt die vier von der Europäischen Union definierten Risikokategorien auf: inakzeptabel, hoch, begrenzt und niedrig. Systeme, die als inakzeptabel eingestuft werden, sind grundsätzlich verboten. Dazu zählen Anwendungen, die Verhaltensmanipulation oder Social Scoring durchführen. Hochrisiko-KI-Systeme sind solche, die beispielsweise zur Bonitäts- oder Kreditwürdigkeitsprüfung eingesetzt werden, sowie die Risikobewertung und Preisgestaltung in Lebens- und Krankenversicherungen. Auf der anderen Seite fallen Systeme wie Chatbots oder automatisierte E-Mail-Antworten, die auf KI-Modelle wie Chat-GPT basieren, unter die Kategorie „begrenztes Risiko“ – es sei denn, sie werden auch für Hochrisiko-Anwendungen, wie etwa Kreditwürdigkeitsprüfungen, verwendet. Der Leitfaden betont die Notwendigkeit, klare Anwendungsbereiche für den Einsatz von KI zu definieren, sowie die Wichtigkeit der Überprüfung von KI-generierten Ergebnissen. Weitere Aspekte sind die Vermeidung kommerzieller KI-Systeme für die Verarbeitung personenbezogener Daten und die Benennung interner Verantwortlicher für den KI-Einsatz. Der AfW empfiehlt zudem, die externe Kommunikation klar zu gestalten, um Transparenz zu schaffen und das Vertrauen in den KI-Einsatz zu stärken.
Proportionale Umsetzung je nach Unternehmensgröße
Der Leitfaden legt Wert darauf, dass die Governance-Anforderungen proportional zur Größe und Organisation der Unternehmen ausgestaltet sind. AfW-Vorstand Frank Rottenbacher hebt hervor, dass er mit diesem Dokument den Mitgliedern ein praxisorientiertes Werkzeug an die Hand gibt, das den Bedürfnissen kleinerer und mittelgroßer Vermittlerunternehmen gerecht wird. Dabei geht es nicht darum, überbordende bürokratische Hürden aufzubauen, sondern Orientierung und Praktikabilität zu bieten. Einzelunternehmer benötigen demnach keine komplexen Richtlinien, während Kapitalgesellschaften strukturierte Prozesse entwickeln sollten, um den Anforderungen der KI-Verordnung zu entsprechen. Weiterhin betont der AfW, dass die Inhalte des Leitfadens regelmäßig aktualisiert werden, um den dynamischen Entwicklungen im Bereich der KI gerecht zu werden. Allerdings ist bislang keine einheitliche EU-weite Verwaltungspraxis zur Umsetzung der KI-Verordnung etabliert.
Über den AfW Bundesverband Finanzdienstleistung
Der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung vertritt die Interessen von rund 40.000 Versicherungsmaklern und unabhängigen Vermittlern in Deutschland. Diese umfassen Finanzanlagen- und Immobiliardarlehensvermittler aus über 2.100 Mitgliedsunternehmen. Der Verband liefert regelmäßig Leitfäden, Formulierungshilfen und Checklisten, die sich auf gesetzliche sowie regulatorische Anforderungen für Vermittlerbetriebe konzentrieren. Mit dem neuen Leitfaden zur KI-Governance trägt der AfW dazu bei, die Vermittlerunternehmen auf die Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz adäquat vorzubereiten. Dies stellt einen wichtigen Schritt dar, um die Qualität und Sicherheit in der Verwendung von KI-Systemen in der Branche zu gewährleisten.
Fazit: Bedeutung eines klaren Rahmens für KI
Die Einführung des Leitfadens durch den AfW ist ein wichtiger Beitrag zur Schaffung eines klaren Rahmens für die Verwendung von Künstlicher Intelligenz in Vermittlerfirmen. Er bietet konkrete Hilfestellungen und fördert den verantwortungsvollen Umgang mit KI-Technologien im Sinne einer regulierten und sicheren Anwendungsweise. Durch die Berücksichtigung der unterschiedlichen Unternehmensgrößen wird sichergestellt, dass alle Vermittler, unabhängig von ihrer Größe, die Empfehlungen umsetzen können. Diese Maßnahmen sind unerlässlich, um den Herausforderungen der digitalen Zukunft gewachsen zu sein.