Krankmeldungen treiben Kosten auf Rekordhöhe in Deutschland
Krankheitsbedingte Fehltage in Deutschland: Ein alarmierender Trend
Die Entwicklung der krankheitsbedingten Fehltage in Deutschland zeigt besorgniserregende Ausmaße. Im Jahr 2024 wurden erstmals mehr als 881 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage verzeichnet, was zu einem massiven Anstieg der wirtschaftlichen Belastungen führten. Die Ausgaben für arbeitsunfähige Mitarbeiter lagen 2024 bei über 200 Milliarden Euro, was rund 4,7 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts von etwa 4,26 Billionen Euro entspricht. Dies stellt den höchsten Wert in der Geschichte der Bundesrepublik dar und bringt signifikante Herausforderungen für Unternehmen mit sich.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) dokumentiert, dass jeder Beschäftigte im Durchschnitt 20,8 Krankheitstage hatte, was einem Anstieg von fast vier Tagen seit 2020 entspricht. Diese steigenden Ausgaben werden durch höhere Löhne und eine wachsende Zahl von Erwerbstätigen zusätzlich verstärkt.
Hohe Kosten durch Lohnfortzahlungen – Besondere Belastung im Pflegebereich
Eine detaillierte Analyse der Krankenstände zeigt erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Im Pflegesektor, der mit 9,36 Prozent den höchsten Krankenstand aufweist, sind die Fehltage besonders gravierend. Dies wird gefolgt von der Metallerzeugung mit 9,33 Prozent und der öffentlichen Verwaltung mit 8,70 Prozent. Der Einzelhandel hat mit 7,14 Prozent den höchsten Wert seit über 20 Jahren erreicht, was auf zunehmenden Stress und psychische Belastungen in dieser Branche hindeutet.
Die Kosten für Entgeltfortzahlungen belaufen sich auf etwa 82 Milliarden Euro, wovon 69,1 Milliarden Euro reine Entgeltfortzahlung und 13 Milliarden Euro Sozialversicherungsbeiträge ausmachen. Diese Finanzbelastungen wirken sich vor allem nachteilig auf kleine und mittelständische Unternehmen aus, die ohnehin mit steigenden Kosten und niedrigen Gewinnmargen kämpfen.
Volkswirtschaftliche Auswirkungen durch Arbeitsausfälle
Bedingt durch die hohe Zahl an Arbeitsunfähigkeitstagen entstehen Produktionsausfälle von insgesamt 134 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg von 47 Milliarden Euro seit 2020 und zeigt die Dringlichkeit, das Problem anzugehen. Die durchschnittlichen Kosten pro ausgefallenem Arbeitstag belaufen sich auf 152 Euro je Beschäftigtem. Diese Situation verstärkt die bereits bestehende Belastung durch hohe Energiepreise, gestörte Lieferketten und einen intensiven internationalen Wettbewerb, wodurch vor allem exportorientierte und energieintensive Branchen unter Druck geraten.
Demografische Veränderungen als Ursache für steigende Fehlzeiten
Die Ursachen für die zunehmenden Ausfälle sind vielfältig. Insbesondere der demografische Wandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Krankenstände in Deutschland. Ältere Belegschaften sind anfälliger für gesundheitliche Probleme, insbesondere Muskel- und Skeletterkrankungen, die 2024 für 19,4 Prozent aller Ausfalltage verantwortlich waren. Zudem haben sich psychische Erkrankungen zu einem weiteren bedeutenden Faktor entwickelt und verursachen mittlerweile 16,7 Prozent aller Ausfalltage. Mit dem Anstieg dieser Krankheitsbilder sind auch längerfristige Krankheitsverläufe verbunden, die Unternehmen zusätzlich belasten.
Notwendige Reformen zur Entlastung der Unternehmen
Um der kritischen Lage der Krankheitsausfälle zu begegnen, fordern Experten strukturelle Reformen im Entgeltfortzahlungssystem. Dr. Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft schlägt die Einführung von Karenztagen vor, an denen die Gehaltszahlungen zu Beginn einer Krankheit für mehrere Tage ausgesetzt werden. Auch alternative Modelle, die reduzierte Gehaltszahlungen vorsehen, stehen zur Diskussion. Es müssen jedoch nicht nur finanzielle Maßnahmen ergriffen werden; auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Implementierung systematischer Präventionsmaßnahmen sind entscheidend, um die Gesundheit der Beschäftigten langfristig zu fördern.
Fazit: Dringender Handlungsbedarf für die Gesundheit der Beschäftigten
Die steigenden Krankheitsausfälle stellen eine ernsthafte Herausforderung für die deutsche Wirtschaft dar. Um den zunehmenden Belastungen entgegenzuwirken, sind sowohl finanzielle als auch präventive Maßnahmen notwendig. Es liegt an den Unternehmen, durch Investitionen in die Gesundheit ihrer Arbeitnehmer die Produktivität zu sichern und die langfristigen Folgen der hohen Fehlzeiten zu minimieren.

