Krankheit von Mitarbeitern belastet deutsche Wirtschaft mit 200 Mrd. Euro
Wirtschaftliche Auswirkungen der Krankheitsausfälle in Deutschland
Die Krankheitskosten sind für die deutsche Wirtschaft zu einem ernsthaften Problem geworden und belasten Unternehmen erheblich. Im Jahr 2024 beliefen sich die Kosten für Produktionsausfälle und Lohnfortzahlungen auf mehr als 200 Milliarden Euro, wie aus einem aktualisierten Bericht der Bundesregierung hervorgeht. Diese Zahlen verdeutlichen, wie gravierend die wirtschaftlichen Folgen von Krankheitsausfällen sind und wie sie die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinflussen. Im Durchschnitt waren Arbeitnehmer im vergangenen Jahr 20,8 Tage krank, was einem Anstieg von fast vier Tagen im Vergleich zu 2020 entspricht, als der Schnitt bei 17,1 Tagen lag.
Insgesamt summierten sich die Arbeitsunfähigkeitstage auf 881,5 Millionen. Jeder dieser Tage sorgte für Kosten von etwa 152 Euro pro Arbeitnehmer, was einen Anstieg von 28 Euro im Vergleich zu vor fünf Jahren darstellt. Diese Entwicklung verdeutlicht nicht nur die zunehmenden finanziellen Belastungen für die Unternehmen, sondern auch die Belastung der Beschäftigten und die gesellschaftlichen Herausforderungen, die mit immer häufiger auftretenden Krankheitsfällen zusammenhängen.
Fürsorgepflicht der Arbeitgeber und steigende Kosten
Die Kosten durch Produktionsausfälle, die durch erkrankte Beschäftigte entstehen, sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Im Jahr 2024 lagen diese Kosten bei rund 134 Milliarden Euro, während sie 2020 noch bei 87 Milliarden Euro lagen. Dies zeigt einen signifikanten Anstieg, der die Dringlichkeit unterstreicht, Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern und die Effizienz in den Unternehmen zu steigern.
Zusätzlich zur Belastung durch Produktionsausfälle müssen Unternehmen auch die Kosten der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall tragen. Im Jahr 2024 beliefen sich diese Aufwendungen auf 72,3 Milliarden Euro, was im Vergleich zu den vor fünf Jahren entstandenen Belastungen eine Erhöhung von 15,1 Milliarden Euro oder 26,4 Prozent darstellt. Diese Faktoren verstärken den Druck auf die Unternehmen und stellen eine Herausforderung dar, insbesondere in wettbewerbsintensiven Branchen.
Krankheitsgründe und branchenbezogene Unterschiede
Laut einer Analyse der AOK entfiel im Vorjahr der größte Anteil der Krankheitstage auf Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems (19,4 Prozent), gefolgt von Atemwegserkrankungen (18,1 Prozent) und psychischen Erkrankungen (16,7 Prozent). Diese Verteilung der Gründe für Krankheitsausfälle zeigt, dass gesundheitliche Probleme nicht nur individuelle Schicksale sind, sondern auch weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen haben können.
Besonders hoch war der Krankenstand in bestimmten Branchen wie Pflege (9,36 Prozent) und Metallerzeugung (9,33 Prozent). Conträr hierzu sind die Quoten in der Finanz- und Versicherungsbranche mit 5 Prozent sowie im Gastgewerbe mit 4,84 Prozent deutlich geringer. Diese Unterschiede verdeutlichen die Notwendigkeit, branchenspezifische Ansätze zur Gesundheitsförderung zu entwickeln und anzuwenden, um die Arbeitsfähigkeit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu sichern.
Forderungen und Zukunftsperspektiven
Der Handelsverband Deutschland weist darauf hin, dass der hohe Krankenstand eine zusätzliche Belastung für Unternehmen darstellt, insbesondere in der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, hat die Notwendigkeit hervorgehoben, die telefonische Krankschreibung abzuschaffen, um die Erreichbarkeit und Produktivität der Beschäftigten zu erhöhen. Der Verband sieht hierin einen wesentlichen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Deutschland zu stärken.
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Krankheitsausfälle zu entwickeln. Präventionsprogramme, eine bessere betriebliche Gesundheitsversorgung und moderne Arbeitsmodelle könnten dazu beitragen, die Krankheitsrate zu senken und die langfristige wirtschaftliche Stabilität der Unternehmen zu sichern.
Fazit: Die Herausforderungen bewältigen
Die aktuellen Zahlen zu Krankheitsausfällen zeigen die Dringlichkeit, mit der Unternehmen und Gesellschaft auf die steigenden Kosten und die gesundheitlichen Herausforderungen reagieren müssen. Ein interdisziplinärer Ansatz und stärkere Investitionen in die Gesundheit der Arbeitnehmer sind notwendig, um die wirtschaftlichen Auswirkungen zu verringern und die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

