Der renommierte Ökonom Klaus Regling prognostiziert einen signifikanten Rückgang des Wohlstands in Deutschland. Sein zentraler Gedanke ist, dass das Versprechen, künftigen Generationen ein besseres Leben zu bieten, möglicherweise nicht mehr erfüllt werden kann. Um dieser negativen Entwicklung zu begegnen, schlägt er ein umfassendes Reformpaket vor.

Langfristige Wohlstandsprognose für Deutschland

In einem aktuellen Interview äußert Klaus Regling, der frühere Chef des Euro-Rettungsfonds, seine besorgniserregenden Einschätzungen zur wirtschaftlichen Zukunft Deutschlands. Er hebt hervor, dass selbst bei einem moderaten Wirtschaftswachstum das reale Einkommensniveau der Bevölkerung voraussichtlich sinken wird. Ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik, da das traditionelle Versprechen, dass es zukünftigen Generationen finanziell besser ergehen wird als den vorherigen, nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Regling warnt, dass dies zu wachsender Frustration unter den Bürgern führen kann, die sich möglicherweise von der etablierten Politik abwenden oder populistischen Strömungen zulaufen könnten.

Der Ökonom führt diese pessimistische Vorhersage auf mehrere Faktoren zurück, darunter die zunehmenden wirtschaftlichen Herausforderungen, die durch globale Entwicklungen und den verschärften Wettbewerb mit Ländern wie China bedingt sind. Zudem sieht er jahrelange politische Versäumnisse, insbesondere im Hinblick auf die Infrastrukturinvestitionen, als Hauptursache für die gegenwärtige Wirtschaftssituation Deutschlands. Nach seiner Auffassung hat das Land dadurch nicht nur Wachstumspotenziale verpasst, sondern auch die Lebensqualität der Bevölkerung langfristig gefährdet.

Der Bedarf an grundlegenden Reformen

Um den drohenden wirtschaftlichen Abwärtstrend zu stoppen, fordert Regling ein umfassendes Reformpaket. Seiner Meinung nach ist ein solches Vorhaben in der Geschichte der Bundesrepublik ohne Vergleich. Ein zentraler Bestandteil dieses Reformplans ist die Notwendigkeit eines parteiübergreifenden Kompromisses, den Regling als „Grand Bargain“ bezeichnet. Alle politischen Akteure müssen bereit sein, ihre gewohnten Positionen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.

Regling hebt hervor, dass Deutschland im internationalen Vergleich in Bezug auf die Arbeitszeit pro Erwerbstätigem hinterherhinkt. Er schlägt vor, Arbeitszeitmodelle zu überdenken und den Anteil von Vollzeitbeschäftigungen zu erhöhen. Darüber hinaus kritisiert er das bestehende Ehegattensplitting, das seiner Meinung nach falsche Anreize setzt. Regling betont auch die dringende Notwendigkeit, das Renteneintrittsalter an die gestiegene Lebenserwartung anzupassen. Dies sei entscheidend, da sich die Bezugsdauer von Renten über die letzten Jahrzehnte stark erhöht habe, was das Rentensystem unter Druck setze.

Änderungen im Rentensystem

Im Hinblick auf die Rentenreform sieht Regling die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen. Er hält die Tradition, Renten an Löhne zu koppeln, für nicht mehr zeitgemäß und fordert stattdessen einen Inflationsausgleich. Zudem unterstützt er den Vorschlag von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas, die Anzahl der Beitragsjahre bei der Berechnung der Renten zu berücksichtigen. Dies könnte dazu beitragen, soziale Ungleichheiten abzubauen und das Rentensystem gerechter zu gestalten.

Die wachsenden Gesundheitskosten beunruhigen Regling ebenfalls. Er fordert, dass Versicherte stärker finanziell in die Verantwortung genommen werden sollten, und schlägt vor, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu überdenken. Solche Reformen könnten helfen, das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten und zukünftige Kostenexplosionen einzudämmen.

Verteilung der Lasten und Steuerreformen

Regling ist sich bewusst, dass die vorgeschlagenen Reformen unangenehme Einschnitte bedeuten könnten. Er betont jedoch, dass eine gerechte Verteilung der Lasten entscheidend ist. Diese sollte nicht allein auf den Schultern der Arbeitnehmer lasten, sondern auch Vermögende und Unternehmen in die Verantwortung ziehen. Eine moderate Vermögensteuer und die Anhebung der Erbschaftsteuer betrachtet er als gerechtfertigte Maßnahmen, um den stark gestiegenen Vermögen der letzten Jahre Rechnung zu tragen.

Darüber hinaus fordert Regling eine umfassende ReformReform Eine Reform bezeichnet eine gezielte Veränderung oder Verbesserung bestehender Strukturen, Gesetze, Systeme oder Prozesse. Ziel ist es, Missstände zu beseitigen, Abläufe zu modernisieren oder gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Rahmenbedingungen anzupassen. Reformen können einzelne Bereiche betreffen oder umfassende Veränderungen auslösen und entstehen oft aus gesellschaftlichem, technischem oder politischen Bedarf. #Erneuerung #Umgestaltung #Neuausrichtung #Strukturreform des Steuersystems, um insbesondere mittlere Einkommen zu entlasten. Der aktuelle Spitzensteuersatz in Deutschland greift seiner Meinung nach bereits bei relativ niedrigen Einkommen, während in anderen Ländern deutlich höhere Einkommensgrenzen existieren. Trotz der ernsthaften Herausforderungen bleibt Regling optimistisch, dass Reformen realisierbar sind, sofern Politik und Gesellschaft die Notwendigkeit erkennen.

Fazit: Dringender Reformbedarf steht im Raum

Klaus Regling warnt vor einem drohenden Rückgang des Wohlstands in Deutschland, der durch globale Anspannungen und nationale Versäumnisse verstärkt wird. Seine Vorschläge für ein umfassendes Reformpaket erfordern mutige Entscheidungen von allen politischen Lagern und eine faire Lastenverteilung. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung könnte es gelingen, den ökonomischen Abwärtstrend zu stoppen und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu sichern.