Kirche in Deutschland unter Druck: Folgen des Mitgliederschwunds
Mitgliederentwicklung der großen Kirchen in Deutschland
Die beiden großen Kirchen in Deutschland, die evangelische und die katholische Kirche, sehen sich einem dramatischen Rückgang ihrer Mitgliederzahlen gegenüber. Diese Entwicklung ist in den letzten Jahren immer deutlicher geworden. Jährlich müssen die Kirchen mehrere hunderttausend Austritte hinnehmen, was durch den demografischen Wandel und vermehrte Todesfälle noch verstärkt wird. Während Taufen und Wiedereintritte nicht ausreichen, um die Verluste auszugleichen, ist der Höhepunkt dieser Mitgliederschwund im Jahr 2024 erreicht worden, als die Zahl der konfessionslosen Menschen erstmals die der gesamten Kirchenmitglieder zusammentrifft. Bei Ende 2024 waren lediglich 37,8 Millionen Personen Mitglieder einer der beiden Kirchen.
Diese Entwicklung ist nicht nur ein Anzeichen für den schwindenden Einfluss der Kirchen auf die Gesellschaft, sondern auch eine Herausforderung für die Organisationen selbst. Die Bischöfin Kirsten Fehrs beschreibt die Situation als einen klaren Signal für den sozialen Wandel, der in der Gesellschaft stattfindet. Der Rückgang der Mitgliederzahlen führt zu einem Anstieg der Zahl der konfessionslosen Menschen und verdeutlicht den sozialen Wandel, der auch die religiösen Institutionen betrifft.
Finanzielle Auswirkungen durch den Rückgang der Mitglieder
Einer der direkten Auswirkungen der sinkenden Mitgliederzahlen ist die Veränderung der finanziellen Bedingungen der Kirchen. Obwohl die Kirchensteuer lange Zeit relativ stabil blieb und den Organisationen eine gewisse finanzielle Sicherheit bot, zeigen sich mittlerweile erste Anzeichen eines Rückgangs. Die Kirchensteuer wird auf Grundlage des Einkommens der Mitglieder erhoben, und während die Einkommen in den vergangenen Jahren gestiegen sind, lässt sich dieser Trend nicht mehr aufrechterhalten, wenn die Mitgliederzahlen weiter sinken.
Die Einbußen durch Austritte werden zwar aktuell noch von älteren, geburtenstarken Jahrgängen aufgefangen, deren höhere Einkommen auch größere Kirchensteuern zahlen. Mit dem bevorstehenden Renteneintritt dieser Gruppe wird allerdings erwartet, dass der Rückgang der Einnahmen spürbar wird. Die Kirchen stehen vor der Notwendigkeit, Rücklagen zu bilden, um die ausstehenden Pensionsansprüche ihrer Mitglieder abzudecken und werden sich zusätzlich um Strukturveränderungen bemühen müssen, um die finanzielle Stabilität langfristig aufrechtzuerhalten. Diese Situation zwingt die Kirchen dazu, über ihre Einnahmen und Ausgaben kritisch nachzudenken.
Umstrukturierung und Einsparungen als Antwort
Die Kirchen agieren bereits, um den Herausforderungen durch die sinkenden Mitgliederzahlen und Einnahmen mit drastischen Strukturveränderungen zu begegnen. In diesem Kontext müssen viele Gemeinden und Einrichtungen zusammengelegt oder sogar geschlossen werden. Auch der Verkauf von Kirchengebäuden und Pfarrhäusern ist eine Maßnahme, die ergriffen wird, um die finanziellen Mittel geordneter zu verwalten. Die drastischen Einschnitt zeigen, dass die Kirchen bereit sind, in ihren traditionellen Ordnungen zu brechen und sich an die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen anzupassen, um so Synergien zu nutzen und Kosten zu senken.
An dieser Stelle wird auch vermehrt das Thema Jugendarbeit und der Erhalt von Personal auf den Prüfstand gestellt. Ein Absinken von Ausgaben ist unumgänglich, zudem müssen künftige finanzielle Strategien festgelegt werden. Die Notwendigkeit der Einsparungen ist unumgänglich, und Kirchenvertreter betonen, dass die Notwendigkeit nicht nur insulinär kommuniziert werden kann — strukturelle Veränderungen erfordern die Einbeziehung und Mitwirkung aller Beteiligten.
Pensionsrücklagen und Generationenfragen
Ein weiterer zentraler Punkt in der aktuellen Entwicklung der Kirchen ist die Bildung von Rücklagen für die Pensionsansprüche ihrer Mitglieder. Die in Deutschland ansässigen Pfarrer und Priester sind oftmals verbeamtet und haben daher Pensionsansprüche, die nun in Zeiten sinkender Kirchensteuereinnahmen langfristig gesichert werden müssen. Diese finanziellen Verpflichtungen können in Verbindung mit den sinkenden Einnahmen zu einem erheblichen finanziellen Druck auf die Kirchen führen.
Der Umbau von Struktur und Organisation wird als herausfordernd wahrgenommen, insbesondere da die Kirchen traditionell über lange Zeiträume gewachsen sind und nun in Zeiten der Veränderung neue Wege einschlagen müssen. Die Kirchen sind sich dessen bewusst, dass zukünftige Herausforderungen neue Konzepte und Anpassungen erfordern, um langfristigen Erhalt zu gewährleisten und den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen zu sein.
Fazit: Angesichts der Herausforderungen, vor denen die großen Kirchen in Deutschland stehen, ist eine umfassende Auseinandersetzung mit Mitgliederschwund, finanziellen Engpässen und notwendigen Umstrukturierungen unerlässlich. Die Kirchen müssen neue Wege finden, um sich an die veränderten sozialen Rahmenbedingungen anzupassen und langfristig relevant zu bleiben.

