Das IT-Shopping steht an einem Wendepunkt
Der IT-Einkauf zwischen Krisen und Compliance





Ein Gastbeitrag von Alex Saric*


4 min Lesedauer

Herausforderungen im IT-Einkauf

Globale Handelskonflikte, Sanktionen, Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise stellen erhebliche Hürden für IT-Einkäufer dar. Diese Faktoren erschweren die Entwicklung stabiler Beschaffungsstrategien. Zudem verändern sich regulatorische Anforderungen kontinuierlich, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit. Dieser Aspekt hat sich von einer optionalen Überlegung zu einem zentralen Element der Compliance-Anforderungen gewandelt. Unternehmen sind nun gezwungen, Nachhaltigkeitskriterien in ihre Einkaufsprozesse zu integrieren, um gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden.

Zusätzlich zu den bestehenden Unsicherheiten durch geopolitische Konflikte müssen Einkaufsabteilungen ihre Strategien anpassen, um neue, nachhaltige Regularien einzuhalten. Diese beinhalten oft umfassende Dokumentation und Überwachung der gesamten Lieferkette, was zusätzliche Komplexität in den Einkaufsprozess bringt.

Die Fragilität der Lieferketten

Die geopolitischen Spannungen der letzten Jahre haben die Verletzlichkeit von Lieferketten deutlich gemacht. Insbesondere in der Halbleiterindustrie haben Exportbeschränkungen und Produktionsausfälle zu erheblichen Engpässen geführt. Unternehmen, die stark von spezifischen Lieferanten oder Regionen abhängen, sehen sich gezwungen, entweder den steigenden Kosten Rechnung zu tragen oder ihre Geschäftsmodelle kurzfristig anzupassen. Diese Situation wird durch die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen wie seltenen Erden oder Lithium zusätzlich kompliziert, die für die Herstellung von IT-Hardware unverzichtbar sind.

Der IT-Einkauf kann sich nicht mehr auf die Stabilität etablierter Lieferquellen verlassen. Das Finden alternativer Bezugsquellen gestaltet sich oft schwierig, da neue Anbieter sowohl wirtschaftlich als auch regulatorisch tragfähig sein müssen.

Die Bedeutung von Daten und Digitalisierung

Um mit den geopolitischen Risiken und den Anforderungen an die Nachhaltigkeit effektiv umzugehen, ist eine klare Datenstrategie unabdingbar. Viele Unternehmen leiden jedoch unter einem Mangel an umfassenden Informationen über ihre Lieferantenbeziehungen, insbesondere in den tiefen Wertschöpfungsstufen. Oft sind die benötigten Daten fragmentiert, veraltet oder gar nicht verfügbar, was fundierte Entscheidungsfindungen im Einkauf erschwert. Zuverlässige Daten sind jedoch der Schlüssel zu einer optimalen Einkaufsstrategie.

Ein effizientes Risikomanagement ist erforderlich, um Informationen über Lieferanten und regulatorische Vorgaben kontinuierlich zu analysieren und in die Entscheidungsprozesse zu integrieren. Externe Datenanbieter stellen dabei eine wertvolle Ressource dar, jedoch bleibt die Frage, wie diese Informationen effektiv in die Einkaufsstrategie eingebunden werden können.

Technologische Lösungen im Einkauf

In Anbetracht der wachsenden Datenmengen und der wechselnden Rahmenbedingungen wird Künstliche Intelligenz (KI) als mögliche Lösung betrachtet. Der Einsatz von Machine Learning und automatisierten Analysen ermöglicht es, Risiken frühzeitig zu erkennen und die Lieferketten transparenter zu gestalten. Während einige Unternehmen bereits spezielle Lösungen implementiert haben, bleibt die Frage, wie vollständig diese Technologien in den Einkauf integriert sind und ob sie in Zukunft eine zentrale Rolle spielen werden.

Eine strategische Neuausrichtung im IT-Einkauf wird unumgänglich, da die Kombination aus geopolitischen Unsicherheiten und ständig wechselnden Regulierungen einen langfristigen, strategischen Ansatz erfordert. Zuverlässige Daten und digitale Prozesse werden entscheidend dafür sein, wie widerstandsfähig die IT-Beschaffung künftig aufgestellt ist.

Fazit: Notwendigkeit zur Anpassung

Der IT-Einkauf befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt, an dem Unternehmen ihre Strategien und Prozesse überdenken müssen. Die Herausforderungen, welche durch geopolitische und regulatorische Veränderungen entstehen, erfordern eine proaktive und flexible Herangehensweise, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen.