Integration von KI: Rechtliche Anforderungen und Herausforderungen
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Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend im Alltag integriert, jedoch bringt dies für viele Unternehmen auch Herausforderungen und Unsicherheiten mit sich. Die entscheidenden Fragen betreffen den erfolgreichen Einsatz von KI in Arbeitsprozessen sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Compliance. Mark Neufurth, Lead Strategist bei IONOS, erörterte in seinem Vortrag im Rahmen des Online-Seminars „KI für KMU“, veranstaltet von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, diese zentralen Themen.
Der Hype um Künstliche Intelligenz
Aktuell wird die Technologie der Künstlichen Intelligenz oft als Hype wahrgenommen, was jedoch nicht das gesamte Bild widerspiegelt. Es stellen sich einige Thesen zu diesem Phänomen auf:
- (Generative) KI wird mit hohen Erwartungen überfrachtet. Eine Ernüchterung könnte kurzfristig eintreten, doch mittelfristig wird KI ein fester Begleiter sein: Dies veranschaulicht der „The Gartner Hype Cycle for Artificial Intelligence 2024“, der aufzeigt, dass Unternehmen ein breiteres Spektrum an KI-Innovationen in Betracht ziehen sollten.
- KI ohne Cloud: Unwahrscheinlich: Public und Private Clouds sind essenziell für den Erfolg von KI-Anwendungen. Aktuelle Trends zeigen, dass viele Unternehmen bereits jetzt auf Cloud-Dienste zurückgreifen oder diese zukünftig nutzen wollen, wie der Cloud Report 2024 von Bitkom Research verdeutlicht.
- Der AI Act – ein ziemliches Rätsel: Für rund 35% der mittelständischen Unternehmen ist der Einsatz von KI noch nicht relevant. Dies zeigt eine Umfrage der DZ Bank.
- Künstliche Intelligenz braucht Governance: Laut einer Umfrage von KPMG haben 63% der Unternehmen das Gefühl, nicht gut auf die Anforderungen des AI Acts vorbereitet zu sein. Lediglich 8% der Unternehmen verfügen bereits über ein vollständiges Governance-Modell.
- Der AI Act könnte weniger bedrohlich sein: Die zugrunde liegenden Richtlinien fördern Transparenz und Dokumentation, wobei die EU-Kommission auch betont, dass die Entwicklungen im Bereich KI nicht durch übermäßige Regulierung erstickt werden sollen.
Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten von KI
Die Nutzungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz sind umfangreich und die bisherigen Anwendungen zeigen bereits signifikante Erfolge. Es gibt vielseitige Einsatzmöglichkeiten, die sowohl Text, Sprache, Bilder, Videos als auch Audiodaten umfassen. Zu den Hauptanwendungen gehören:
- Generierung: Hierzu zählt die Erzeugung schriftlicher Inhalte, Sprachausgaben, Bild- und Videoerstellung sowie musikalischer Kompositionen durch gezielte Eingaben (Prompting).
- Modifizierung: Dies umfasst das Anpassen von Texten, Stimmen, Bilderinstellungen und Videoinhalten.
- Aggregation/Klassifizierung: Fähigkeiten zur Datenkompression, Übersetzung von Sprache in Text oder Bildoptimierung fallen ebenfalls in diesen Bereich.
- Vorstellungskraft: KI kann auch dabei helfen, eine passende Tonalität oder bildhafte Sprache zu entwickeln sowie Vertrauen durch verständliche Datenaufbereitung zu generieren.
Die Komplexität der Durchführung variiert je nach gewähltem Tool. Während die Arbeit mit Text oder Bildern weniger herausfordernd ist, sind Sprach- und Videotechnologien erheblich komplexer. Besonders kompliziert gestaltet sich der Einsatz von KI im Audio- und Datenbereich.
Rechtliche Herausforderungen durch den AI Act
Mit der Einführung des AI Acts muss diese Gesetzgebung noch ausreifen. Aktuelle Urteile und Best Practices benötigen Zeit zur Etablierung. Ein vorsichtiger Ansatz bei der Implementierung von KI wird deshalb empfohlen:
- Schrittweise Implementierung von KI-Maßnahmen
- Befolgung von Richtlinien zur Mitarbeiterschulung und Datenschutz
- Dokumentation von Verfahrensweisen und Quellen
- Prüfung von vermeintlich „kostenlosen“ KI-Werkzeugen hinsichtlich der Datenverwendung
- Implementierung eines Governance-Systems sowie Vorbereitungen für behördliche Berichterstattungen
Die Diskussion um generative KI zeigt, dass diese im AI Act nicht konkret benannt wird. Stattdessen wird von allgemeinen KI-Systemen (GPAI) gesprochen, deren Definition im Gesetzestext fehlt. Die spezifische Behandlung von GPAI in Bezug auf Urheberrechte zeigt eine klare Regelung darüber, was bei der Nutzung dieser Systeme zu beachten ist.
Fazit: Herausforderungen und Chancen der KI
Zusammenfassend bringt der AI Act zahlreiche Herausforderungen mit sich, er bietet jedoch auch die Chance, Künstliche Intelligenz sicher und ethisch zu implementieren. Dabei muss ein angemessenes Gleichgewicht zwischen dem Schutz von Geschäftsgeheimnissen und dem Recht auf Datenverwendung gewährleistet werden. Die kommenden Entwicklungen in der Rechtsprechung und Unternehmenspraktiken werden entscheidend dafür sein, wie wir KI in Zukunft sicher und verantwortungsbewusst nutzen können.