Aktuelle Insolvenzlage in Deutschland

Die aktuelle Insolvenzlage in Deutschland hat in den letzten Monaten erheblich an Brisanz gewonnen. Laut den Analysen des Statistischen Bundesamtes waren bis Ende September 2025 bereits 18.125 Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen, was einen Anstieg von beinahe zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet. Diese Zahl stellt den höchsten Stand seit elf Jahren dar. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen, die rund 85 Prozent aller Betriebe in Deutschland ausmachen. Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt, dass fast ein Drittel der Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage befürchtet.

Risiken für kleine Unternehmen

Die Analyse der Insolvenzursachen verdeutlicht, dass insbesondere kleine Unternehmen einem signifikanten Risiko ausgesetzt sind. Professor Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hebt hervor, dass Insolvenzen in der Regel in kleinen Betrieben vorkommen, bei denen oftmals weniger als zehn Mitarbeiter beschäftigt sind. Diese Betriebe sind häufig besonders verletzbar gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen und haben weniger Ressourcen, um Krisen zu bewältigen. Ein weiterer Aspekt ist der Anstieg der Privatinsolvenzen, der im vergangenen Jahr ebenfalls bemerkbar war. In den ersten drei Quartalen 2025 wurden mehr als 57.000 Verbraucherinsolvenzen registriert, was einer Zunahme von über acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Folgen für den Arbeitsmarkt

Die steigende Anzahl von Insolvenzen hat direkte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Laut dem IWH sind in diesem Jahr etwa 170.000 Arbeitsplätze durch Insolvenzen gefährdet. Dies steht im Gegensatz zu den Zeiten vor der Corona-Pandemie, als weniger als 100.000 Jobs betroffen waren. Klaus-Heiner Röhl, ein Ökonom am Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), empfiehlt jedoch, die Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit im Kontext der Gesamtwirtschaft zu betrachten. Trotz eines Anstiegs wird die Situation nicht als dramatisch eingeschätzt. Müller hingegen prognostiziert, dass bis Ende 2025 etwa 200.000 Jobs betroffen sein könnten, was im historischen Vergleich als hoch einzustufen ist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass in der Regel auch neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen entstehen, und die Effekte auf dem Arbeitsmarkt insgesamt als beherrschbar eingestuft werden können.

Ursachen der Insolvenzsteigerung

Angesichts der aktuellen Entwicklungen zeigen sich sowohl Müller als auch Röhl wenig überrascht von dem Anstieg der Insolvenzzahlen. Die stagnierende Wirtschaft über die letzten Jahre, die hohen Energiepreise, sowie geopolitische Faktoren wie der Krieg in der Ukraine spielen eine zentrale Rolle in der Problematik. Röhl konstatiert, dass neben den allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen auch unternehmerische Fehler zur Insolvenz führen können, wobei oft individuelle Umstände wie falsche Strategien oder interner Konflikte eine wesentliche Rolle spielen. Eine differenzierte Betrachtung der Insolvenzursachen ist notwendig, da die Gründe für wirtschaftliche Schwierigkeiten stets komplex sind.

Ausblick auf die Zukunft

Der Verband der Insolvenzverwalter in Deutschland (VID) signalisiert eine gewisse Entspannung in der aktuellen Situation. Laut VID-Chef Christoph Niering normalisiert sich die Entwicklung nach den Nachholeffekten der Coronakrise, auch wenn dies noch keine grundlegende Trendwende darstellt. Müller zeigt sich ebenfalls optimistisch, schweift jedoch in seinen Prognosen zur Zukunft ab. Wenn die Wirtschaft im kommenden Jahr stabil bleibt und ein moderates Wachstum vorsieht, könnte sich die Zahl der Insolvenzen entsprechend verringern. Die Herausforderungen durch strukturelle Probleme, wie beispielsweise internationale Wettbewerbsverhältnisse oder steigende Energiekosten, bleiben jedoch bestehen und sollten nicht außer Acht gelassen werden.

Fazit: Insolvenzgefahr bleibt hoch

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Insolvenzlage in Deutschland die Wirtschaft vor bedeutende Herausforderungen stellt. Kleinere Unternehmen sind besonders vulnerabel und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind bereits spürbar. Die Ursachen sind vielschichtig und reichen von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bis hin zu individuellen Unternehmensproblemen. Während die Möglichkeit besteht, dass sich die Situation etwas stabilisiert, sind die grundlegenden Probleme weiterhin präsent.