Aktuelle Situation der deutschen Luftverkehrswirtschaft

Der Luftverkehr in Deutschland zeigt Anzeichen eines langsamen Wachstums. Im ersten Halbjahr 2023 stieg die Zahl der Passagiere um 2,8 Prozent auf 99,4 Millionen. Diese Zunahme verheißen jedoch noch nicht das Ende der Krise, in der sich die Branche befindet. Laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) fehlt immer noch ein erheblicher Teil der Passagierzahlen, etwa 15,8 Prozent im Vergleich zu den Werten von 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr des Vorjahres war ein Anstieg der Passagierzahlen um 10 Prozent zu verzeichnen.

Die Luftfahrtbranche ist mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, die das Wachstum bremsen. Der BDL-Präsident Jens Bischof, der auch in der Funktion des Eurowings-Chefs agiert, weist auf strukturelle Probleme hin. Insbesondere die hohen staatlichen Steuern und Gebühren werden als wesentliche Faktoren für die unzureichende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Fluggesellschaften genannt. Die negativen Auswirkungen sind überall zu beobachten: Viele Airlines ziehen ihre Flugzeuge nach Ausland ab, um in anderen Ländern von wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen zu profitieren. Dies führt nicht nur zu einem Verlust an internationaler Anbindung, sondern auch zu substanziellen finanziellen Einbußen für die deutsche Volkswirtschaft.

Abwanderung von Flugzeugen und deren Auswirkungen

Nach den Berechnungen des BDL haben Fluggesellschaften wie Ryanair und Easyjet seit 2019 fast ein Drittel der ursprünglich in Deutschland stationierten Flugzeuge ins Ausland verlagert. Von ursprünglich 190 Jets sind nur noch rund 130 in Deutschland geblieben. Diese Abwanderung hat weitreichende Folgen: Jedes eingestellte Mittelstreckenflugzeug sichert im Schnitt etwa 170 Arbeitsplätze und leistet einen Mehrwert von rund 70 Millionen Euro für das Bruttoinlandsprodukt. Der Verlust dieser Kapazitäten bedeutet nicht nur eine Beeinträchtigung der Reiseverbindungen, sondern auch eine Gefährdung wirtschaftlicher Stabilität und Arbeitsplatzsicherheit.

Bischof betont, dass die staatlichen Belastungen für Europaflüge signifikant gesenkt werden müssten, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Airlines zu fördern. Eine Reduzierung der rund 35 Euro pro Passagier könnte die Situation erheblich verbessern. Die Bundesregierung hatte bereits eine Senkung der Luftverkehrssteuer für das Jahr 2026 angekündigt, diese jedoch letztlich abgesagt. Ein solches Signal wäre als Zeichen der Unterstützung für die Fluggesellschaften durchaus willkommen gewesen.

Zukünftige Aussichten für den Winterflugplan

Die aufkommenden Monate versprechen keine wesentliche Besserung in der deutschen Luftverkehrslandschaft. Die Herausforderungen, die sich durch die Pandemie ergeben haben, scheinen auch weiterhin Schatten auf das Geschäft zu werfen. Insbesondere bei inländischen Flügen ist die Lage besorgniserregend; hier werden gerade einmal 49 Prozent des Passagieraufkommens erreicht, verglichen mit den Zahlen vor der Krise.

Mit dem bevorstehenden Winterflugplan, der Ende Oktober in Kraft tritt, erwartet man ein leichtes Wachstum des Gesamtangebots von den deutschen Flughäfen. Dieses könnte um 8 Punkte auf etwa 90 Prozent des Niveaus von 2019 steigen. Im Vergleich dazu liegt der Anstieg in anderen europäischen Ländern bei 7 Punkten, was zu einem Gesamtangebot von 116 Prozent des Vor-Corona-Niveaus führt. Dies verdeutlicht den Rückstand, den Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin hat. Die Unsicherheiten und Herausforderungen der Branche bleiben präsent, was eine nachhaltige Erholung weiter erschwert.

Fazit: Herausforderungen der deutschen Luftfahrt

Die deutsche Luftverkehrswirtschaft steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Trotz einer leichten Steigerung der Passagierzahlen bleiben die Zahlen hinter den Vorkrisenwerten zurück. Hohe steuerliche Belastungen und der Abzug internationaler Flugzeuge können als Hauptursachen für die stagnierende Entwicklung identifiziert werden. Die Aussichten für den kommenden Winterflugplan bieten nur begrenzte Hoffnung auf Besserung, was die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zur Wiederbelebung der Branche unterstreicht.