Shein-Mode: Grenzwert um das 3.269-Fache überschritten
Ergebnisse einer Untersuchung zu Chemikalien in Shein-Produkten
Eine unabhängige Untersuchung von Greenpeace hat 56 Kleidungsstücke der Online-Plattform Shein auf das Vorhandensein von schädlichen Chemikalien geprüft. Die Ergebnisse, die am Donnerstag veröffentlicht wurden, sind alarmierend. Insbesondere bei Outdoorjacken wurden hohe Konzentrationen von PFAS (Poly- und Perfluorierte Alkylsubstanzen) festgestellt, die in der Europäischen Union bereits verboten sind. In einigen Fällen wurde Blei und Cadmium sowie andere gesundheitsschädliche Weichmacher nachgewiesen. Diese Ergebnisse werfen Fragen zur Sicherheit und Rechtskonformität vieler Produkte auf, die in Europa erhältlich sind.
Ein einzelnes Beispiel illustriert das Ausmaß des Problems: Eine Damen-Outdoojacke überschritt den festgelegten Grenzwert für PFAS um das 3.269-fache. In Österreich könnte dies rechtliche Konsequenzen haben, da Händler verpflichtet sind, solche Produkte zurückzurufen. Greenpeace fordert Maßnahmen zur Schließung von Schlupflöchern im Gesetz, um die Gesundheit der Verbraucher zu schützen. Die Konsumexpertin Madeleine Drescher äußerte, dass es unverständlich sei, wie Plattformen wie Shein europäische Gesundheitsgesetze umgehen können.
Grenzwertüberschreitungen und gesundheitliche Risiken
Im Rahmen der umfassenden Studie wurden die Kleidungsstücke in acht europäischen Ländern erworben und vor allem auf PFAS getestet. Bei den sieben untersuchten Jacken, darunter auch eine Kinderjacke, wurden in allen Fällen verbotene Substanzen nachgewiesen, die die EU-Grenzwerte überschreiten. Bei den zwei Paar Schuhen wurden zwar keine PFAS gefunden, dafür jedoch gesundheitsschädliche Weichmacher in Mengen, die ebenfalls die festgelegten Grenzwerte überstiegen. Insgesamt verletzten 32 Prozent der getesteten Kleidungsstücke die gesetzlichen Vorgaben bezüglich gefährlicher Chemikalien.
Experten warnen vor den gesundheitlichen Risiken, die mit der Exposition gegenüber PFAS einhergehen. Diese Chemikalien können das Immunsystem beeinträchtigen, Hormonsysteme stören und möglicherweise krebserregende Eigenschaften besitzen. Umweltmediziner Hans-Peter Hutter betont, dass auch geringe Mengen zusätzlichen Stress für den Körper darstellen, insbesondere in Kombination mit anderen Belastungen. Aus medizinischer Sicht sollten solche Stoffe vermieden werden.
Politische Reaktionen und Forderungen nach Maßnahmen
Die Testergebnisse stellen ein weiteres, erhebliches Problem dar, wie Ulrike Königsberger-Ludwig, Staatssekretärin für Konsumentenschutz, betont. Die Untersuchung zeigt, dass Produkte, die in der EU verboten sind, unkontrolliert über Plattformen wie Shein in den Markt gelangen. Königsberger-Ludwig hebt zudem hervor, dass giftige PFAS weder in der Kleiderindustrie noch in der Umwelt einen Platz haben sollten, insbesondere wenn Kinder damit in Kontakt kommen. In der Vergangenheit wurden bereits rechtliche Schritte gegen fernöstliche Händler eingeleitet, und die Politikerin kündigt an, dass Österreich weiter konsequent gegen derartige Missstände vorgehen wird.
Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, warnt, dass der Kauf von Kleidung bei solchen Plattformen eine Gesundheitsgefahr darstellen kann. Er kritisiert die mangelnde Regulierung und fragt sich, warum Shein nicht bereits in der EU gesperrt wurde. Will fordert eine Gleichstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen, sodass auch internationale Händler die europäischen Vorgaben einhalten müssen.
Risiko für Wettbewerb und Gesundheit
Die Grünen-Politikerin Alma Zadic hat sich ebenfalls für eine sofortige Prüfung ausgesprochen, ob eine europaweite Sperrung von Shein möglich ist. Ihrer Ansicht nach gefährden derartige Produkte die Gesundheit, belasten die Umwelt und untergraben einen fairen Wettbewerb. Zudem könnten sie für Konsumenten rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Die Grünen arbeiten auf verschiedenen Ebenen, um Parlamentarische Initiativen zur Kontrolle von PFAS und Maßnahmen gegen die Ultra-Fast-Fashion-Industrie einzubringen. Zadic ruft zu mehr Verantwortung von Plattformen auf, um haftungsrechtliche Aspekte zu klären.
Fazit: Dringender Handlungsbedarf für den Verbraucherschutz
Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen, dass substanzielle Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher und der Umwelt erforderlich sind. Die bestehenden gesetzlichen Regelungen scheinen nicht auszureichen, um den Zugang zu gesundheitsschädlichen Produkten zu verhindern. Es bedarf sowohl politischer Initiativen als auch einer verstärkten Überwachung des Marktes, um sicherzustellen, dass Kleidung, die in der EU verkauft wird, den Gesundheitsstandards entspricht.

