EU-Änderung: Erstes Land führt 13-Stunden-Arbeitstag ein
Die geplanten Änderungen bei den Arbeitszeiten in Griechenland und Deutschland werfen Fragen zur künftigen Gestaltung des Arbeitsmarkts in Europa auf. Im Fokus steht dabei das Vorhaben Griechenlands, als erstes EU-Land einen flexiblen 13-Stunden-Arbeitstag einzuführen.
Griechenland: Einführung eines flexiblen 13-Stunden-Arbeitstags
Im September 2025 wird die griechische Regierung einen Gesetzentwurf präsentieren, der die Einführung eines flexiblem 13-Stunden-Arbeitstags vorsehen soll. Dieses Vorhaben wird als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel im Land angesehen. Arbeits- und Sozialministerin Niki Kerameos argumentiert, dass durch diese Regelung den realen Bedürfnissen der Arbeitnehmer Rechnung getragen wird. Viele griechische Beschäftigte arbeiten bereits jetzt mehrere Jobs, um die hohen Lebenshaltungskosten zu decken. Der neue Gesetzesentwurf ermöglicht an bis zu 37 Tagen im Jahr einen Arbeitstag von maximal 13 Stunden, wobei die reguläre Arbeitszeit von 40 Wochenstunden beibehalten wird. Ökonom Jens Bastian betont, dass dieses Gesetz eine Anpassung an die bereits gelebte Realität der Beschäftigten darstellt.
Auswirkungen auf die Arbeitswelt
Diese Veränderungen sind eine Reaktion auf die Herausforderungen, die Griechenland seit der Finanzkrise von 2010 zu bewältigen hat. Zehntausende hochqualifizierte junge Menschen haben das Land verlassen, was zu einer erheblichen Fachkräfteknappheit geführt hat. Die massiven Abwanderungen und der anhaltende Fachkräftemangel haben dazu geführt, dass viele Stellen unbesetzt bleiben. Bereits im Vorjahr hatte Griechenland eine freiwillige Sechs-Tage-Woche mit hohen Gehaltsaufschlägen für den sechsten Tag eingeführt. Diese Maßnahmen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf, die Arbeitsmarktsituation im Land zu verbessern.
Deutschland: Überlegungen zur Flexibilisierung des Acht-Stunden-Tages
Parallel zu den Entwicklungen in Griechenland gibt es auch in Deutschland Bestrebungen zur Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Die Regierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) plant die Abschaffung des traditionellen Acht-Stunden-Arbeitstags. Stattdessen wird eine Umgestaltung hin zu einem wöchentlichen Arbeitszeitrahmen diskutiert. Diese Regelung ist seit 1918 verankert, aber Digitalisierung und neue Arbeitsmodelle verlangen nach Veränderung. Viele Arbeitnehmer stehen diesen Vorschlägen jedoch kritisch gegenüber. Eine Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt, dass 72 Prozent der Befragten nicht mehr als acht Stunden täglich arbeiten möchten.
Befürchtungen und Widerstand
Viele Arbeitnehmer befürchten, dass die Abschaffung des Acht-Stunden-Tag zu längeren Arbeitszeiten ohne angemessene Kompensation führen könnte. Fachkräftevertreter warnen, dass eine Erhöhung der täglichen Höchstarbeitszeit nicht die Probleme der deutschen Wirtschaft lösen wird. Yasmin Fahimi, Vorsitzende des DGB, hält eine Verlängerung der Arbeitszeiten für eine Fehlrichtung, die den Bedürfnissen der Beschäftigten nicht gerecht wird. Zudem möchten 95 Prozent der Befragten ihren Feierabend spätestens um 18 Uhr beenden.
Reformbedarf im deutschen Arbeitszeitgesetz
Die Unterrepräsentation von Fachkräften in Deutschland hat auch dazu geführt, dass Arbeitgeber nach Lösungen suchen, um die Arbeit attraktiver zu gestalten. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert eine Reform des Arbeitszeitgesetzes, um flexiblere Arbeitszeitmodelle zu ermöglichen. In Anbetracht der Digitalisierung sei eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zeitgemäßer als die strikte Tagesregelung. Im Juli 2025 hat die deutsche Regierung einen Dialog mit Sozialpartnern gestartet, um neue Vorschläge zur Reform des Arbeitszeitgesetzes zu erörtern.
Erwartungen und nächste Schritte
Die politischen und gesellschaftlichen Debatten um Arbeitszeiten in Deutschland und Griechenland zeigen, dass Flexibilität im Arbeitsmarkt zunehmend gefordert ist. Beide Länder stehen vor der Herausforderung, die Bedürfnisse der Arbeitnehmer mit den Erfordernissen der Wirtschaft in Einklang zu bringen. Die kommenden Gesetzesinitiativen werden den Arbeitsmarkt nachhaltig beeinflussen.
Fazit: Ein neuer Weg in der Arbeitswelt
Die Entwicklungen in Griechenland und Deutschland lassen auf einen Wandel in der Arbeitskultur schließen. Während Griechenland proaktiver auf die Herausforderungen des Fachkräftemangels reagiert, stehen deutsche Arbeitszeitregelungen vor einer grundlegenden Neubewertung. Die Anforderungen der modernen Arbeitswelt erfordern innovative Ansätze, um sowohl die Bedürfnisse der Arbeitnehmer als auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu berücksichtigen.