Einbruch bei Dienstleistern – überraschende Sektorentwicklung
Aktuelle Auftragslage der deutschen Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft steht vor einer anhaltenden Herausforderung in Bezug auf die Auftragslage. Laut einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts befindet sich etwa ein Drittel der Unternehmen in Deutschland in einer kritischen Situation und leidet unter einem signifikanten Auftragsmangel. Diese schwierige Lage zieht sich durch verschiedene Branchen, insbesondere den Handel und Dienstleistungen. Im Zeitraum von Juli bis Oktober 2025 gab es zwar einen leichten Rückgang des Anteils der Unternehmen mit Auftragsmangel von 37,8 Prozent auf 36,9 Prozent, jedoch bleibt die gesamte Situation angespannt und liegt weiterhin über dem langfristigen Durchschnitt.
Klaus Wohlrabe, der Leiter der ifo Umfragen, betont, dass der Weg aus dieser Auftragsflaute langwierig ist. Der Auftragsmangel ist nicht nur auf eine konjunkturell bedingte Nachfrageschwäche zurückzuführen. Hohe Kosten und eine mangelnde Preiswettbewerbsfähigkeit belasten die Unternehmen zusätzlich. Vor allem im Handel wird dieser Druck deutlich spürbar.
Branchenvergleich: Unterschiede in der Auftragslage
In der Industrie zeigt sich eine gewisse Erholung. So sank der Anteil der Unternehmen mit Auftragsmangel in der Industrie von 38 Prozent im Juli auf 35,5 Prozent im Oktober 2025. Besonders die Automobilbranche verzeichnete eine Verbesserung: Der Anteil der Unternehmen mit Auftragsproblemen sank von 38,7 Prozent auf 29,5 Prozent. Dies ist ein ermutigendes Zeichen für einen Sektor, der unter intensiver Konkurrenz und technologischen Herausforderungen leidet.
Im Gegensatz dazu bleibt die Situation im Dienstleistungssektor problematisch. Hier stieg der Anteil der Unternehmen mit einem Mangel an Aufträgen von 31,4 Prozent auf 33,6 Prozent. Insbesondere Leiharbeitsfirmen sind stark betroffen: 64 Prozent dieser Unternehmen berichten von fehlenden Aufträgen. Auch im Bereich der Beherbergung sind 52,4 Prozent der Betriebe von einem Rückgang betroffen. Die Werbeagenturen und Marktforscher erleben eine ähnliche schwere Situation mit 54,8 Prozent der Unternehmen, die unter Auftragsmangel leiden.
Strukturelle Herausforderungen der deutschen Wirtschaft
Die Problematik des Auftragsmangels ist nicht nur das Ergebnis allgemeiner wirtschaftlicher Trends, sondern auch auf strukturelle Herausforderungen in verschiedenen Industriezweigen zurückzuführen. Während im Metallsektor und der Papierindustrie jeweils rund 44 Prozent der Unternehmen von fehlendem Auftragseingang berichteten, verzeichnete die chemische Industrie sogar einen Anstieg von etwa fünf Prozentpunkten auf 39,1 Prozent. Diese Entwicklungen zeigen auf, dass einige Branchen deutlich stärker unter Druck stehen als andere.
Die Problematik wird noch durch die hohen Energiekosten und den zunehmenden internationalen Wettbewerb verschärft. Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu überdenken und neue Strategien zu entwickeln, um im globalen Markt bestehen zu können. Wirtschaftsverbände fordern daher gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen, einschließlich Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung sowie einer Reduzierung bürokratischer Hemmnisse.
Einzelhandel und Großhandel: Schwierigkeiten im Auftragsgeschäft
Der Einzelhandel und Großhandel sind weiterhin erheblich von der Auftragsflaute betroffen. Bei den Großhändlern beklagten 61,9 Prozent fehlende Aufträge, was einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorquartal darstellt. Im Einzelhandel hingegen hat sich die Situation nur minimal verbessert: Der Anteil der Unternehmen mit unzureichender Nachfrage sank von 52,1 Prozent auf 48,4 Prozent. Dennoch berichtet weiterhin jeder zweite Betrieb von unzureichenden Aufträgen, was die Herausforderungen im Handelssektor verdeutlicht.
Diese Probleme sind nicht isoliert, sondern eine Folge von sowohl internen als auch externen Faktoren. Mit steigenden Energiekosten und einem sich verschärfenden internationalen Wettbewerb geraten viele Unternehmen zunehmend unter Druck. Daher wird von der Wirtschaft gefordert, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu verbessern und die aktuelle Auftragslage nachhaltig zu stabilisieren.
Fazit: Anhaltende Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft
Trotz einer leichten Erholung in der Industrie bleibt die Situation für viele deutsche Unternehmen angespannt. Die strukturellen Herausforderungen, hohe Energiekosten und internationaler Wettbewerb setzen den Unternehmen stark zu. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die Auftragslage zu verbessern, sind präventive Maßnahmen dringend erforderlich.

