Resilienz: Lösungsansatz für globale Krisen?
Die Bedeutung von Resilienz in krisenhaften Zeiten
In einer Welt, die von zahlreichen Krisen, Konflikten und sozialen Problemen geprägt ist, wird häufig über Resilienz gesprochen. Diese Fähigkeit, sich an widrige Umstände anzupassen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen, scheint auf den ersten Blick eine Lösung für viele gesellschaftliche Herausforderungen zu bieten. Doch bei näherer Betrachtung wirft der Begriff der Resilienz auch kritische Fragen auf, insbesondere in Hinblick auf die gesellschaftlichen Strukturen, die er zu stabilisieren vermag. Die Brisanz dieser Diskussion liegt darin, dass Resilienz oft in einem neoliberalen Kontext interpretiert wird, der tendenziell dazu neigt, individuelle Verantwortung über gesellschaftliche Solidarität zu stellen.
Neoliberalismus und die Privatheit der Resilienz
Resilienz wird zunehmend als Konzept betrachtet, das vor allem in Bereichen wie Pädagogik, Psychotherapie sowie in der humanitären Hilfe und Sicherheitspolitik Anwendung findet. In dieser Funktion etabliert sich die Resilienz nicht nur als individuelle Eigenschaft, sondern auch als gesellschaftliches Ideal. Sie verstärkt jedoch auch die Tendenz, soziale Verantwortung zu privatisieren, indem sie das Gefühl weckt, dass jeder Einzelne für sein eigenes Wohlbefinden und für die Bewältigung von Krisen zuständig ist. Indem der Fokus auf individuelle Resilienz gelegt wird, bleibt die Verantwortung für gesellschaftliche Missstände oft unbenannt. Dieser Aspekt kann als Teil einer neoliberalen Hegemonie betrachtet werden, die soziale Probleme von der öffentlichen in die private Sphäre verlagert.
Resilienz im Kontext gesellschaftlicher Stabilität
Die kritische Auseinandersetzung mit dem Resilienzbegriff zeigt, dass er auch negative Konsequenzen haben kann, besonders wenn er als Schutzmechanismus für bestehende Machtverhältnisse dient. Indem Resilienz betont wird, könnte der Druck wachsen, bestehende gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen als unveränderlich zu akzeptieren. Diese Dynamik ermöglicht es, den Zerstörungsprozess in der Gesellschaft, sei es durch wirtschaftliche Krisen oder soziale Ungerechtigkeiten, als „Business as usual“ fortzusetzen. In solch einem Klima wird der individuelle Widerstand stark hinter die Notwendigkeit einer systematischen und strukturellen Veränderung zurückgestellt.
Kritische Perspektiven auf den Widerstandsbegriff
Der Widerstandsbegriff, der im Kontext der Resilienz häufig verwendet wird, erweist sich als vielschichtig und oft widersprüchlich. Einerseits wird er als positiver Ausdruck von Stärke und Anpassungsfähigkeit glorifiziert, während er andererseits dazu dient, kritischere Diskussionen über politische und soziale Veränderungen in den Hintergrund zu drängen. Hier ist eine klare Trennung nötig: Wir sollten einen Widerstand fördern, der nicht nur auf die individuelle Anpassungsfähigkeit abzielt, sondern auch auf tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen. Resilienz allein kann nicht das Ziel sein; stattdessen sollten wir für eine gesellschaftliche Verantwortung eintreten, die alle Personen in ihrer Gesamtheit einbezieht.
Fazit: Die Notwendigkeit eines Umdenkens
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Begriff der Resilienz in unserer heutigen Gesellschaft sowohl Ressourcen als auch Herausforderungen birgt. Es ist wichtig, den individuellen und kollektiven Widerstand neu zu definieren, um nicht nur Resilienz als Einzelmerkmal zu betrachten, sondern auch die Verantwortung für gesellschaftliche und strukturelle Veränderungen zu übernehmen. Ein Umdenken ist notwendig, um die Resilienz in einen Rahmen zu stellen, der soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohl in den Vordergrund rückt.

