Einführung in die griechische Digitalisierung

Griechenland hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte sowohl im Bereich der Staatsschulden als auch in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung erzielt. Diese Entwicklungen werden von der griechischen Regierung, vertreten durch Finanzminister Kyriakos Pierrakakis, in Berlin vorgestellt, wo er für die digitale Transformation des Landes wirbt. Pierrakakis, ein ausgebildeter IT-Spezialist, hat von 2019 bis 2023 als Digitalminister zahlreiche Reformen angestoßen, die das Ziel verfolgen, die digitale Regierung und Staatsreform in Europa voranzutreiben. Die Hertie School in Berlin hebt ihn als eine der prägendsten Stimmen in diesem Bereich hervor.

Fortschritte durch zentrale digitale Dienstleistungen

Ein zentrales Element der griechischen Digitalisierungsstrategie ist die Regierungswebsite „gov.gr“. Diese Plattform ermöglicht den Bürgern den Zugang zu über 1500 staatlichen Dienstleistungen in digitaler Form. Dazu zählen unter anderem die Ausstellung von Geburts- und Heiratsurkunden, Rentenbescheinigungen, Wahlunterlagen sowie verschiedene Zahlungsmöglichkeiten. Ein zentrales Merkmal ist die digitale „Wallet“, die es den Bürgern erlaubt, wichtige Dokumente wie Personalausweis, Führerschein und Gesundheitskarte mobil zu verwalten.

Ein weiterer Aspekt der Digitalisierung ist die Bemühung um eine effektive Bekämpfung der Steuerhinterziehung. Mittels des einheitlichen Netzwerks Mitos kommunizieren die verschiedenen Ministerien und Behörden effizient miteinander, was eine erhebliche Reduzierung des Papierkrams zur Folge hat. Die Anmeldung von Unternehmen wird so deutlich vereinfacht. Zudem sind Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Einnahmen und Ausgaben in Echtzeit über die Plattform myData zu melden, wodurch Unstimmigkeiten direkt vom Fiskus erkannt werden können. Das Finanzministerium berichtet, dass insbesondere die Hinterziehung von Mehrwertsteuer abgenommen hat: Zwischen 2018 und 2022 sank die Einnahmelücke von 25,4 Prozent auf 13,7 Prozent der Steuerverbindlichkeiten.

Herausforderungen bei der Implementierung

Trotz dieser Fortschritte gibt es auch Herausforderungen im Prozess der Digitalisierung. Insbesondere die Umstellung medizinischer Akten in den Krankenhäusern gestaltete sich schwierig, was zu Verzögerungen führte. Diese Situation könnte möglicherweise den Verlust von europäischen Fördermitteln aus dem Wiederaufbauplan zur Folge haben. Die griechische Regierung plant, einen erheblichen Teil der während der Pandemie bereitgestellten Mittel, insgesamt rund 7,4 Milliarden Euro, für die Digitalisierung zu nutzen. Weitere 2,7 Milliarden Euro stammen aus EU-Kohäsionsfonds.

Obwohl die EU-Kommission feststellt, dass vier von fünf Griechen die Digitalisierung als Erleichterung empfinden, gibt es weiterhin erhebliche Defizite. Die öffentliche Verwaltung sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass vielen kleinen und oft weniger finanziell stabilen Unternehmen in Griechenland der Zugang zur Digitalisierung erschwert wird. Zudem ist das Fachpersonal im IT-Bereich in Griechenland gering, was teilweise auf die Auswanderung während der Schuldenkrise zurückzuführen ist. Die Ministerien bemühen sich, diesen Herausforderungen mit gezielten Maßnahmen zu begegnen.

Zukunftsausblick und strategische Ausrichtung

Trotz der bestehenden Probleme hat die griechische Regierung den Grundstein für eine erfolgreiche Modernisierung gelegt. Griechenland verfügt mittlerweile über eine der höchsten Abdeckungen mit dem 5G-Standard in der EU, was auch vielen abgelegenen Inseln zugutekommt. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur wird durch Unternehmen wie die Deutsche Telekom unterstützt, die über ihre Tochtergesellschaft OTE maßgeblich zum Netzausbau beiträgt.

Im Hinblick auf die öffentlichen Finanzen kündigte Finanzminister Pierrakakis an, dass die staatliche Verschuldung bis 2026 um 7,7 Prozentpunkte auf 138,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sinken soll, mit dem Ziel, bis 2029 unter 120 Prozent zu fallen. Diese Fortschritte in den Staatsfinanzen sind die Grundlage für weitere Reformen und könnten den deutschen und französischen Kreditgebern erhebliche Rückflüsse aus Griechenland ermöglichen, die deren Haushalte stabilisieren.

Fazit: Fortschritte und Herausforderungen der griechischen Digitalisierung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Griechenland auf einem vielversprechenden Weg zur Digitalisierung seiner öffentlichen Verwaltung ist. Mit der Bereitstellung von mehr als 1500 digitalen Dienstleistungen und einer fortschrittlichen Infrastruktur zeigt das Land, dass es in der Lage ist, sowohl die Effizienz der Verwaltung zu steigern als auch die Steuerflüsse zu verbessern. Dennoch bestehen noch Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Fachpersonal und die Digitalisierung kleinerer Unternehmen. Um die Digitalisierung erfolgreich abzuschließen, sind weitere strategische Schritte erforderlich.