Digitale Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft
13. November 2025
Verlässt eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom, dass 90 Prozent der befragten importierenden Unternehmen stark oder eher abhängig von digitalen Gütern aus dem Ausland sind. Die Studie, die im Vorfeld des „Gipfels für europäische digitale Souveränität“ am 18. November in Berlin veröffentlicht wurde, basiert auf den Antworten von 605 Unternehmen. Nur vier Prozent der Unternehmen würden demnach langfristig ohne diese Importe überlebensfähig sein. Die größte Abhängigkeit besteht hinsichtlich der Technologien und Produkte, die aus den USA und China stammen. 51 Prozent der Befragten gaben an, eine starke Abhängigkeit sowohl von US- als auch von China-Importen zu haben. Im Durchschnitt könnten die Unternehmen ohne technische Produkte aus den USA zwölf Monate und ohne Importe aus China elf Monate weiterarbeiten.
Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst betonte, dass Deutschland und Europa aus einseitigen Abhängigkeiten herauskommen und die digitale Zukunft selbst gestalten müssen. Die Studie zeigt zudem, dass das Vertrauen der Unternehmen in zentrale Bezugsstaaten unterschiedlich ausgeprägt ist: Besonders hoch ist das Vertrauen in Frankreich (76 Prozent) und Japan (72 Prozent). Im Gegensatz dazu vertrauen nur 26 Prozent der Unternehmen den Importen aus China und 38 Prozent den USA. Im Januar lag dieser Vertrauenswert in Bezug auf die USA bei 51 Prozent, was auf einen spürbaren Vertrauensverlust hindeutet. Als Hauptgrund für diesen Rückgang nennt der Verband die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten vor einem Jahr. 79 Prozent der Unternehmen befürchten negative Auswirkungen seiner Präsidentschaft auf ihr Geschäft. Die Unberechenbarkeit der US-Regierung sei eine große Verunsicherung für die deutschen Firmen, lautet die Schlussfolgerung des Bitkom.
Generell importieren 96 Prozent der befragten Unternehmen digitale Technologien. Dazu zählen Smartphones und Notebooks (93 Prozent), Hardware-Komponenten wie Chips oder Sensoren (74 Prozent), Software-Anwendungen (72 Prozent) und Cybersicherheitslösungen (67 Prozent). Rund 60 Prozent der Unternehmen beziehen digitale Maschinen und Geräte aus dem Ausland, während 41 Prozent digitale Dienstleistungen importieren.
Die wichtigsten Herkunftsländer der digitalen Technologien sind die USA und China. Dennoch ist auch Taiwan von großer Bedeutung: Fast die Hälfte der importierenden Unternehmen gibt an, von taiwanesischen Lieferungen abhängig zu sein. Wintergerst weist darauf hin, dass Schlüsselindustrien wie die Automobil- und Elektronikbranche besonders auf taiwanesische Chips angewiesen sind.
Forderung nach mehr Investitionen
Im Vorfeld des Gipfeltreffens spricht sich ein großer Teil der Unternehmen dafür aus, dass Deutschland und Frankreich eine Führungsrolle bei der Stärkung der digitalen Souveränität übernehmen sollten. Aus Sicht der Unternehmen seien unter anderem verstärkte Investitionen in Schlüsseltechnologien erforderlich, um dies zu erreichen. Zusätzlich wird ein Aufbau leistungsfähiger europäischer Cloud-Anbieter als notwendig erachtet. Der Bitkom macht darauf aufmerksam, dass eine effiziente Cloud- und Rechenzentrums-Infrastruktur sowie Fortschritte in Bereichen wie künstliche Intelligenz, Quantencomputing und IT-Sicherheit von entscheidender Bedeutung sind. Auch die Chip-Produktion muss vorangetrieben werden. Ein weiterer Punkt, den der Bitkom hervorhebt, ist die Notwendigkeit, die Einführung der European Digital Identity Wallet (EUDI-Wallet) voranzutreiben. Laut Bitkom haben bereits mehr als 60 Unternehmen eine Absichtserklärung für entsprechende Anwendungen unterzeichnet.
Fazit: Wachsende Abhängigkeiten und Herausforderungen
Die gesteigerte Abhängigkeit von digitalen Gütern aus dem Ausland stellt eine erhebliche Herausforderung für deutsche Unternehmen dar. Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass ein Umdenken nötig ist, um die digitale Souveränität in Europa zu stärken. Um in einem zunehmend globalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen sowohl staatliche als auch private Akteure Verantwortung übernehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

