Deutsche Unternehmen starten skeptisch ins neue Jahr
Umfragen von Ifo und Atradius: Skepsis im deutschen Mittelstand
Die derzeitige Wirtschaftslage in Deutschland bietet Anlass zur Besorgnis. Laut Umfragen des Ifo-Instituts und des Kreditversicherers Atradius zeigt sich eine ausgeprägte Skepsis unter den Unternehmensvertretern. Fast ein Viertel der befragten Unternehmen rechnet mit einem Rückgang ihrer Geschäftstätigkeit im kommenden Jahr. Diese pessimistische Haltung geht einher mit der Erwartung einer weiteren konjunkturellen Abkühlung, die wachsende Insolvenzen nach sich ziehen könnte. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Beschäftigungssituation stark betroffen sein wird. Die Sorgen über eine potenzielle Abwanderung von Fachkräften ins Ausland scheinen sich ebenfalls nicht zu bestätigen. Frank Liebold, Country Director Deutschland bei Atradius, hebt hervor, dass ein dringender Handlungsbedarf besteht. Die Bundesregierung müsse sich den aktuellen Herausforderungen stellen, um ein viertes Jahr in Folge ohne Erholung zu verhindern.
Ursachen für die Skepsis
Die Umfragen verdeutlichen, dass viele Unternehmen als Haupthindernis für die wirtschaftliche Entwicklung die Bürokratie sehen. Über 73 Prozent der 470 von Atradius befragten Unternehmen sind der Meinung, dass ein Abbau von bürokratischen Hürden dem Wirtschaftsstandort Deutschland einen Aufschwung verleihen könnte. Weitere zentrale Forderungen beinhalten die Senkung der Energiekosten (69,7 Prozent), Steuererleichterungen (48,3 Prozent) und mehr politische Stabilität (46,2 Prozent). Auch eine Absenkung der Sozialabgaben sowie verstärkte öffentliche Investitionen und Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels stehen auf der Wunschliste. Trotz dieser Herausforderungen beabsichtigen 77,4 Prozent der befragten Unternehmen nicht, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, was auf eine gewisse Treue zum Standort hindeutet.
Aktuelle Geschäftserwartungen
Die Ifo-Umfrage zeigt, dass etwa 26 Prozent der Unternehmen für das Jahr 2026 von einer Verschlechterung ihrer Geschäfte ausgehen, während 59 Prozent davon überzeugt sind, dass sich ihre wirtschaftliche Lage nicht verändern wird. Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe beschreibt die allgemeine Stimmung als zurückhaltend, ohne Anzeichen von Aufbruchstimmung, und hebt hervor, dass es kaum eine Branche gibt, die optimistisch in die Zukunft blickt. Sogar im Bauwesen, das von einem angekündigten Infrastrukturpaket profitieren könnte, bleibt die Zuversicht verhalten. Dies unterstreicht die besorgniserregende Situation vieler Unternehmen, die sich in einer Phase stagnierender oder sogar sinkender Marktchancen befinden.
Ausblick auf den Arbeitsmarkt
Die Umfragen werfen auch einen Blick auf die Erwartungen hinsichtlich des Arbeitsmarktes. Obwohl 67,2 Prozent der befragten Unternehmen mit einem Anstieg der Firmeninsolvenzen rechnen, betrachten nur 29,6 Prozent eine Zunahme von Zahlungsausfällen als wahrscheinlich. Erfreulicherweise planen 71,3 Prozent der Unternehmen, keine Stellen abzubauen, und 38,3 Prozent wollen sogar neue Mitarbeitende einstellen. Diese Zahlen zeigen, dass trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten einige Unternehmen bereit sind, in die Zukunft zu investieren und Personal auszubauen. Das Vertrauen in die Marktbedingungen und die Politik bleibt jedoch auf einem niedrigen Niveau, was die langfristige Planung erschwert.
Fazit: Herausforderungen für die Wirtschaft
Die Umfragen von Ifo und Atradius liefern einen klaren Überblick über die gegenwärtige Skepsis innerhalb der deutschen Unternehmenslandschaft. Die vielfachen strukturellen Herausforderungen, wie Bürokratie, hohe Energiepreise und fehlende politische Stabilität, bedürfen dringender Lösungen. Das Vertrauen in eine positive wirtschaftliche Entwicklung bleibt gering, was ermutigende Maßnahmen von der Regierung erfordert. Die Bereitschaft zur Anpassung und zur Investition in neue Arbeitsplätze könnte jedoch ein Lichtblick sein, solange die Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechtert werden.

