Definition von Stress

Stress tritt auf, wenn sich die Umwelt verändert und potenziell bedrohlich wird. Menschen stehen vor der Herausforderung, die geeignete Strategie zu wählen, um ihr körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu gewährleisten. Wer in diese Situation gerät und keine klare Antwort auf die Frage hat, welche Handlungsmöglichkeiten er hat, leidet unter Stress. Diese Unsicherheit betrifft verschiedene Lebensbereiche, sei es im Beruf, im sozialen Umfeld oder im persönlichen Leben.

Ein Beispiel: Ein Beschäftigter, der einen Konflikt am Arbeitsplatz hat, kann zwischen zwei ungünstigen Optionen wählen. Die erste wäre, im Job zu bleiben, jedoch weiterhin unter Mobbing zu leiden. Die zweite besteht darin, den Arbeitsplatz zu wechseln und möglicherweise arbeitslos zu werden. In beiden Fällen sind die Perspektiven negativ. Wenn keine der Strategien eine echte Verbesserung verspricht, state das Gehirn unter Stress, da es mit der Unsicherheit umgehen muss. Eine effektive Stressbewältigung setzt voraus, dass sich eine klare Strategie abzeichnet, um diese Unsicherheit zu vermindern.

Mechanismen des Unsicherheitsbeseitigungsprogramms

Das Gehirn aktiviert ein spezifisches Unsicherheitsbeseitigungsprogramm, um mit Stress umzugehen. Dieses besteht aus drei wesentlichen Unterprogrammen. Im ersten Schritt wird ein Zentrum im Hirnstamm aktiviert, das den Körper auf Stress vorbereitet. Hierbei wird Noradrenalin freigesetzt, was die neuronale Aktivität erhöht und die Informationsverarbeitung im Gehirn beschleunigt. Diese erhöhte Leistungsfähigkeit ist essenziell, um die Unsicherheiten zu reduzieren.

Das zweite Unterprogramm sorgt dafür, dass das Gehirn die notwendige Energie erhält, indem es das sympathische Nervensystem aktiviert. Dies hat zur Folge, dass die Insulinproduktion im Pankreas verringert wird, sodass mehr Zucker für die Energiegewinnung zur Verfügung steht, da das Gehirn bei Stress keinen Insulin benötigt. Der dritte Baustein dient der Evaluation der gewählten Strategie. Wenn das stressauslösende Cortisol im Blut weiterhin hoch ist, bedeutet dies, dass die Unsicherheit nicht behoben wurde. Eine erfolgreichen Strategie senkt jedoch den Cortisolspiegel und zeigt somit, dass eine positive Lösung gefunden wurde. Dieses Programm, das als ‚guter Stress‘ gilt, führt zu kurzfristigen Phasen von Unsicherheit, gefolgt von Erholung und einem gesteigerten Selbstwertgefühl.

Die Folgen von toxischem Stress

Wer keine Lösungen für die aufgetretenen Probleme findet, ahnt jedoch nicht, in einer Phase von toxischem Stress gefangen zu sein. Die dauerhafte Unfähigkeit, auf die eigene Lebenssituation zu reagieren, versetzt das Gehirn kontinuierlich in den Aktivitätsmodus. Betroffene erleben auch nachts eine übermäßige Wachsamkeit, da das Gehirn unermüdlich nach Antworten sucht. Wenn diese Phase über längere Zeit anhält, besteht die Gefahr, in eine Depression zu geraten, die sich durch anhaltende schlechte Stimmung und Entscheidungsunfähigkeit äußert. Personen in dieser Situation neigen häufig dazu, sich von sozialen Interaktionen zurückzuziehen.

Dauerstress hat nicht nur negative Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden, sondern betrifft auch den gesamten Organismus. Das Gehirn fordert stetig nach Energie, was die Herzfrequenz erhöht und zu einem kontinuierlichen Blutdruckanstieg führt. Über Jahre hinweg kann dies zu Atherosklerose führen, was wiederum das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht. Zudem verlieren viele unter chronischem Stress leidende Menschen an Gewicht, da ihr Körper nicht die notwendigen Energiespeicher aufbauen kann, um die Anforderungen zu bewältigen.

Erkennen und Bewältigen von Dauerstress

Ein einfacher Hinweis auf das Vorliegen von Dauerstress kann der Umfang des Bauches sein. Ein wachsender Bauchumfang ist häufig ein Indikator für langfristigen Stress, da viszerales Fett unter dem Einfluss von Cortisol vermehrt gespeichert wird. Diese Fettansammlung im Bauchbereich liefert zwar eine Energiequelle, ist jedoch ein Zeichen dafür, dass eine Person über einen langen Zeitraum Stress erlebt hat.

Um mit Dauerstress umzugehen, ist es entscheidend, eine klare Antwort auf die Frage zu finden: Was kann ich tun, um mein zukünftiges Wohlbefinden zu sichern? Es ist wichtig, Informationen zu sammeln und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um alte Konflikte aufzuarbeiten. Dies stellt sicher, dass die Probleme bei der Wurzel angepackt werden, anstatt nur sekundäre Lösungen zu finden, die oft weitere Nachteile mit sich bringen.

Fazit: Stress als Herausforderung

Stress ist ein bedeutendes Thema in der heutigen Gesellschaft, das sowohl psychische als auch körperliche Gesundheitsfolgen mit sich bringen kann. Es ist essenziell, die individuellen Stressoren zu identifizieren und geeignete Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Eine proaktive Herangehensweise an das Wohlbefinden kann langfristig dazu beitragen, den negativen Effekten von Stress entgegenzuwirken.