Strategische Abhängigkeit: Deutschlands wirtschaftliche Verflechtungen mit China

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China sind von einer tiefen und komplexen Verflechtung geprägt. Viele deutsche Unternehmen sind stark auf die Volksrepublik angewiesen, sowohl für die Beschaffung von Rohstoffen und Bauteilen als auch für den Absatz ihrer Produkte. Im Jahr 2024 betrug das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern rund 246,1 Milliarden Euro, wobei Deutschland mehr aus China importierte, als es exportierte. Diese Abhängigkeit ist in verschiedenen Sektoren besonders ausgeprägt, insbesondere in der Automobilindustrie, dem Maschinenbau sowie in der Chemie- und Elektrotechnik. Ein Beispiel verdeutlicht die Dimension dieser Abhängigkeit: Ein Treppenhersteller benötigte vor der Corona-Pandemie 60 Bauteile aus China für eine einzige Treppe. Solche Abhängigkeiten stellen ein erhebliches Risiko für die wirtschaftliche Stabilität dar.

Risiken durch geopolitische Spannungen

Die enge wirtschaftliche Verflechtung mit China birgt auch Risiken. Unternehmen müssen sich fragen, was passiert, wenn China seine Wirtschaft als Druckmittel einsetzt. Ein Beispiel dafür sind die Exportbeschränkungen, die im Zusammenhang mit seltenen Erden immer wieder auferlegt werden. Diese Rohstoffe sind in vielen Industrien unverzichtbar. Die Erfahrungen vergangener Lieferkettenprobleme zeigen, dass eine plötzliche Unterbrechung der Lieferungen fatale Folgen für die Produktion haben kann. Diese geopolitischen Spannungen verlangen von den Unternehmen eine Neubewertung ihrer Abhängigkeiten. Allerdings reagieren die meisten Firmen nur zögerlich auf diese Entwicklungen.

Strategien zur Risikominderung und Diversifizierung

Obwohl die erforderliche Reaktionsbereitschaft vorhanden ist, haben nur wenige Unternehmen klare Strategien zur Risikominderung entwickelt. Eine Umfrage unter 36 Dax-Unternehmen ergab, dass lediglich sechs von ihnen aktiv an einer Reduzierung ihrer Abhängigkeit von China arbeiten möchten. Fast die Hälfte der Unternehmen wollte sich gar nicht zu diesem Thema äußern. Viele halten ihre Investitionen in der Volksrepublik stabil oder planen sogar eine Expansion. Dies belegt einen hohen Komfort mit der bestehenden Situation, trotz der bestehenden Unsicherheiten. Experten kritisieren, dass viele Unternehmen nicht genug unternehmen, um alternative Lieferanten zu finden. Die Sichtweise, dass hohe Kosten für alternative Beschaffungsstrategien in Kauf genommen werden sollten, wird nicht allgemein geteilt.

Die Verantwortung des Staates

Die Verantwortung zur Minderung dieser Risiken liegt nicht nur bei den Unternehmen, sondern auch beim Staat. Experten fordern eine proaktive Rolle der Regierung, beispielsweise durch Regulierung oder Anreize, die Unternehmen dazu bewegen, sich weniger von China abhängig zu machen. In der heutigen Zeit, in der geopolitische Spannungen zunehmen, wird es für Deutschland immer wichtiger, die eigene Wirtschaft zu diversifizieren und sich unabhängiger von einem einzelnen Handelspartner zu machen. Dies könnte über neue Handelsabkommen und eine verstärkte Kooperation mit alternativen Märkten erreicht werden, die für deutsche Produkte von Bedeutung sind.

Fazit: Herausforderungen und Chancen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Abhängigkeit von China für viele deutsche Unternehmen sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance darstellt. Während die Risiken und die Notwendigkeit zur Diversifizierung immer deutlicher werden, gewinnen die Unternehmen keine Anzeichen von Handlungsbereitschaft. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und langfristige Stabilität zu gewährleisten, müssen die Unternehmensstrategien angepasst werden, um den geopolitischen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Letztlich stehen Unternehmen und Staat in der Verantwortung, die heute bestehenden Abhängigkeiten zu prüfen und gegebenenfalls neue, resilientere Modelle zu entwickeln.