Einleitung: Veränderungen im Handelsumfeld

Die Zollpolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat teils weitreichende Konsequenzen für die internationalen Handelsströme, insbesondere im Verhältnis zwischen China und Deutschland. Seit Februar 2025 wurden die Zölle auf chinesische Einfuhren schrittweise angehoben, was zu einem signifikanten Rückgang der US-Importe aus China führte. Der Zollsatz erreichte bereits im April 2025 ein Höchstmaß von 145 Prozent, während er momentan bei etwa 50 Prozent liegt. Dies hat zur Folge, dass die Zölle für China im Vergleich zu anderen Ländern eindeutig überdurchschnittlich hoch sind, was zu einem spürbaren Rückgang der US-Importe aus China führt. Laut aktuellen Daten fielen die US-Importe aus China im ersten Halbjahr 2025 um nahezu 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Umlenkung der Exporte: Ein Blick auf die Daten

Während die US-Importe aus China signifikant zurückgingen, zeigt Deutschland genau das Gegenteil: Ein Anstieg der Importe aus China um mindestens 10 Prozent in 1.588 Warengruppen. Selbst in 828 dieser Gruppen erhöhte sich die Importmenge um beeindruckende 50 Prozent oder mehr. Dieser Trend könnte darauf hinweisen, dass Unternehmen versuchen, den Wegfall von US-Importen durch verstärkte Einfuhren aus China nach Deutschland auszugleichen. Im zweiten Quartal 2025 wuchs der Import chinesischer Waren nach Deutschland um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was mehr als doppelt so hoch ist wie das allgemeine Wachstum der deutschen Importe aus aller Welt von 4 Prozent.

Für eine detaillierte Betrachtung der Situation analysierten IW-Wissenschaftler die Importmengen statt nur der Werte. Dabei wurde festgestellt, dass 2.241 Warengruppen einen Anstieg der Einfuhren aus China von mindestens 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aufweisen. Diese Gruppen machten 61 Prozent des gesamten Einfuhrwerts aus China aus, was den gestiegenen Druck auf den deutschen Markt verdeutlicht. Insgesamt wurden 3.371 Warengruppen identifiziert, in denen die US-Einfuhren aus China im ersten Halbjahr 2025 rückläufig waren.

Bereiche mit hohem Wachstum

Die meisten Warengruppen, in denen ein signifikantes Wachstum bei Importen aus China zu verzeichnen ist, umfassen Maschinen, Geräte und elektrotechnische Waren. Insbesondere Produkte, die in Deutschland kaum noch produziert werden, sind betroffen, wodurch diese Einfuhren vor allem als kostengünstige Alternativen willkommen geheißen werden. Jedoch stellt dies eine Bedrohung für die heimische Produktion dar. Vor allem im Maschinen- und Fahrzeugbau, zwei zentralen Bereichen der deutschen Industrie, wurden ebenfalls hohe Importanstiege festgestellt. Ein Zuwachs der Einfuhrmengen von mindestens 50 Prozent wurde besonders bei Straßen- und Landfahrzeugen sowie Autoteilen registriert. Insbesondere bei Plug-in-Hybridfahrzeugen und elektrisch betriebenen Lkw besteht der Verdacht, dass die steigenden Importe aus China auf die reduzierten US-Importe zurückzuführen sind.

Notwendigkeit von Maßnahmen der EU

Die Zunahme der Importe aus China und die damit verbundenen Wettbewerbsverzerrungen erfordern ein schnelles Handeln seitens der EU. Oft drängen chinesische Anbieter mit extrem niedrigen Preisen in den europäischen Markt, was zu einem unlauteren Wettbewerb führt. Um die heimische Produktion zu schützen, sollte die EU gegebenenfalls antidumping- und antisubventionsrechtliche Maßnahmen ergreifen. Es ist unabdingbar, die bestehenden Instrumente in ihrer Effizienz und Effektivität zu überprüfen und gegebenenfalls zu schärfen, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Die Herausforderungen, die sich aus den verschärften US-Zöllen ergeben, könnten durch zielgerichtete Maßnahmen auf europäischer Ebene abgemildert werden.

Fazit: Dringender Handlungsbedarf

Die aktuelle Handelslage zeigt deutlich, dass die Zollpolitik der USA erhebliche Auswirkungen auf die internationalen Handelsströme hat. Deutschland erlebt einen Anstieg der Importe aus China, während die US-Importe sinken. Dies könnte auf eine Umlenkung der Handelsströme hindeuten, die sorgsam beobachtet werden muss. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden und die eigene Industrie zu schützen, ist ein zeitnahes Handeln der EU unerlässlich.