Die Rolle von Gunther Kegel in der KI-Entwicklung

Gunther Kegel ist ein bedeutender Akteur im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) in Deutschland. Als promovierter Elektrotechniker und ehemaliger Geschäftsführer von Pepperl+Fuchs ist Kegel tief in der Industrie verwurzelt. Aktuell bekleidet er das Amt des Präsidenten des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). Neben seiner beruflichen Expertise nutzt er KI auch privat, etwa um Landschaftsfotos von störenden Elementen zu befreien. Diese Kombination aus praktischem und technischem Wissen macht ihn zu einem wichtigen Fürsprecher für den Einsatz von KI in der Industrie.

Generative KI in Deutschland: Herausforderungen und Potenziale

Deutschland hat, so Kegel, bei der Entwicklung generativer KI wie ChatGPT einen Rückstand gegenüber anderen Ländern, insbesondere den USA und China. Eine essentielle Ursache hierfür ist das Fehlen großer Rechenzentren, die für die Entwicklung und Monetarisierung von KI-Anwendungen notwendig sind. Während weltweit führende Unternehmen wie Google, OpenAI und Microsoft in der Lage sind, KI-Algorithmen schnell zu kommerzialisieren, fehlt es Deutschland an vergleichbaren Ressourcen. Allerdings sieht Kegel ein deutliches Potenzial in der industriellen KI, die bereits auf Algorithmen bekannter Tech-Giganten aufbaut. Die einzigartigen Datenbestände, die aus Maschinen, Anlagen und Sensoren gewonnen werden, bieten die Möglichkeit, maßgeschneiderte Lösungen zur Effizienzsteigerung in der Produktion zu entwickeln.

Eine aktuelle Umfrage des ZVEI zeigt, dass jedes fünfte Unternehmen bereits KI-Technologien in seine Produktionsprozesse integriert hat. Kegel argumentiert, dass Deutschland in diesem Bereich durchaus mit anderen Ländern Schritt halten kann, wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Der Einsatz industrieller KI soll dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie in den kommenden Jahren erheblich zu steigern.

Die Notwendigkeit von Investitionen in Rechenzentren und Mikroelektronik

Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, ist der Ausbau von Rechenzentren in Deutschland unerlässlich. Kegel fordert mehr Tempo bei der Schaffung dieser Infrastruktur. In diesem Zusammenhang begrüßt er die Investition der Schwarz-Gruppe in ein neues Rechenzentrum, das elf Milliarden Euro kosten wird. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Abhängigkeit von externen Halbleiterlieferanten ein kritisches Thema. Kegel sieht die Mikroelektronik als Schlüsselindustrie an und schlägt vor, dass Europa seine eigene Produktion stärken muss, um gegenüber globalen Wettbewerbern nicht erpressbar zu sein. Nur mit einer soliden technologischen Basis könne die digitale Souveränität Europas gewährleistet werden.

Regulatorische Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf Innovationen

Ein wesentlicher Stolperstein für viele Unternehmen sind die bestehenden sowie geplanten Regelungen der Europäischen Union, wie der AI Act und der Data Act. Diese Gesetze empfinden etwa ein Drittel der Unternehmen mit industriellen KI-Anwendungen als schwerwiegende Hürden. Kegel ist der Ansicht, dass es wichtig sei, die Konsumenten zu schützen, jedoch sollen die bestehenden Sicherheitsvorschriften keine innovationsfeindlichen Barrieren errichten. Er fordert eine Überarbeitung der regulatorischen Rahmenbedingungen, um mehr Spielraum für Unternehmen zu schaffen.

Die Bedenken hinsichtlich regulatorischer Unsicherheiten sind so ausgeprägt, dass über 40 Prozent der Befragten in Erwägung ziehen, ihre Investitionen in KI außerhalb der EU zu tätigen. Kegel berichtet von bereits existierenden Unternehmen im Bereich Medizintechnik, die aufgrund strenger Datenschutzgesetze ihre Entwicklungen in die USA oder nach Großbritannien verlagern. Diese Tendenz zur Abwanderung sei alarmierend und könnte langfristige negative Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit der deutschen Industrie haben.

Fazit: Dringender Handlungsbedarf für die Zukunft der KI in Deutschland

Gunther Kegel hebt die Potenziale sowie die Herausforderungen hervor, mit denen Deutschland im Bereich der Künstlichen Intelligenz konfrontiert ist. Die Notwendigkeit von mehr Rechenzentren, die Verantwortung für eigene Halbleiterproduktionen und die Anpassung regulatorischer Rahmenbedingungen sind entscheidend, um im globalen Wettbewerb mitzuhalten. Die unionsinternen Unsicherheiten könnten nicht nur die Innovationskraft hemmen, sondern auch dazu führen, dass wertvolle Ressourcen und Talente ins Ausland abwandern. Ein schnelles und konzertiertes Vorgehen vieler Akteure ist erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie langfristig zu sichern.