Bundesbank prognostiziert langsame Konjunkturerholung
Wirtschaftliche Perspektiven für Deutschland
Die deutsche Wirtschaft zeigt erste Anzeichen einer Erholung, begünstigt durch steigende Staatsinvestitionen, wieder anziehende Exporte und wachsende Löhne. Bundesbankpräsident Joachim Nagel hebt hervor, dass die wirtschaftliche Lage in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich stabiler wird. Im ersten Quartal wird ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 % im Vergleich zum Vorquartal erwartet. Für das gesamte Jahr 2026 prognostiziert die Bundesbank ein Gesamtwachstum von 0,9 %. Dies stellt einen Wendepunkt dar und beendet eine dreijährige Phase der Stagnation bzw. schrumpfenden Wirtschaft. Die Schätzung für 2025 wurde von -0,1 % auf +0,1 % erhöht, was darauf hindeutet, dass sich die Wirtschaft allmählich stabilisiert.
Auswirkungen der Staatsausgaben auf das Wachstum
Ein wesentlicher Treiber des wirtschaftlichen Wachstums sind die verstärkten Staatsausgaben, die voraussichtlich ab 2026 deutlicher in Erscheinung treten werden. Diese zusätzlichen Ausgaben, die insbesondere für Verteidigung und Infrastruktur vorgesehen sind, werden die Staatsnachfrage erheblich anheizen. Darüber hinaus wird ein Anstieg der Exporte und eine Erholung der Investitionen im privaten Wohnungsbau erwartet. Die Bundesbank hat festgestellt, dass die steigenden realen Einkommen infolge anziehender Löhne sowie ein zunehmend stabiler Arbeitsmarkt den privaten Konsum ankurbeln. Auch die Unternehmen planen, ihre Investitionen aufgrund einer verbesserten Kapazitätsauslastung wieder auszuweiten. Für das Jahr 2027 wird ein Anstieg des BIP um 1,4 % prognostiziert, während die Wirtschaft sich zunehmend an einen Arbeitsmarkt anpasst, der durch Fachkräftemangel geprägt ist. Die erste Schätzung für 2028 beläuft sich auf ein Wachstum von 0,9 %.
Kalenderbereinigte Wachstumsraten und Fiskalpolitik
Die kommenden Jahre bieten mehr Arbeitstage, was die kalenderbereinigten Wachstumsraten etwas senkt. Diese werden auf 0,6 % für 2026 und 1,3 % für 2027 geschätzt. Die expansive Fiskalpolitik wird zwar die Konjunktur beleben, jedoch wird der Einfluss auf das Produktionspotenzial als begrenzt eingeschätzt. Die Bundesbank schätzt dieses Potenzial im Kontext der Jahre 2026 und 2027 auf je 0,4 %. Um eine nachhaltige Stärkung des Produktionspotenzials zu erreichen, empfiehlt die Notenbank weitergehende strukturelle Reformen. Auch die Staatsverschuldung wird aufgrund der zusätzlichen Ausgaben in den Bereichen Verteidigung und Infrastruktur sowie durch Steuersenkungen und höhere Transfers ansteigen. Für das Jahr 2028 wird eine Defizitquote von 4,8 % prognostiziert, während die Maastricht-Schuldenquote bei 68 % liegen dürfte.
Langsame Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung
Ein zentrales Thema im wirtschaftlichen Ausblick ist die anhaltend hohe Inflationsrate. Laut Bundesbankpräsident Nagel gestaltet sich der Rückgang der Inflationsrate als schwieriger als erwartet. Gründe hierfür sind das anhaltend kräftige Lohnwachstum sowie weniger stark sinkende Energiepreise. Die europäisch harmonisierte Inflationsrate (HVPI) wird für dieses Jahr auf 2,3 % geschätzt und soll bis 2026 auf 2,2 % ansteigen. Für die Jahre danach prognostiziert die Bundesbank eine Inflationsrate von 2,1 % für 2027 und 1,9 % für 2028, was auch von der Umstellung auf das europäische Emissionshandelssystem abhängt. Das angestrebte Preisniveau der Europäischen Zentralbank liegt bei 2 %, was zeigt, dass es weiterhin Herausforderungen gibt, die Inflation nachhaltig zu senken.
Fazit: Wirtschaftliche Erholung in Sicht
Die Prognosen der Bundesbank deuten auf eine schrittweise wirtschaftliche Erholung Deutschlands hin. Während Staatsausgaben und ein stabiler Arbeitsmarkt maßgeblich zum Wachstum beitragen, bleibt die Inflationsrate eine Herausforderung. Einige strukturelle Reformen könnten dabei helfen, das Produktionspotenzial langfristig zu stärken. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Faktoren im kommenden Jahr und darüber hinaus entwickeln werden.

