Zunahme der Firmenpleiten in Deutschland
Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland
Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2023 ist die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland signifikant angestiegen. Im Juli wurde ein Anstieg von 19,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet, wie aus den neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Dies stellt die höchste Zuwachsrate seit Oktober 2024 dar, als die Zunahme 22,9 Prozent betrug. Die Angaben basieren auf Informationen von der Plattform Insolvenzbekanntmachungen.de, während für die amtliche Statistik Gerichtsdaten verwendet werden, die in der Regel eine längere Zeit zur Verfügung stehen. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Stabilität der deutschen Wirtschaft und den zugrundeliegenden Ursachen für diese Insolvenzen auf.
Ursachen für den Anstieg der Insolvenzen
Eine zentrale Rolle bei diesem Anstieg spielen verschiedene ökonomische Faktoren. Jupp Zenzen, ein Konjunkturexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), weist darauf hin, dass die Wirtschaftskrise weiterhin anhält und daher die Insolvenzwelle ansteigt. Die Liquidität vieler Unternehmen sei stark beeinträchtigt, was auf zwei Jahre anhaltender Rezession zurückzuführen ist. Ein weiteres Problem sind die in Deutschland hohen Energiekosten, die im internationalen Vergleich signifikant sind und vielen Betrieben zu schaffen machen.
Der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) hat zudem festgestellt, dass die Ursachen für den Anstieg nicht nur im Anstieg von Zöllen oder Energiekosten zu finden sind. Christoph Niering, der Vorsitzende des Verbandes, betont, dass eine voreilige Schlussfolgerung hier eine gefährliche Fehleinschätzung darstellen kann. Unternehmen könnten wichtige Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angehen, was zu den aktuellen Insolvenzzahlen beiträgt. Branchenübergreifend sind viele Unternehmen mit schwer zu bewältigbaren Herausforderungen konfrontiert, insbesondere in Bezug auf das sich verändernde Kunden- und Verbraucherverhalten.
Langfristige Fragestellungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Ökonomen argumentieren, dass der Anstieg der Insolvenzen nicht ausschließlich auf die gegenwärtige konjunkturelle Flaute zurückzuführen ist. Vielmehr sei ein langfristiger Trend zu beobachten, der in den vergangenen Jahren durch extrem niedrige Zinsen begünstigt wurde. Diese niedrigen Zinsen haben Insolvenzen tendenziell verhindert. Während der Corona-Pandemie konnten viele Unternehmen, die bereits in einer prekären Situation waren, durch staatliche Hilfen am Markt bleiben. Mit dem Anstieg der Zinsen und dem Wegfall dieser Unterstützungsmaßnahmen ab Ende 2022 kam es zu einem Nachholeffekt, der die aktuellen Insolvenzzahlen erklärt.
Statistische Daten zur Unternehmensinsolvenz
Im Mai 2023 meldeten die Amtsgerichte in Deutschland insgesamt 2.036 beantragte Unternehmensinsolvenzen, was einem Anstieg von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Forderungen der Gläubiger werden auf circa 3,2 Milliarden Euro beziffert, was im Vergleich zu 3,4 Milliarden Euro im Vorjahr einen Rückgang darstellt. Besonders betroffen von Insolvenzen sind Unternehmen im Bereich Verkehr und Lagerei, mit 10,9 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen. An zweiter Stelle liegt das Baugewerbe mit 9,4 Fällen, gefolgt vom Gastgewerbe mit 9,0 Insolvenzen. Im Vergleich dazu liegen die Gesamtzahlen für alle Unternehmen bei rund 5,9 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen. Auch die Anzahl der Verbraucherinsolvenzen hat im Mai zugenommen, und zwar um 16,1 Prozent auf insgesamt 6.605 Fälle.
Fazit: Wirtschaftliche Herausforderungen und notwendige Anpassungen
Insgesamt zeigen die ansteigenden Unternehmensinsolvenzen in Deutschland, dass die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe angespannt ist. Die Ursachen sind vielschichtig und reichen von strukturellem Wandel bis zu anhaltenden ökonomischen Schwierigkeiten. Um die Resilienz der Unternehmen zu stärken, sind gezielte Maßnahmen erforderlich, die eine Anpassung und bessere Vorbereitung auf künftige Herausforderungen ermöglichen.