Ein Stück Kohle, das Scott Morrison 2017 im australischen Parlament hochhielt, symbolisierte für den damals designierten Premierminister die „Energiezukunft“ für das Land. Doch die Hauptstadt, in der er seine Rede hielt, wurde schon damals fast zu 100 Prozent mit Wind- und Solarenergie versorgt.
Das 100-Prozent-Ziel wurde schließlich 2020 erreicht. Seitdem erzeugt die Hauptstadtregion Canberra (Australian Capital Territory, ACT) genug erneuerbaren Strom, um die 500.000 Einwohner ohne Kohle und Gas zu versorgen. Es war die erste Region oder Stadt außerhalb Europas mit mehr als 100.000 Einwohnern, die ihr Netz dekarbonisierte. Weltweit hat das zuerst Reykjavik, die Hauptstadt Islands, dank 70 Prozent Wasserkraft geschafft. Später wurde Canberra von der britischen Energievergleichswebsite USwitch zur nachhaltigsten Stadt der Welt gekürt. Gleichzeitig landete Australien damals jedoch auf dem letzten Platz unter den OECD-Ländern in Bezug auf Investitionen in saubere Energie, was Canberra zu einem grünen Ausreißer im Land machte.
Noch heute liegt der durchschnittliche Anteil erneuerbarer Energien in Australien nur bei etwa 35 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland stammt bereits etwa 60 Prozent des Stroms aus kohlenstofffreien Quellen. Doch bis 2030 will Australien 82 Prozent erneuerbare Energie im Stromnetz erreichen. Dafür werden Australiens Kohlekraftwerke nach und nach geschlossen, während gleichzeitig die Kosten für Solar- und Windenergie sinken. Wie konnte die australische Hauptstadt eine saubere Energieinsel in einem Meer fossiler Brennstoffe werden?
Canberras revolutionärer Weg zur Dekarbonisierung
Mitte der 2010er-Jahre, als Australiens konservative Regierung landesweit Programme für erneuerbare Energien stoppte, kamen Investitionen in saubere Energie zum Erliegen, erläutert Geoffrey Rutledge. Er ist stellvertretender Generaldirektor für Umwelt, Wasser und Emissionsreduzierung der ACT-Regierung. Doch entgegen der nationalen Politik entschied sich die Regierung der Hauptstadtregion, unabhängig zu handeln und große Investitionen in neue Solar- und Windkraftprojekte zu tätigen, um ihr Netz zu dekarbonisieren. Das war der „einfachste und kostengünstigste“ erste Schritt hin zu ihrem Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2045, so Rutledge.
Dabei profitierte Canberra von der umweltfreundlichen Mitte-Links-Regierung in der Stadt, die seit 2001 an der Macht ist, sowie von einer sehr klimabewussten Bevölkerung, erklärt Energieexperte Greg Bourne von der unabhängigen australischen Klimaschutzorganisation The Climate Council. „Sie hatten eine langfristige Vision“, sagt er. Dank der beständigen Regionalregierung ging die Hauptstadtregion eigene Wege, trotz der damaligen Klimapolitik auf nationaler Ebene. „Sie haben die Machenschaften der Bundesregierung und der fossilen Brennstofflobbyisten ignoriert.“ Canberra orientierte sich dabei auch an europäischen Ländern. Als es 2016 sein eigenes Zentrum für erneuerbare Energien gründete, entsandte es eine Delegation nach Freiburg in Deutschland, einem Vorreiter der Solarenergie, um Innovation und Investitionen im Bereich erneuerbare Energien voranzutreiben. Auch bahnbrechende Forschungen zu Solarpaneelen an der Australian National University in Canberra trugen laut Bourne zum Erfolg bei.
Hauptstadt Australiens setzt früh auf grüne Energie
Die Stadt begann, Verträge mit Unternehmen für erneuerbare Energien abzuschließen, die die größten Wind- und Solarprojekte des Landes entwickeln sollten – sowohl innerhalb der Hauptstadtregion ACT, aber auch in den größeren australischen Bundesstaaten. Die erneuerbare Energie, die zunehmend ins Netz eingespeist wurde, glich den fossilen Energieverbrauch der Hauptstadt-Bewohner schrittweise aus, erklärt Rutledge. Canberra war damit in einer einzigartigen Lage. Die Stadtregion setzte frühzeitig auf erneuerbare Energien, als das Interesse daran noch gering war, so Rutledge. Im Gegensatz zu größeren australischen Bundesstaaten gab es dort keine bestehenden Investitionen in große, teure Kohle- oder Gaskraftwerke. Zusätzlich zu drei Solarfarmen in der Region Canberra, werden etwa 95 Prozent der erneuerbaren Energie, die in der Hauptstadtregion verwendet, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in, in,