Was hat es für die Umwelt gebracht? – DW – 27.12.2023

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Was hat es für die Umwelt gebracht? – DW – 27.12.2023


Temperaturen und CO2-Ausstoß erreichen Rekordhöhen

Es war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung. 2023 lag die globale Durchschnittstemperatur um 1,4 Grad höher als in der vorindustriellen Zeit. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre waren es 1,2 Grad mehr.

„Wir befinden uns im Übergang von La Nina zu El Nino, so dass ein leichter Anstieg der globalen Temperaturen zu erwarten war“, sagt der Klimawissenschaftler John Kennedy der DW. „Aber die Geschwindigkeit des Anstiegs hat viele Menschen überrascht.“

Auch der Ausstoß vom Treibhausgas CO2 durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas stieg weiter und war 2023 so hoch wie nie zuvor.

„Die Treibhausgaswerte sind rekordverdächtig hoch. Die globalen Temperaturen sind rekordverdächtig hoch. Der Anstieg des Meeresspiegels ist rekordverdächtig hoch. Das antarktische Meereis ist rekordverdächtig niedrig. Es ist eine ohrenbetäubende Kakophonie von gebrochenen Rekorden“, sagt Generalsekretär Petteri Taalas von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).

Verheerende Überschwemmungen, Brände und Dürren weltweit

Die Rekord-Temperaturen waren an vielen Orten sehr deutlich spürbar. In Europa, Asien und Amerika litten viele Regionen unter starken Dürren und Extremwetter und Stürmen, die zu vielen Überflutungen führten.

Im Februar und März zog der Zyklon Freddy über den Indischen Ozean – er tobte fünf Wochen lang und war damit der am längsten tobende tropische Wirbelsturm aller Zeiten. Der Zyklon traf mehrfach das Festland und verursachte starke Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche in Madagaskar, Mosambik und Malawi.

Im September führte der Sturm Daniel zu schweren Überschwemmungen in Griechenland, Bulgarien, der Türkei und Libyen. Aufgrund des Klimawandels ist ein solcher Strum laut Zuodnungsforschung 50 Mal wahrscheinlicher geworden. In der libyschen Hafenstadt Derna  starben mehr als 5000 Menschen, zehntausende verloren ihre Häuser.

Libyen:| Überschwemmung und Hochwasser Katastrophe in Darna. Eine Straße voll Schlamm und Autos sind durch die Flut übereinander gestapelt.
Derna in Lybien: Extreme Regenfälle lösten eine riesige Flutkatstrophe mit vielen Toten aus Bild: Hamza Al Ahmar/AA/picture alliance

Weltweit gab es zudem verheerende Waldbrände: Kanada erlebte die schlimmsten Brände seit Beginn der Aufzeichnungen. Landesweit verbrannten dort 18,5 Millionen Hektar Wald, eine Fläche halb so groß wie Deutschland. In einer normalen Waldbrandsaison zerstören die Feuer in Kanada nur etwa 2,5 Millionen Hektar. Auch auf Hawaii, in Chile, Südeuropa und auf den Kanarischen Inseln wüteten heftige Feuer.

Viele dieser Brände und Überschwemmungen wurden durch schwere, langanhaltende Dürreperioden ausgelöst, auch in Mittel- und Südamerika, Europa und Ostafrika. Trockene Wälder sind anfälliger für unkontrollierte Brände, und lange Dürreperioden trocknen den Boden aus und erschweren die Aufnahme plötzlicher Regenfälle.

Deutschland schaltet seine letzten AKWs ab

Im April schaltete Deutschland seine letzten drei Atomkraftwerke ab. Der Atomausstieg wurde nach den Reaktorkatastrophen in Fukushima (Japan) vom deutschen Bundestag überparteilich 2011 beschlossenen und von der damaligen Bundeskanzlerin Merkel (CDU) vorangetrieben. Umweltschützer begrüßten die Abschaltungen von insgesamt 17 Reaktoren seit 2011. Das Problem des Atommülls bleibt jedoch weiter bestehen. 

Die Lobbyorganisation Kerntechnik Deutschland kritisierte dagegen den Ausstieg und verwies auf den „starken Anstieg der Kohleverstromung“ während der Energiekrise im Jahr 2022.

Inzwischen hat sich der Anteil der Kohleverstromung jedoch wieder verringert, im dritten Quartal 2023 hatte er sichnach Angaben des Statistischen Bundesamts fast halbiert im Vergleich zum Vorjahr.

Auf der Klimakonferenz COP28 im Dezember haben sich mehr als 120 Länder verpflichtet, die weltweit installierte Kapazität an erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen.Um die Klimaziele zu erreichen, kündigten 20 Staaten wie Frankreich, die USA und Japan zudem an, ihre  Atomstromproduktion bis 2050 zu erhöhen. 

Die Welt einigt sich auf Abkehr von fossilen Brennstoffen

Die jährliche Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (COP28) fand in Dubai statt und vom großen Erdölstaat Vereinigte Arabische Emirate (VAE) ausgerichtet. Der Leiter war Sultan al-Jaber gleitet, Chef des staatlichen Ölkonzerns.

Die Gespräche begannen positiv mit der Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden (Loss and Damages). Dieser soll ärmere Länder entschädigen, die von Klimakatastrophen betroffen sind. Armere Länder haben oft am wenigsten zum Klimawandel beigetragen, sind aber am stärksten von den Folgen betroffen.

Insgesamt haben die Staaten bisher 700 Millionen Dollar für den Fonds zugesichert. Nach Schätzungen von Experten wird allerdings bis 2030 jährlich zwischen 150 und 400 Milliarden Dollar benötigt.

Nach schwierigen Verhandlungen in Dubai einigten sich die Regierungschefs in ihrer Abschlusserklärung auf eine „Abkehr“ von fossilen Brennstoffen. Es war das erste Mal, dass die Abschlusserklärung eine solche Formulierung enthielt.

UN-Klimachef Simon Stiell sagt, dass die von fast 200 Ländern unterzeichnete Vereinbarung den „Anfang vom Ende“ für fossile Brennstoffe signalisiere.

Der Text fordert jedoch nicht den vollständigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis zu einem bestimmten Datum. Stiell warnt: „Schlupflöcher machen uns anfällig für die Interessen der fossilen Brennstoffe. Das könnte unsere Fähigkeit zunichtemachen, die Menschen überall vor den zunehmenden Klimaauswirkungen zu schützen.“

EU will die Wiederherstellung von Natur und erlaubt Glyphosat

Die EU beschloss 2023 ein bahnbrechendes Gesetz zur biologischen Vielfalt. Die Mitgliedstaaten sind nun verpflichtet bis 2030 mindestens 20 Prozent ihrer geschädigten Land- und Meereslebensräume wiederherzustellen.

Außerdem soll bis 2050 eine Frist für die Wiederherstellung aller geschädigten Ökosysteme gesetzt werden. Laut EU wird dies helfen, die Klimaneutralität zu erreichen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen. Rund 80 Prozent der Lebensräume in ganz Europa befinden sich derzeit in einem schlechten Zustand.

Umweltschützer reagierten enttäuscht: Der ursprüngliche Vorschlag stieß auf heftigen Widerstand und wurde durch zahlreiche Ausnahmeregelungen verwässert. Der Vorschlag sei „weit von dem entfernt, was nach wissenschaftlichen Erkenntnissen notwendig ist, um die Probleme des Klimas und der biologischen Vielfalt zu bewältigen“, so Sabien Leemans von der Umweltorganisation WWF. Es wird erwartet, dass das Gesetz nach der Verabschiedung durch das EU-Parlament Anfang 2024 in Kraft treten wird.

Die EU verabschiedete außerdem eine Reihe von umfassenden  Maßnahmen zur Bekämpfung der Verschmutzung durch Mikroplastik und ein Anti-Abholzungsgesetz für importierte Produkte wie Leder, Palmöl und Holz.

Außerdem wurde die Zulassung des umstrittenen Ackergifts Glyphosat um 10 Jahre in der EU verlängert. Und die Luftverschmutzung ist weiterhin ein ernstes Problem in ganz Europa, wie eine Analyse der DW und des European Data Journalism Network im September zeigt.

Kohlekraftwerk bei Köln im Gegenlicht. Große Dampfwolken steigen in den Himmel. Davor stehen Windräder
Weite Teile Europas sind von Luftverschmutzung betroffenBild: H. Blossey/blickwinkel/picture alliance

Abholzung des Amazonas auf 5-Jahres-Tief

2023 war ein Wendepunkt für Brasilien. Präsident Luiz Inacio Lula da Silva war wieder im Amt und versprach, die Abholzung des Amazonas-Regenwalds zu reduzieren. Unter dem früheren Präsidenten Jair Bolsonaro, einem Klimawandelleugner, hatten Abholzung und Rodung stark zugenommen.

In Lulas erstem Amtsjahr sank die Abholzung auf den niedrigsten Stand seit 2018.

Naturschützer drängen weiterhin auf strengere Kontrollen für die Land- und Rindfleischindustrie in der Regenwaldregion, um den Amazonas zu schützen, der für das Weltklima von großer Bedeutung ist.  

„Die Ausweitung der Weideflächen schreitet immer weiter voran und bleibt die Hauptursache für die Entwaldung im Amazonasgebiet“, sagte Cristiane Mazetti von Greenpeace Brasilien im April gegenüber der DW.

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