Kumi Kumi, Lotoko oder Waragi – all diese Namen stehen für illegale alkoholische Getränke, die in Kenia, der Demokratischen Republik Kongo und Uganda hergestellt werden. Und sie haben noch etwas gemeinsam: Sie alle enthalten Methanol und ihr Verzehr kann tödlich sein.
Methanol gehört zur Stoffgruppe der Alkohole und ist eine klare, farblose Flüssigkeit, die in der chemischen Industrie verwendet und beispielsweise für die Herstellung von Brennstoffzellen eingesetzt wird.
Obwohl sich Ethanol und Methanol in ihrer chemischen Struktur sehr ähnlich sind, unterscheiden sie sich in ihrer toxikologischen Wirkung enorm: Trinken sollte man Methanol auf keinen Fall.
Trotzdem kommt es immer wieder zu oft tödlichen Zwischenfällen mit gepanschtem – also mit Methanol versetztem – Alkohol. Der Stoff kann auf verschiedene Wege in den Trinkalkohol gelangen. Die Trinkenden selbst merken davon nichts, weil Methanol und Ethanol geschmacklich nicht zu unterscheiden sind.
Methanol entsteht als Nebenprodukt bei der Herstellung von Trinkalkohol. Während des Destillierungsprozesses verdampft und kondensiert Methanol vor Ethanol. Deshalb sollte dieses erste Destillat unbedingt ausgesondert werden, um zu verhindern, dass das spätere Endprodukt mit Methanol verunreinigt ist. Darauf ist in der privaten Hinterhof-Brennerei allerdings nicht unbedingt Verlass.
Eine andere Form des Panschens ist die illegale Beimischung von im Vergleich zu Ethanol billigerem Methanol, um den Alkoholgehalt und die berauschende Wirkung des Getränks zu steigern. 2009 starben drei Jugendliche aus Deutschland während einer Klassenfahrt in der Türkei, weil sie Wodka getrunken hatten, der mit Methanol versetzt war.
„Methanol an sich, wenn es völlig unverändert in ihrem Körper bliebe, wäre gar nicht schlimm“, sagt Dr. Carsten Schleh, Toxikologe und Autor des Buches „Vorsicht, da steckt Gift drin!“. Das Problem seien die Abbauprodukte des Methanols.
Das Enzym Alkoholdehydrogenase ist für den Abbau von Ethanol zuständig, baut aber auch Methanol ab, wenn es sich im Körper befindet. So wird aus dem Methanol erst Formaldehyd und dann Ameisensäure. „Die Ameisensäure greift den Sehnerv an und kann zu Erblindung führen. Sehstörungen gehören zu den ersten gravierenden Symptomen einer Methanolvergiftung“, erklärt Schleh.
Ob es beim Verlust der Sehkraft bleibt oder die Ameisensäure bis zum Organversagen und schließlich zum Tod führt, sei hauptsächlich eine Frage der Dosis, so Schleh.
Allerdings sind die Stoffwechselprozesse bei allen Menschen unterschiedlich, sodass genaue Angaben von Grenzwerten schwierig sind. Forschende nehmen an, dass der Konsum von 5 bis 10 ml reinen Methanols zu Erblindung führt. Ab 20 bis 30 ml kann das Trinken tödlich sein.
„Wenn ich in einer vergilbten Plastikflasche eine klare Flüssigkeit angeboten bekomme, die stark alkoholisch riecht, würde ich Abstand nehmen“, sagt der Toxikologe Schleh auf die Frage, wie sich eine Methanolvergiftung verhindern lässt.
Für den Fall, dass das Glas bereits geleert wurde und erste Vergiftungserscheinungen offensichtlich werden, sollte sofort ein Krankenwagen gerufen werden. „Im Krankenhaus wird der Magen ausgepumpt und man bekommt das Medikament Fomezipol, das die Alkoholdehydrogenase hemmt und somit den Abbau in Ameisensäure blockiert“, sagt Schleh.
Eine weitere Maßnahme ist die Gabe von Ethanol. Das klingt seltsam, hat aber einen ähnlichen Effekt wie das Medikament: der Abbau von Methanol in die hochgiftige Ameisensäure wird gestoppt. „Die Alkoholdehydrogenase hat eine höhere Affinität zu Ethanol und baut deshalb bevorzugt diesen Alkohol ab“, erklärt Schleh.
Von einer derartigen Eigentherapie rät Carsten Schleh allerdings trotzdem ab – eine Ethanolvergiftung könne ebenfalls fatale Folgen haben.