Seltener Zwitter-Vogel ist halb weiblich und halb männlich – DW – 22.12.2023

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Seltener Zwitter-Vogel ist halb weiblich und halb männlich – DW – 22.12.2023


Was für eine ungewöhnliche Entdeckung! Dieser Kappennaschvogel (Chlorophanes spiza) hat rechts eine männliche und links eine weibliche Körperhälfte.

Grundsätzlich sind die Fruchtfresser von Südmexiko bis Südostbrasilien weit verbreitet und werden 13-14 Zentimeter groß. Das Männchen ist blau-grün gefärbt, das Weibchen hat ein grasgrünes Gefieder.

Es ist das erste Mal überhaupt, dass solch ein gynandromorpher Vogel in seinem natürlichen Lebensraum beobachtet werden konnte. Ein solcher Gynandromorphismus entsteht z.B., wenn sich eine Eizelle fehlerhaft teilt und dann von zwei Spermien befruchtet wird. Das seltene Phänomen wurde auch schon einmal bei Zebrafinken, bei Krebstieren, bei Schmetterlingen und bei anderen Insekten entdeckt.

Beim Kappennaschvogel wurde vor über 100 Jahren beobachtet, damals allerdings nicht in freier Wildbahn. Und der Vogel damals war genau umgekehrt gemustert, also rechts weiblich und links männlich. 

Kappennaschvogel, jeweils Weibchen und Männchen
Normalerweise ist das Männchen blau-grün gefärbt und das Weibchen hat ein grasgrünes Gefieder.Bild: M. Woike/blickwinkel/picture alliance

Perfektes Ornithologen-Glück

Entdeckt wurde der außergewöhnliche Vogel vom Hobby-Ornithologe John Murillo im kolumbianischen Villamaria. Dort zeigte Morillo seine Entdeckung dem neuseeländischen Ornithologen Hamish Spencer von der University of Otago, der dort zufällig Urlaub machte.

„Das Phänomen ist bei Vögeln extrem selten. Viele Vogelbeobachter können ihr ganzes Leben lang niemals einen Gynandromorphismus bei einer Vogelart beobachten“, erklärt Hamish Spencer im Fachmagazin Journal of Field Ornithology.

Zum Glück hatte Hobby-Ornithologe John Murillo ein Futterhäuschen aufgestellt, das der äußerst seltene Vogel über fast zwei Jahre regelmäßig besuchte. Zwischen Oktober 2021 und Juni 2023 tauchte der zweigeteilte Kappennaschvogel jeweils vier bis sechs Wochen lang regelmäßig an dem Futterhäuschen auf, dann ließ er sich wieder für rund acht Wochen nicht blicken.

Außergewöhnlicher, aber einsamer Vogel

Der außergewöhnliche Vogel verhielt sich an der Futterstellen zwar arttypisch, aber für seine Artgenossen ist dieser zweigeschlechtliche Kappennaschvogel offenkundig zu ungewöhnlich, denn er lebt weitgehend isoliert.

„Der Gynandromorph wartete in der Regel darauf, dass die anderen Kappennaschvögel die Futterstellen verließen, bevor er selbst zum Fressen kam. Im Allgemeinen mied er andere seiner Art, und die anderen mieden auch ihn. Es scheint daher unwahrscheinlich, dass dieses Individuum Gelegenheit zur Fortpflanzung hatte.“



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