Schwere Lebensumstände verursachen keine Depression – DW – 15.11.2024

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Schwere Lebensumstände verursachen keine Depression – DW – 15.11.2024



Mehr als jede zehnte Person in Deutschland wurde im Jahr 2022 mit einer Depression diagnostiziert. Insgesamt sind das rund 9,9 Millionen Menschen. Tendenz: steigend. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Krankenkasse AOK. Frauen sind demnach stärker betroffen. Eine davon bin ich.

Im Frühjahr 2024 begann ich, mich schlecht zu fühlen. Nichts machte mehr Spaß. Zu der Freudlosigkeit gesellten sich Hoffnungslosigkeit und Schuldgefühle: keine gute Mutter zu sein, keine gute Freundin oder Ehefrau. Die innere Anspannung trieb mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett, tausend Sorgen und Ängste im Kopf.

Dabei ist mein Leben wirklich schon mal schwieriger gewesen. Als ich alleinerziehend war, arbeiten und mein Studium beenden musste, zum Beispiel. Oder während der Corona-Pandemie. Ich fragte mich: Warum geht es mir immer schlechter, obwohl sich mein Leben im Vergleich zu dem Jahrzehnt davor deutlich verbessert hat?

„Man muss unterscheiden zwischen Stress, Trauer und anderen normalen Reaktionen auf schwierige Lebensumstände einerseits und der Erkrankung Depression. Das sind zwei verschiedene Welten. Die meisten Menschen – und ich habe das früher auch gedacht – glauben, dass eine Depression eine Reaktion auf schwierige Lebensumstände ist. Diese Annahme könne zum Problem……………………………….. 

Denn ein entscheidender Faktor bei depressiven Erkrankungen sei die Veranlagung dafür, so Hegerl. Wer eine solche Veranlagung habe, für den könnten bestimmte Lebensumstände Auslöser für eine Krankheitsphase sein.  Eine solche sogenannte Prädisposition könne genetischer Natur sein. „Die Veranlagung kann aber auch erworben sein, durch traumatische Ereignisse in der Kindheit“, sagt der Psychiater.

Dass eine Depression wesentlich mehr ist als eine emotionale Talfahrt und ein bisschen Unwohlsein zeigt auch eine aktuelle Studie. Darin konnten Forschende zeigen, dass ein bestimmtes Netzwerk im Gehirn Menschen mit Depressionen ausgedehnter ist als bei gesunden Personen.

Dieses Salienz-Netzwerk (Aufmerksamkeitsnetzwerk) fungiert wie eine Art Filter im Gehirn. Es steuert unsere Aufmerksamkeit und richtet sie auf relevante Außenreize. Und es ist wichtig für die Regulierung unserer emotionalen Antwort auf diese Reize.

Wie genau das funktioniert, ist noch nicht ganz klar. Laut der Studie korreliert die Größe des Salienz-Netzwerks aber mit bestimmten Symptomen einer Depression, wie dem Verlust von Freude und Motivation.

Die Forschenden vermuten deshalb, dass die Vergrößerung des Salienz-Netzwerks als Indikator für eine Depression dienen könnte.

Ich kann also nichts dafür. Erleichterung…………………………………… 

Hegerls Aussagen und die Studienergebnisse bedeuten allerdings auch: Ich werde immer anfällig für depressive Episoden bleiben. Psychotherapie und Medikamente könnten einen Rückfall verhindern, so Hegerl.

„Betroffene sollten einen Notfallplan machen“, schlägt der Psychiater vor. „Was sind die ersten Zeichen? Was kann ich dann tun?“ Das bedeutet unter Umständen allerdings auch, dass Betroffene ihre Situation für andere sichtbar machen und über ihre Depression reden müssen. ………………………………..



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