Die Zwiebeln brutzeln in der Pfanne. Du wendest sie hin und wieder mit ihrem schwarzen Pfannenwender aus Kunststoff. Nach wenigen Minuten hast Du schön karamellisiertes Gemüse – wahrscheinlich mit einer Extraportion Chemikalien dazu.
Schuld daran ist der Pfannenwender. Schwarze Haushaltsgegenstände aus Plastik setzen schädliche Chemikalien frei. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Chemosphere veröffentlicht wurde. Die Forschenden nahmen verschiedene Haushaltsgegenstände aus schwarzem Kunststoff unter die Lupe. Sie suchten nach Spuren giftiger Substanzen, die häufig in recycelten Materialen enthalten sind. Und tatsächlich: 85% der getesteten Produkte enthielten Chemikalien, die als Flammschutzmittel dienen.
„Wir haben 203 unterschiedliche schwarze Plastikartikel gekauft – Haarschmuck, Spielzeug und Küchenutensilien – und sie auf die Chemikalie Brom untersucht“, sagt Megan Liu. Sie ist Hauptautorin der Studie und bei der US-amerikanischen Umweltorganisation Toxic-Free-Future für Wissenschaft und Politik zuständig. „Brom ist ein chemisches Element, das auf das Vorhandensein bromierter (und schädlicher) Flammschutzmittel hinweist“, so Liu. In 17 der 20 Produkte mit dem höchsten Bromgehalt konnten die Forschenden tatsächlich Flammschutzmittel nachweisen. Flammschutzmittel verhindert, dass Kunststoffe in elektronischen Geräten in Brand geraten. Eines der am häufigsten verwendeten ist Decabromdiphenylether (DecaBDE). Der Einsatz der Chemikalie ist in der Europäischen Union zwar seit 2006 verboten. Werden jedoch ältere elektronische Geräte recycelt, kann auch DecaBDE wieder in Umlauf geraten und in Haushaltsgegenständen landen.
So kann aus einem alten TV-Gehäuse ein neuer Pfannenwender werden. Eine strenge Prüfung der recycelten Materialen auf gifte Flammschutzmittel gibt es nicht. „Giftige Flammschutzmittel werden den schwarzen Kunstoffgehäusen um die Elektronik herum hinzugefügt“, sagt Liu. Deshalb habe ihr Team nur den schwarzen Kunststoff untersucht. Neben DecaBDE fanden Liu und ihr Team auch höhere Konzentrationen anderer toxischer Flammschutzmittel. „Das stützt unsere Hypothese, dass Flammschutzmittel in Alltagsprodukten landen, von denen wir es nicht erwarten“, so Liu. Flammschutzmittel, insbesondere DecaBDE, werden mit Krebserkrankungen, hormonellen Störungen, Nerven- und Fortpflanzungsstörungen in Verbindung gebracht. Gut möglich, dass es sich um ein ganzes Bündel versteckter Gesundheitsrisiken handelt. 2,4,6-Tribromphenol ist eine weitere chemische Verbindung in schwarzem Kunststoff. Sie wird mit „Schilddrüsenstörungen bei Menschen und Mäusen assoziiert und wurde in Serum, Muttermilch und der Plazenta nachgewiesen“, heißt es in der Studie.
Über das unsachgemäße Recycling elektronischer Geräte finden die schädlichen Kunststoffe ihren Weg in die Umwelt. So steht es in einer Studie, die 2015 in der Zeitschrift Science of The Total Environment veröffentlicht wurde. Über die so recycelten Materialien gelangen Schadstoffe in Lebensmittel oder über Spielzeuge in den Kindermund – mit noch direkteren Folgen für die Gesundheit. Nicht nur schwarzes Plastik ist ein Problem: Der norwegische Forschungsrat stellte 2024 fest, dass bei einem Viertel aller Kunststoffchemikalien die potentielle Gefährdung für die menschliche Gesundheit und die Umwelt ungeklärt ist.
Liu und ihr Team fanden die höchste Konzentration schädlicher Chemikalien in einem Sushi-Tablett – einer einfachen schwarzen Box zum Mitnehmen. Küchenutensilien wie Schäler, Pfannenwender und Löffel sowie verschiedene Kinderspielzeuge sind ebenfalls stark belastet, heißt es in der Studie. Wie die Schadstoffe in die Produkte gelangen, ist kaum nachzuvollziehen – vor allem, wenn es sich um recycelte Materialien handelt. Beim Recycling würden verschiedene Abfallprodukte oft wahllos vermischt, sagt Bethanie Carney Almroth. Sie ist Ökotoxikologin an der Universität Göteborg in Schweden. Für den Einzelnen bedeutet das, im Zweifel Spielzeuge mit schwarzen Kunststoffteilen aus dem Kinderzimmer zu verbannen. Kochutensilien aus Kunststoff können durch solche aus Holz ersetzt werden. Carney Almroth ist allerdings der Meinung, dass solche Maßnahmen allein nicht ausreichen. Kunststoffe seien überall, während Informationen über deren Inhaltstoffe der Öffentlichkeit kaum zur Verfügung stehen. Der Umgang mit Kunststoffen müsse sich deshalb systematisch verändern, so die Ökotoxikologin. „Einschließlich Verboten und Beschränkungen für Chemikalien, Änderungen im Produktdesign und Umstellung auf Wiederverwendung oder Nachfüllsysteme.“