Am deutschen Aktienmarkt bleibt die vorsichtige Stimmung der Anleger aufgrund des bevorstehenden Leitzinsentscheids der Europäischen Zentralbank (EZB) bestehen. Nach einem positiven Wochenstart verzeichnete der DAX am Dienstagmorgen einen leichten Rückgang und lag zuletzt bei 15.775,12 Punkten mit einem Minus von 0,16 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen verlor ebenfalls 0,08 Prozent und stand bei 27.183,26 Zählern. Auch der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, bewegte sich mit einem Minus von 0,10 Prozent bei 4.250,06 Punkten kaum. Die moderaten Kursgewinne der vergangenen beiden Handelstage wurden von Experten als technische Gegenbewegung angesehen. Zudem werden vor dem Entscheid der Währungshüter am Donnerstag keine großen Kurssprünge erwartet. Die Anleger möchten nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden, daher herrscht derzeit Zurückhaltung.
Es ist immer noch unklar, ob die EZB erneut an der Zinsschraube drehen oder eine Pause einlegen wird. Daher sind die ZEW-Konjunkturerwartungen besonders wichtig. Experten rechnen mit einem weiteren Rückgang auf einem ohnehin sehr niedrigen Niveau. Die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sehen zwar wenig Überraschungspotenzial im Vergleich zu den Markterwartungen, jedoch könnten schwache Daten für eine Zinspause der EZB sprechen.
An der Unternehmensfront waren die Immobilienwerte, die besonders empfindlich auf Zinsänderungen reagieren, erneut gefragt. So stiegen die Aktien von Vonovia um rund ein Prozent. Hingegen setzte ein Kursrutsch des US-Softwarekonzerns Oracle den Aktien des deutschen Konkurrenten SAP zu. Die SAP-Aktien fielen um 1,4 Prozent und belegten den letzten Platz im DAX. Oracle hatte mit einem verlangsamten Wachstum im Cloud-Geschäft im letzten Quartal enttäuscht. Bei SAP sprachen Händler von Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktien in diesem Jahr bereits rund ein Drittel zugelegt hatten.
Die Aktien von Airbus und MTU standen aufgrund des jüngsten Kursrutsches weiter unter Druck. Verschiedene Analystenkommentare bewegten auch die Aktien der Konsumgüterhersteller Beiersdorf und Henkel in unterschiedliche Richtungen. Beiersdorf wurde positiv betrachtet und erhielt eine Hochstufung, während Henkel mit einer Herabstufung konfrontiert wurde. Im MDAX waren die Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh gefragt, nachdem die US-Bank JPMorgan eine positive Einschätzung abgab. Die Papiere stiegen zeitweise um fast 8 Prozent und erreichten ein Hoch seit rund 13 Monaten. Dürr-Papiere profitierten ebenfalls kurzzeitig von einer Empfehlung der Societe Generale, verzeichneten jedoch nur einen geringen Kursanstieg. Die Papiere des Verpackungsspezialisten Gerresheimer belegten den letzten Platz im MDAX und setzten ihre Abwärtsbewegung fort.