Nach zweijährigen Gesprächen bemühen sich Vertreter aus rund 175 Ländern um den Abschluss eines verbindlichen globalen Abkommens zur Begrenzung der Plastikflut. Die Länder treffen sich diese Woche zur letzten Verhandlungsrunde in Busan (Südkorea), um die großen Meinungsverschiedenheiten über den Umgang mit Plastikmüll zu überwinden. Ein solcher Vertrag wäre laut UN-Umweltprogramm UNEP das bedeutendste multilaterale Umweltabkommen seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015. Im Jahr 2019 wurden weltweit rund 350 Millionen Tonnen Plastikmüll erzeugt. Nur neun Prozent davon wurden recycelt, der Rest wurde verbrannt, landete auf Mülldeponien oder in der Umwelt. Langlebige Kunststoffprodukte wie Einwegtrinkhalme können hunderte von Jahren in der Umwelt verbleiben und Ökosysteme kontaminieren. Da die meisten Kunststoffe aus fossilen Brennstoffen gewonnen werden, trägt die Kunststoffproduktion auch zur Klimakrise bei. Umweltschützer fordern die Länder auf, die globale Plastikproduktion bis 2040 um 40 Prozent zu reduzieren. Multinationale Unternehmen, die Plastikverpackungen verwenden, werben für mehr Plastikrecycling. Gruppen wie die Umweltorganisation Greenpeace fordern, dass sich das Abkommen auf eine rasche Verringerung der Kunststoffproduktion konzentrieren sollte. Laut bisherigen Prognosen wird die Plastikproduktion bis 2050 voraussichtlich um das Dreifache steigen. Die fossile Industrie baut die Produktion von Neuplastik als ihren nächsten großen Wachstumsmarkt aus, um die durch die Energiewende verlorenen Umsätze zu ersetzen. Viele Länder, die über den Umfang und die Ambitionen des Plastikabkommens entscheiden werden, haben konkurrierende Interessen. Einige erdölproduzierende Länder konzentrieren sich auf ein verstärktes Recycling, nicht auf Produktionskürzungen bei Kunststoffen. Die USA, ein Kunststoff-, Öl- und Gasriese, änderten nach den letzten Verhandlungen ihren Kurs und unterstützen nun ein Ziel zur Plastikreduktion. Die Länder des Globalen Südens und die EU-Mitgliedstaaten halten den Traum vom Plastikabkommen am Leben. Obwohl es möglich ist, dass in Busan keine Einigung über einen Vertragstext erzielt wird, besteht die Hoffnung, dass die Verhandlungsführer die Forderungen nach einem verbindlichen Vertrag widerspiegeln.